Berlin. Noch ist die Zahl der Insolvenzen niedrig. Das kann sich aber schnell ändern. Die Vorzeichen sind schlechter als bei der Pandemie.

Als die Corona-Pandemie Deutschland erreichte und die Geschäfte ihre Türen schließen mussten, waren sich viele Ökonomen und Wirtschaftsexperten einig: Auf Deutschland rollt eine Insolvenzwelle zu. Sie lagen falsch. Zwar gab es Unternehmen, die aufgeben mussten – oft auch ohne Insolvenz anzumelden. In der Summe aber hat die deutsche Wirtschaft robust auf die Pandemie reagiert.

Daraus sollten keine falschen Schlüsse für die jetzige Situation gezogen werden. Die Energiekrise stellt die Wirtschaft vor eine ganz andere Herausforderung.

Energie: Krise könnte bedrohlicher als Corona-Pandemie werden

Während in der Pandemie die Sparrate auf Rekordhöhen hochschnellte und viele Anschaffungen oder auch Urlaube später nachgeholt wurden, ist die Kauflaune derzeit so schlecht wie noch nie. Wer kann, legt das Geld lieber für die Nebenkostenabrechnung zurück.

Daraus ergibt sich ein gefährliches Zusammenspiel: Horrende Energiekosten auf der einen und fehlende Kunden auf der anderen Seite.

65 Milliarden Euro werden nicht ausreichen

Die 65 Milliarden Euro aus dem dritten Entlastungspaket mögen gewaltig klingen. Doch schon jetzt ist absehbar, dass es sie nicht ausreichen werden. Möglicherweise wird es neben direkten Hilfen und Krediten für Unternehmer weitere Konsumanreize für die Verbraucherinnen und Verbraucher benötigen.

Nur wie soll das finanziert werden? Die geplante Abschöpfung der sogenannten Zufallsgewinne gestaltet sich in der Umsetzung bereits als schwierig. Das Aussetzen der Schuldenbremse hingegen ist für die FDP eine rote Linie. Womöglich wird sie diese überschreiten müssen. Klar sein sollte dabei aber: Zunächst muss der Staat seine Einsparpotenziale nutzen, bevor er erneut ohne Haltelinie die Geldtöpfe öffnet.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.