Rom. In Italien explodieren die Preise. Die Pizza wird immer teurer – und italienische Gastronomen greifen zu drastischen Schritten.

Die Pizza-Restaurants in Italien greifen zu außergewöhnlichen Maßnahmen. Weil die Preise für Strom und Gas infolge des Ukraine-Kriegs drastisch gestiegen sind, hängen sie ihre Stromrechnungen öffentlich ins Fenster, um den Preisanstieg für ihre Gerichte zu rechtfertigen.

„Ich bin gezwungen, 10 Euro für eine Pizza Margherita zu verlangen, oder ich muss das Lokal schließen“, klagt schweren Herzens Alberto Rovati, Inhaber der Pizzeria „Funky Gallo“ in der Lombardei. Die Margherita kostete zuvor 5,50 Euro. Seine Stromrechnung hat er deshalb für seine Gäste sichtbar ins Fenster gehängt.

Im Juli betrug seine Stromrechnung 4000 Euro - gut dreimal soviel wie im Vorjahr mit 1350 Euro. „Mit dem Ausstellen der Rechnung will ich nicht meine Kunden abschrecken, sondern ein Zeichen setzen, dass es so nicht weitergehen kann. Solange ich es schaffe, arbeite ich weiter, danach werden wir sehen“, so Rovati.

Auch große Verarbeiter von Tomaten und Gemüse sind betroffen. So erhielt der Besitzer einer Konservenfabrik nahe der süditalienischen Hafenstadt Salerno eine Stromrechnung von fast einer Million Euro (978.000 Euro), berichtet der Unternehmer Francesco Francese in sozialen Netzwerken und veröffentlichte Fotos der Rechnungen.

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Im Vorjahr wurde ihm noch ein vergleichsweise „akzeptabler“ Betrag von 120.000 Euro berechnet, zumal Juli und August in die heiße Phase der Tomatenverarbeitung fallen. „Während sich unsere Politiker um einen Parlamentssitz streiten, werden die Unternehmer inmitten des Energie-Dschungels allein gelassen“, schreibt Francese in Anspielung auf die italienischen Parlamentswahlen am 25. September.

Italiens Familien und Unternehmen sind seit Monaten von hohen Energiepreisen geplagt. Die Regierung des scheidenden Premiers Mario Draghi hat zwar ein Hilfspaket über 14 Milliarden Euro locker gemacht, um die negativen Auswirkungen der hohen Energiepreise abzufedern. Dies wird jedoch von den Unternehmern als unzulänglich bewertet.

Aus Protest gegen die steigenden Energiepreise haben Hotels, Restaurants und Geschäfte im Adria-Badeort Caorle nahe Venedig dieser Tage fünf Minuten lang ihre Lichter ausgeschaltet. „Wir protestieren gegen die Regierung, die immer noch keine einschneidenden Maßnahmen gegen Inflation und Stromrechnungen ergriffen hat“, sagt Corrado Sandrin, Sprecher des Handelsverbands Confcommercio.

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Nicht nur in Caorle gehen die Lichter aus. Angesichts der stark gestiegenen Energiepreise ergreifen die italienischen Städte Maßnahmen zur Senkung des Stromverbrauchs. Ziel ist, Italiens Energiekonsum um 7 Prozent zu verringern, was vier Milliarden Kubikmetern Gas entspricht. Mehrere Städte reduzieren bereits die Straßenbeleuchtung.

Die Regierung rät, Büros, Wohnungen und Geschäfte trotz der heißen Jahreszeit nicht unter 26 Grad zu kühlen. Die Beamten werden aufgefordert, am Ende des Tages das Licht in den Büro-Räumen auszuschalten. Mit Blick auf den Herbst und die Wiederinbetriebnahme der Heizungsanlagen hat das italienische Umweltministerium die Gemeinden gebeten, die Temperatur in den öffentlichen Gebäuden um zwei Grad zu senken.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.