Stuttgart. Daimler muss Hunderttausende Diesel zurückrufen. In einigen Mercedes-Benz-Modellen seien unzulässige Abgastechniken eingebaut worden.

Rückrufwelle bei Daimler – Wie der Autobauer am Freitagabend mitteilte, habe das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) einen Rückrufbescheid für Hunderttausende Fahrzeuge erlassen, in denen nach Ansicht der Behörden unzulässige Abgastechniken verwendet worden seien. Daimler wolle gegen den Rückruf Widerspruch einlegen, da die Abgastechnik laut dem Konzern rechtlich in Ordnung sei.

Den Angaben zufolge sei eine mittlere sechsstellige Zahl an Mercedes-Benz-Fahrzeugen in Europa betroffen, die mit dem etwas älteren Euro-5-Dieselmotor mit der Bezeichnung OM651 ausgestattet sind. Eine genaue Zahl wurde nicht genannt, der Motor wurde jedoch in diversen Modellen verbaut. Es handle sich zudem um ein Modell, dass in aktuellen Baureihen nicht mehr zum Einsatz käme, wie Daimler verlauten ließ. Die Produktion der Fahrzeuge sei im Juni 2016 ausgelaufen. Unter anderem seien etwa rund 260.000 Transporter des Modells Sprinter betroffen.

Rückruf von Modellen bereits im vergangenen Jahr

Das KBA hatte Daimler bereits im letzten Jahr die Auflage erteilt, gut 680.000 Diesel-Fahrzeuge zurückzurufen. Diesen Juni kamen noch einmal rund 60.000 Geländewagen vom Typ Mercedes-Benz GLK dazu. Laut der Behörde sei in den Fahrzeugen eine unzulässige Abschalteinrichtung bei der Abgasreinigung zum Einsatz gekommen. Auch hier hatte Daimler Widerspruch eingelegt.

Daimler hatte jedoch betont, dass der aktuelle Fund nicht neu oder überraschend sei. Der Autobauer habe im Zusammenhang mit der Anordnung zum GLK bereits darüber informiert, dass die beanstandete Funktionalität in verschiedenen Baureihen enthalten sei und eine Prüfung angekündigt. Die Funktionsweise der Abgasreinigung sei dem KBA bereits im Mai 2018 vorgestellt und seit Sommer 2018 in weiteren Besprechungen eingehend erläutert worden.

Daimler rechnet nicht mit Verlust durch Rückrufe

Trotz der Widersprüche kooperiere man mit den Behörden, wie Daimler verlauten ließ. Der Konzern werde die Rückrufe umsetzen und betroffene Kunden schriftlich informieren. Der Klärungsprozess mit dem KBA sei weit fortgeschritten, aber noch nicht abgeschlossen. Es sei daher nicht ausgeschlossen, dass das KBA weitere Anordnungen erlassen werde.

Daimler betonte zudem, dass sich der Rückruf nicht auf das Geschäftsergebnis auswirken würde. Daimler hatte auch wegen hoher Rückstellungen für die Diesel-Rückrufe im zweiten Quartal einen Verlust verbucht. Zudem hatte die Staatsanwaltschaft im September ein Bußgeld in Höhe von 870 Millionen Euro gegen Daimler verhängt. Grund war eine fahrlässige Verletzung der Aufsichtspflicht in einer mit der Fahrzeugzertifizierung befassten Abteilung, was dazu geführt hatte, dass Dieselfahrzeuge Genehmigungen erhielten, obwohl der Ausstoß von Stickoxiden bei den Autos teilweise nicht den Vorschriften entsprach.

(dpa/lhel)