Berlin. Kostenlose Girokonto sind ein Auslaufmodell. Immer mehr Geldinstitute knüpfen die Gebührenfreiheit an Bedingungen. Das ist zu erfüllen.

Kostenloses Girokonto – mit diesem Angebot haben zahlreiche Geldinstitute jahrelang neue Kunden angelockt. Doch immer mehr Banken und Sparkassen verabschieden sich von diesem Service – und machen bestimmte Bedingungen zur Voraussetzung, damit eine Monatsgebühr für die Kontoführung entfällt. Zuletzt hat die Deutsche Kreditbank (DKB) das bedingungslose Kostenlosangebot für Neukunden gestrichen. Lesen Sie hier: Abschaffung der EC-Karte sorgt für Ärger - Was Verbraucher jetzt tun können.

Wer bei der DKB als Neukunde sein Girokonto kostenlos führen möchte, muss künftig einen monatlichen Geldeingang von mindestens 700 Euro nachweisen oder unter 28 Jahre alt sein. Die rund 5,2 Millionen bestehenden DKB-Kunden sind von dieser Änderung nicht betroffen. Allerdings müssen auch sie – wie die Neukunden – vom nächsten Jahr an für zusätzliche Konten sowie die Kredit- und Girokarte extra bezahlen. Das Erstkonto inklusive Debitkarte bleibt aber für sie ohne Bedingungen weiter kostenlos.

Mit der Neuerung reiht sich die DKB in die Gruppe vieler Geldinstitute ein, die zwar mit einem gebührenfreien Girokonto werben, aber gleichzeitig diverse Bedingungen daran knüpfen oder für zusätzliche Dienstleistungen extra Geld verlangen.

Kostenloses Girokonto: Was Verbraucherschützer empfehlen

„Mit der DKB hat sich auch die letzte große Direktbank vom bedingungslos kostenfreien Girokonto verabschiedet“, sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich. „Fast alle Banken fordern heute einen bestimmten monatlichen Mindest-Geldeingang, damit das Konto gratis geführt wird.“

Allerdings sind auch die meisten Girokonten nicht wirklich kostenlos, auch wenn keine Grundgebühr verlangt wird, sagt Ralf Scherfling, Finanzexperte der Verbraucherzentrale NRW: „Verbraucher müssen hier bei der Wahl eines Girokontos auf das Kleingedruckte achten, das sich gerne hinter den kleinen Sternchen verbirgt.“ Denn die Grundgebühr sei zwar ein Kostenfaktor, aber nicht der einzige.

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Überweisungen und Geldabheben: Mögliche Extra-Gebühren überprüfen

Wer beispielsweise auf Bargeld nicht verzichten möchte, sollte bei der Wahl des Kontos prüfen, an welchen Geldautomaten Bargeld kostenlos gezogen werden kann und wie groß das Automatennetz ist, empfiehlt der Verbraucherschützer. So bieten beispielsweise Sparkassen, Privatbanken und Volksbanken eigene Geldautomaten-Netzwerke an.

Jeder sollte genau prüfen, welche Dienstleistungen das Girokonto eines Geldinstitut umfasst und welche Leistungen extra bezahlt werden müssen. So können Extra-Gebühren für Überweisungen, fürs Geldabheben, für eine Debitkarte oder Kreditkarte fällig werden, sagt Scherfling. Auch fallen die Dispo-Zinsen bei den Geldinstituten sehr unterschiedlich aus.

Hier gibt es das Girokonto noch kostenlos

Der Bankkunde sollte das Konto deshalb nach seinen individuellen Bedürfnissen und Ansprüchen aussuchen. „Wichtig ist auch, darauf zu achten, welche Einlagensicherung für die Bank gilt und ob im Falle einer Insolvenz der Bank eventuell sogar mehr als 100.000 Euro pro Kunde abgesichert sind“, sagt Scherfling.

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Aktuell bieten nach einer Untersuchung von Finanztest der Stiftung Warentest nur noch 11 Geldinstitute kostenlose Girokonten ohne Mindestgeldeingang oder andere Voraussetzungen an. Ebenso sind dort die Visa-Debitkarte und das Geldabheben bei einem Cash-Pool-Automaten gratis.

Auch bei diesen Instituten ist das Girokonto kostenlos:

  • C24 Bank (Smartkonto)
  • EdekaBank (Edeka-Konto)
  • KT Bank (GiroKonto)
  • Meine Bank - Raiffeisenbank im Hochtaunus (OnlineOnly-Konto)
  • PSD Bank Nürnberg (GiroDirekt)
  • Sparda-Bank Hessen (Giro)
  • Volksbank Braunschweig Wolfsburg (MeinKonto)
  • Volksbank Dreieich (easyGiro online)
  • VR Bank Niederbayern-Oberpfalz (Mein GiroDirekt)

Girokonto: Diese Kosten verlangen einige Banken

Alle anderen renommierten Geldinstitute bieten zwar die Girokonten kostenlos an, aber nur unter der Voraussetzung, dass jeden Monat Geld aufs Konto fließt.

Bei der Commerzbank, Comdirect und ING müssen laut Verivox mindestens 700 Euro monatlich auf das Girokonto eingehen, bei der Postbank sogar 3000 Euro, damit das Girokonto kostenlos ist. Wer bei der Postbank unter dem Mindestbetrag liegt, der muss 10,90 Euro pro Monat für das Top-Girokonto bezahlen. Bei der Commerzbank werden 9,90 Euro fällig, bei Comdirect und der ING 4,90 Euro, bei der DKB für Neukunden 4,50 Euro.

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Bei einem „echtes Gratiskonto“: Zahlreiche Leistungen sind kostenlos

Die Targobank verlangt einen monatlichen Geldeingang von 600 Euro, sonst werden 3,95 Euro fällig, bei der Norisbank sind es 500 Euro, sonst muss der Kunde 3,90 Euro monatlich berappen, wie ein exemplarischer Vergleich des Portals Verivox für diese Redaktion ergeben hat.

Hinzu kommen noch ganz unterschiedliche Bedingungen fürs Geldabheben. An den Automaten der Cash Group ist das Geldabheben für Kunden der Postbank, Norisbank, Commerzbank und Comdirect mit der Girocard kostenlos. Kunden der DKB, ING und Consorsbank können an allen Automaten kostenlos Geld abheben, allerdings müssen dies mindestens 50 Euros ein.

Angesichts der unterschiedlichen Bedingungen rät der Verivox-Chef allen Verbraucherinnen und Verbrauchern, bei der Auswahl eines neuen Girokontos nicht nur auf die kostenfreie Kontoführung zu achten. „Bei einem echten Gratiskonto müssen sie auch fürs Geldabheben sowie für Überweisungen, Lastschriften und Daueraufträge nichts bezahlen“, sagt Maier. „Auch die Girocard oder eine Debit-Kreditkarte sollte die Bank gebührenfrei zur Verfügung stellen.“

Der Artikel "Banken und Sparkassen: Wo es noch kostenlose Girokonten gibt" erschien zuerst auf morgenpost.de.