Berlin. Wegen der Energiepreise geht in den Betrieben die Angst vor dem Absturz um: Inflation, Rezession, Pleiten. Das Handwerk schlägt Alarm.

Die Angst vor Inflation und Rezession geht um. "Vielen steht das Wasser inzwischen bis zum Hals", klagt Hans Peter Wollseifer, der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH). Gerade die kleinen Betriebe können nach seiner Darstellung die Energiepreisexplosion nicht verkraften.

Die volkswirtschaftlichen Schockwellen sind unübersehbar. Zum einen senkte das Münchner Ifo-Institut seine Konjunkturprognosen für 2022 und 2023. Zum anderen stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen im August an – ein Warnsignal.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) legte sie im Vergleich zum Vormonat um 6,6 Prozent zu. Im Juli war sie noch um 4,2 Prozent zurückgegangen. Das sind Anzeichen dafür, dass Deutschlands Wirtschaft in eine Krise schlittern könnte, in eine Winterrezession. Sie wäre die Folge des Ukraine-Krieges und der Sanktionen gegen Russland. Kremlchef Wladimir Putin wird seit Langem vorgeworfen, Energie als "Waffe" gegen alle Unterstützer der Ukraine einzusetzen.

Die gestiegenen Energiepreise treffen erst mal die Produzenten, die auf Strom oder Gas besonders angewiesen sind: die großen Stahlkocher, aber eben auch jede Bäckerei. Manche geben die Kosten an ihre Kunden weiter – mit der Folge, dass der Konsum einbricht –, andere können das nicht, zumindest nicht vollständig. Ein Mischbrot für acht Euro? Wer kauft es noch?

Energiepreise: Kommen die Staatshilfen zu spät?

Wollseifer sagte dpa, die Betriebe gingen unter, "wenn ihnen nicht schnell ein Rettungsring aus direkten und unbürokratischen Härtefallhilfen zugeworfen wird". Um eine Insolvenzwelle im Handwerk zu verhindern, müsse Unterstützung jetzt kommen und einfach zu beantragen sein. „Vielen Betrieben fehlen schlicht die Mittel, um eine solche Durststrecke zu überstehen." Eine Umfrage unter seinen Mitgliedern zeigte, dass die Kosten für Strom und Wärme seit Jahresbeginn im Mittel um 62 Prozent gestiegen sind.

Den energie- und handelsintensiven Unternehmen will die Bundesregierung mit Zuschüssen helfen. Wollseifers Sorge ist allerdings, dass es bei der Ankündigung bleibt oder dass sie so spät umgesetzt wird, dass die betroffenen kleinen und mittleren Betriebe sie kaum nutzen können. (mit dpa)

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Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.