Berlin. Viele Speditionen haben auf Flüssiggas für Lastwagen gesetzt. Jetzt kämpfen sie mit finanziellen Problemen. Wie dies so kommen konnte.

Die Logistikbranche schlägt Alarm und fordert von der Bundesregierung mehr finanzielle Unterstützung und einen LNG-Schutzschirm für Lastwagen, die mit Flüssiggas betrieben werden. „Aktuell droht aufgrund der unzureichenden staatlichen Unterstützung vielen Betrieben das Aus“, warnt der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL).

In Bedrängnis sind in Folge des Ukraine-Kriegs vor allem Speditionen, die auf politisches Drängen der Vorgängerregierung in ihren LKW-Fuhrpark in LNG-Lastwagen investiert haben. „Jetzt, wo die LNG-Preise explodiert sind und weit über dem Dieselpreis liegen, stehen diese Klimapioniere reihenweise vor dem Aus“, sagte der BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt dieser Redaktion. „Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck lässt die Familienbetriebe hier seit einem halben Jahr im Regen stehen.“

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Die Transportbranche hat mit enormen Preissteigerungen zu kämpfen. „Seit Ende 2020 haben sich die Dieselpreise verdoppelt, die LNG-Preise versechsfacht und die AdBlue-Preise veracht- bis verzehnfacht“, warnt der Verbandschef. Mehr als 70 Prozent aller Güter in Deutschland werden per Lastwagen transportiert. „Mit einem funktionierenden Straßengüterverkehr steht und fällt die Versorgung von Bevölkerung und Wirtschaft in diesem Lande.“

Lastwagen: Rund 100.000 Fahrer dringend gesucht

Die Lage ist für die gesamte Güterlogistik schwierig. Neben den enormen Kostenexplosionen fehlten in der Branche bis zu 100.000 Fahrer. Zudem mangelt es an rund 40.000 Lastwagen-Stellplätzen, sagte Engelhardt. Dadurch seien Brummifahrer jeden Abend auf verzweifelter Suche nach einem Parkplatz. Obwohl das Problem erkannt sei, ginge der Ausbau der Stellplatzkapazitäten nur schleppend voran, kritisiert der BGL-Chef. Täglich sind rund 800.000 Lastwagenfahrer auf deutschen Autobahnen und Landstraßen unterwegs.

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Der Fahrermangel beschäftigt auch die Hersteller. Besser ausgestattete Lastwagen könnten den Beruf attraktiver machen, aber zugleich zu höheren Anschaffungskosten führen. „Ein sehr gut ausgestatteter Lkw kostet 10 bis 15 Prozent mehr als die Standardausführung“, sagte Alexander Vlaskamp, Vorstandsvorsitzender des Lkw-Bauers MAN. „Wenn wir über drei bis vier Prozent Verbrauchseinsparung bei guter Fahrweise sprechen, dann sehen wir bei den heutigen Dieselpreisen rund 3000 bis 4000 Euro Einsparungen pro Jahr.“ Durchschnittlich würden die Lkw sieben Jahre gefahren werden.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.