Berlin. Jeden Monat wird der ifo-Geschäftsklimaindex veröffentlicht. Aber was ist das eigentlich genau? Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Am Montag ist es wieder soweit: Dann stellt das ifo Institut für Wirtschaftsforschung seinen Geschäftsklimaindex vor. Jeden Monat schauen Wirtschaftsvertreter, Politiker und Medien gespannt auf die Zahlen, genauer gesagt, die eine aktuelle Zahl, die präsentiert wird. Aber wieso ist der ifo-Geschäftsklimaindex so wichtig und warum ist er für jeden Arbeitnehmer relevant? Die wichtigsten Fragen und Antworten:

Was ist der ifo-Geschäftsklimaindex?

Der ifo-Geschäftsklimaindex gibt Auskunft über die konjunkturelle Lage in Deutschland, beschreibt also, wie es um die wirtschaftliche Situation steht. Dafür füllen rund 9000 Unternehmen monatlich einen Fragebogen mit rund 20 Fragen aus. Abgefragt werden unter anderem:

• die gegenwärtige Geschäftslage

• die Geschäftserwartung für das nächste halbe Jahr

• die Zahl der Beschäftigten

Aus den Antworten wird ein Wert errechnet, der als Frühindikator für die Entwicklung der Wirtschaft gilt. Das heißt: Mit dem Geschäftsklimaindex kann einerseits der Ist-Zustand abgebildet werden, andererseits stellt der Index einen Ausblick dar.

In regelmäßigen Abständen werden auch andere Indikatoren wie beispielsweise die Exporterwartungen der Industrie abgefragt.

Warum ist der Geschäftsklimaindex relevant?

Der ifo-Geschäftsklimaindex erfährt viel Beachtung – in Unternehmen, aber auch in der Politik. Anhand der Prognose lässt sich recht zuverlässig abschätzen, wie sich die Wirtschaft entwickelt. Geht die Konjunktur nach unten, reagieren Unternehmen oft verhalten mit Ausgaben oder wirtschaftlich riskanten Unterfangen.

Eine gute Konjunktur hat damit direkte Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt. Ein guter Geschäftsklimaindex erhöht die Aussicht für Jobsuchende, ein Stellenangebot zu erhalten, immerhin sind bei guter Konjunktur Unternehmen eher geneigt, zu investieren.

Auch in der Politik wird der Geschäftsklimaindex wahrgenommen. Eine schwächelnde Konjunktur kann beispielsweise der Grund sein für Sparmaßnahmen wie im aktuellen Haushaltsentwurf von Bundesfinanzminister Olaf Scholz (SPD) für das Jahr 2020.

Auch bei den Beschäftigtenzahlen gilt die Erhebung als zuversichtliches Prognoseinstrument. Laut einem ifo-Sprecher würden die Korrelationen zwischen der Prognose und der tatsächlichen Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt bei 90 Prozent liegen.

Aber es gibt doch das Bruttoinlandsprodukt. Wofür braucht es einen zweiten Index?

Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) hat im Vergleich zum ifo-Geschäftsklimaindex zwei entscheidende Nachteil: Erstens erscheint es nur vierteljährlich und dann auch erst rund 45 Tage nach dem Quartalsende. Zweitens kann das BIP nur wiedergeben, was sich bereits ereignet hat, indem es alle im Inland hergestellte Waren und Dienstleistungen misst.

Der ifo-Geschäftsklimaindex dagegen erscheint monatlich und gibt neben der gegenwärtigen Geschäftslage auch eine Prognose an, da auch die Geschäftserwartung von den Unternehmen abgefragt wird.

Wie wird der ifo-Geschäftsklimaindex berechnet?

Auf dem Fragebogen, den die Unternehmen erhalten, sind verschiedene Antwortmöglichkeiten vorgegeben. So können die Unternehmen ihre gegenwärtige Geschäftslage beispielsweise mit „gut“, „befriedigend“ oder „schlecht“ bewerten. Für die Prognose des kommenden halben Jahres stehen die Auswahlmöglichkeiten „günstiger“, „gleich bleibend“ oder „ungünstiger“ zur Verfügung.

Die Antworten werden anschließend nach der Firmengröße und dem Gewicht der jeweiligen Branche gewichtet. Eine solche Gewichtung kann beispielsweise so aussehen: Die Industrie hat mit ihren umsatzstarken Vertretern wie Siemens oder Hochtief ein höheres Gewicht als die derzeit kriselnde deutsche Modebranche und die Automobilindustrie hat ein höheres Gewicht als die Spielzeugbranche.

Aus den Werten wird ein einheitlicher Indexwert gebildet, der veröffentlicht wird.

Befragt werden vom ifo Institut für Wirtschaftsforschung dabei Unternehmen aus dem verarbeitenden Gewerbe (z.B. die Industrie), dem Handel und der Bauwirtschaft. Seit April 2018 ist auch der Dienstleistungssektor integriert.

Wie steht es laut ifo-Geschäftsklimaindex um die aktuelle Konjunktur?

Der jüngste ifo-Geschäftsklimaindex aus dem Februar betrug 98,5 Punkte. Das ist der schlechteste Wert seit Dezember 2014. Bis August des vergangenen Jahres herrschte noch euphorische Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Seitdem ist der ifo-Geschäftsklimaindex permanent gefallen.

Vor allem die Prognose der kommenden sechs Monate wird zunehmend skeptisch gesehen. Dort ist der Wert mittlerweile bei 93,8 Punkte angelegt. Zum Vergleich: Im Oktober 2018 lag der Wert noch bei 101,1.

Bis zum historischen Tiefpunkt ist es allerdings noch ein Stück: Im Dezember 2009 lag der ifo-Geschäftsklimaindex in Folge der Wirtschaftskrise bei 84,6 Punkten. Sein Allzeithoch hatte der ifo-Geschäftsklimaindex, der seit 1972 veröffentlicht wird, im Februar 2011: Mit 115,4 Punkten.

Was ist das ifo-Institut?

Das ifo-Institut wurde 1949 gegründet und ist ein eingetragener Verein, also gemeinnützig tätig. Als An-Institut, also als selbstständige Einrichtung, ist es an die Ludwig-Maximilians-Universität München angeschlossen.

Gefördert wird das ifo-Institut von den 16 Bundesländern und dem Bund.