Bonn. Die Bundesnetzagentur will einen neuen Erhöhungsspielraum beschließen, etwa um die Inflation auszugleichen. Der Post ist das zu wenig.

Briefe verschicken soll teurer werden. Die Deutsche Post plant eigenen Angaben zufolge eine Erhöhung des Portos um fünf Cent, die für alle Briefprodukte gelten soll. Umgesetzt werden soll die Preiserhöhung zu Beginn des neuen Jahres.

Bedeutet: Ein Standardbrief würde ab dem 1. Januar 2022 nicht mehr 80, sondern 85 Cent kosten. Der Preis für den Versand einer Briefkarte soll sogar um 10 Cent erhöht werden, auf dann 70 Cent. Die Deutsche Post würde gerne noch mehr Porto verlangen, darf aber nicht.

Bundesnetzagentur: Portoerhöhungen sollen Inflation und Verluste ausgleichen

Noch ist die Erhöhung nicht in trockenen Tüchern. Zunächst muss die Bundesnetzagentur einen neuen Erhöhungsspielraum festlegen. Dies gilt jedoch als Formsache. Die Regulierungsbehörde will eine Anhebung der Preise für alle Sendungsarten von 4,6 Prozent ermöglichen. Eine Entscheidung dazu will die Bundesnetzagentur im November treffen.

Im Vergleich zur Portoanhebung im Jahr 2019 handelt es sich um eine eher moderate Anpassung des Erhöhungsspielraums. Damals durften die Sendungspreise um 8,9 Prozent teurer werden. Mit den neuen Änderungen sollen nach Berechnungen der Bundesnetzagentur eine Inflation von 3,25 Prozent seit 2019 ausgleichen und Produktivitätsverluste von 1,35 Prozent wegen eines Mengenrückgangs auffangen.

Mit sinkenden Sendungsmengen bei zugleich höheren Kosten erklärt auch die Deutsche Post ihre Preisanhebungen. Sobald die Bundesnetzagentur den Erhöhungsspielraum final beschlossen hat, will sie prüfen, ob sich die neuen Portopreise der Post im festgelegten Rahmen befinden. Ist dies der Fall, gelten sie bis 2025. Auch interessant: Deutsche Post rechnet in diesem Jahr mit neuem Paket-Rekord

Deutsche Post unzufrieden mit Erhöhungsspielraum

In der Konzernzentrale der Deutschen Post herrscht trotz der voraussichtlichen Mehreinnahmen schlechte Stimmung. Der neue Erhöhungsspielraum würde nicht ausreichen, um steigende Lohnkosten auszugleichen. Und sie seien „erst recht kein Ausgleich für die in den nächsten Jahren zu erwartende Steigerung der Stückkosten durch weiter sinkende Briefmengen, höhere Inflation und Zusatzkosten für einen klimafreundlicheren Briefdienst“, heißt es in einer Mitteilung.

Der letzte Aspekt zielt unter anderem auf eine Modernisierung der Fahrzeugflotte. Um klimaschonender zu werden, muss die Deutsche Post zudem in neue Technik investieren. Des Weiteren verenge die Vorgabe der Regulierungsbehörde den Spielraum für Tariferhöhungen – dieser sei dadurch „deutlich eingeschränkt“. Der Konzern hat im Post- und Paketgeschäft 155.000 Beschäftigte im Inland, davon sind 118.500 Zusteller. Lesen Sie hier: Klima-Plan der Post könnte Paketversand teurer machen

Digitale Kommunikation macht der Post zu schaffen

Der Briefmarkt schrumpft im Digitalzeitalter seit langem. Die Menschen schreiben deutlich weniger Briefe als früher und nutzen in ihrer Kommunikation stattdessen verstärkt E-Mails, Chats oder soziale Medien. Allerdings ist das Briefgeschäft für das Bonner Unternehmen weiterhin lukrativ – das liegt auch an den staatlich genehmigten Preiserhöhungen.

Es geht um Briefe, die in Briefkästen eingeworfen werden oder bei Postfilialen abgegeben werden – also vor allem von Privatkunden, aber auch von Anwaltskanzleien, Steuerberatern und meist kleineren Firmen. Um die klassische Geschäftspost geht es nicht – zum Beispiel Unterlagen von der Bank oder von der Versicherung. Die Preise für diese Sendungen verhandelt die Post mit den Firmenkunden und gewährt dabei je nach Volumen und Art der Lieferungen Rabatte.

Pakete- Frankieren mit Briefmarken nicht mehr möglich

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    Die Post verzeichnete in der Vergangenheit Volumenrückgänge von grob gesagt zwei bis drei Prozent jährlich bei den Briefen, auch für die Zukunft geht sie von solchen Einbußen aus. Im Jahr 2019 zum Beispiel lag das Absatzminus in der Sparte „Brief Kommunikation“ im Vergleich zum Vorjahr bei 3,4 Prozent. Wegen der Mitte 2019 greifenden Portoerhöhung lag das Umsatzminus im Bereich „Brief Kommunikation“ allerdings nur bei 0,8 Prozent.

    Während der Corona-Krise blieb der Briefversand stabil

    Im Corona-Jahr 2020 gab es in dieser Sparte nur ein Mini-Absatzminus von 0,3 Prozent auf 6,42 Milliarden Sendungen, der Umsatz kletterte vor allem wegen der Portoerhöhung von 2019 sogar um 4,5 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Das lag allerdings auch daran, dass bestimmte Sendungen von Firmen nicht mehr als Werbepost verschickt werden durften, sondern als Briefe – das war positiv für die Briefsparte und negativ für die Werbepost-Sparte „Dialog Marketing“.

    Bei der Werbepost gab es in dem Jahr 2020 ein heftiges Minus – das lag zum kleinen Teil an besagter Kundenverschiebung, aber vor allem an der Corona-Krise: Viele Firmen waren finanziell so unter Druck, dass sie auf Werbung erstmal verzichteten. Rechnet man Briefe und Werbepost zusammen, lag das Absatzminus bei der Deutschen Post bei 10,4 Prozent auf 14,3 Milliarden Sendungen im Jahr 2020, der Umsatz mit diesen Produkten sank um 2,1 Prozent auf 8 Milliarden Euro.

    Post-Konkurrenten beklagen Wettbewerbsverzerrung

    Das Thema Portoerhöhung ist ein heißes Eisen. Zum einen ärgert es manchen Verbraucher, wenn seine alten Briefmarken nicht mehr ausreichen und er seine Sendung zusätzlich frankieren muss. Außerdem gibt es immer wieder Kritik von Konkurrenten: Paketdienstleister monieren, dass die Deutsche Post DHL ihr Paketgeschäft mit den Briefeinnahmen gewissermaßen quersubventionieren kann und dadurch einen Wettbewerbsvorteil hat am boomenden Paketmarkt. Lesen Sie auch: Warum der DHL-Paketbote nicht mehr klingeln könnte

    Der FDP-Bundestagsabgeordnete Reinhard Houben registrierte die angepeilte Portoerhöhung mit Kopfschütteln. Durch Filialschließungen und stillgelegte Briefkästen habe die Post in den vergangenen Jahren viel Geld eingespart. Die Briefmengen seien zwar rückläufig, aber angesichts solcher Einsparungen sollte doch zumindest eine Preisstabilität möglich sein.

    „Dass die Portoerhöhung stattdessen alle drei Jahre zu einer Art Selbstläufer geworden ist, ist ärgerlich“, sagte Houben. Er wertete aber positiv, dass die Anhebung nicht so stark ausfällt wie 2019.

    (yah/dpa)