Berlin. Die Preise in der Eurozone sind deutlich höher als noch vor einem Jahr. Wie funktioniert Inflation und welche Rolle spielen Löhne?

Der Krieg in der Ukraine hat die Welt verändert – und in der EU nach einer lange stabilen Lage die Inflationsraten deutlich erhöht. Die Produkte sind heute deutlich teurer als noch vor einem Jahr. Doch die Löhne folgen der Preisentwicklung derzweit noch nicht.

Wie es konkret zu einer Inflation kommt, ist vielen Menschen allerdings nicht so ganz klar. Wie lautet die Definition? Welche Rolle spielen Löhne? Was ist Hyperinflation? Und wer ist von einem Anstieg des Preisniveaus besonders betroffen? Die wichtigsten Begriffe und Fakten zur aktuellen Situation.

Was versteht man unter Inflation?

Der Begriff Inflation stammt aus dem Lateinischen, inflare bedeutet aufblasen. Gemeint ist damit der Anstieg des Preisniveaus. Der Duden definiert Inflation als eine "anhaltende allgemeine Erhöhung des Preisniveaus und dadurch bedingte[n] Rückgang der Kaufkraft einer Währung". Vereinfacht ausgedrückt heißt das: Die Preise steigen, das Geld verliert an Wert. Auch interessant: Inflation und Deflation – Das sind Unterschiede und Gefahren

Inflation: Was ist die Lohn-Preis-Spirale?

Für das Entstehen einer Inflation ist die Geldmenge innerhalb einer Volkswirtschaft maßgeblich. Zu einer Inflation kann es etwa kommen, wenn gegenüber der gesamtwirtschaftlichen Gütermenge eine zu große Menge an Geld vorhanden ist, wie die Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) erklärt. Wenn die gesamtwirtschaftliche Güternachfrage das gesamtwirtschaftliche Güterangebot übersteigt und es nicht kurzfristig erhöht werden kann, kommt es zu einem Anstieg des Preisniveaus, also zur Inflation.

Daraufhin steigen auch die Löhne, etwa durch Forderungen der Gewerkschaften: Die Menschen haben dann mehr Geld, die Nachfrage nach Gütern wächst. Doch die Unternehmen haben durch die höheren Löhne steigende Kosten zu verzeichnen, was eine erneute Preissteigerung der Güter mit sich zieht – und dazu treibt die gestiegene Nachfrage die Preise zusätzlich in die Höhe. Die Löhne werden anschließend erneut erhöht. Dieser sich selbst hochschaukelnde Vorgang wird Lohn-Preis-Spirale genannt. Er führt dazu, dass sich eine Inflation ständig selbst verstärken kann.

Deutet der Anstieg einzelner Preise auf Inflation hin?

Nein. Werden einzelne Produkte kurzfristig teurer, spricht man nicht von einer Inflation, wie die Deutsche Bundesbank schreibt. Vielmehr geht es um das Preisniveau, den Durchschnitt aller Preise.

Was bedeuten Begriffe wie Inflationsrate oder Hyperinflation?

Je nach Geschwindigkeit kann von unterschiedlichen Formen der Inflation gesprochen werden, die anhand der Inflationsrate gemessen werden. Die Inflationsrate bezeichnet der bpb zufolge den prozentualen Anstieg des Preisindexes innerhalb eines bestimmten Zeitraums.

  • Schleichende Inflation: Die Preise steigen in einem sehr langsamen, kaum merklichen Tempo.
  • Trabende Inflation: Die Inflation schreitet etwas schneller voran, die Rate liegt der herrschenden Meinung zufolge laut bpb zwischen 10 und 20 Prozent.
  • Galoppierende Inflation: Die Preise steigen sehr schnell, es sind Inflationsraten von über 20 Prozent zu verzeichnen.
  • Hyperinflation: Die Preissteigerungen sind enorm. Inflationsraten können 50 Prozent oder mehr betragen.

Wer ist von einer Inflation besonders betroffen?

Von den Folgen einer Inflation sind besonders die Personengruppen betroffen, deren Einkommen nicht an das steigende Preisniveau angepasst wird. Darunter fallen beispielsweise auch Bezieherinnen und Bezieher von Sozialleistungen oder Rentnerinnen und Rentner. Die Deutsche Bundesbank definiert Preisstabilität als "wichtigstes Ziel" des Eurosystems, um die Kaufkraft des Geldes zu erhalten.

Wie wirkt sich Inflation auf Sparen aus?

Bei einer Inflation verlieren Ersparnisse an Wert, wenn zu Anlageoptionen mit niedrigen Zinsen gegriffen wurde. Dies ist nicht nur beim Sparbuch der Fall, sondern auch bei den meisten Tages- und Festgeldkonten: Selbst hohe Geldbeträge werfen hier kaum Zinsen ab. Ein Vermögen, das beispielsweise über viele Jahre zur Altersvorsorge angespart wurde, könnte dann nicht mehr ausreichen. Aus diesem Grund greifen viele Menschen mittlerweile zu Geldanlageformen wie ETFs. (mit dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.