Berlin. Um etwa Spargel oder Erdbeeren zu ernten, sind deutsche Landwirte auf Helfer angewiesen - doch die dürfen nun nicht mehr über die Grenze kommen. Agrarministerin Julia Klöckner hat aber auch eine gute Nachricht: Viele wollen nun auf den Äckern mit anpacken.

Im Kampf gegen die Ausbreitung der Corona-Pandemie in Deutschland hat das Bundesinnenministerium ein Einreiseverbot für Saisonarbeiter angeordnet.

Erntehelfern und anderen Saison-Arbeitskräften werde von heute an, im Rahmen der bestehenden Grenzkontrollen bis auf Weiteres die Einreise verweigert, teilte ein Sprecher auf Anfrage mit. Der Bauernverband forderte, die Beschränkungen möglichst kurz zu halten.

Diese Regelung gelte für die Einreise aus Drittstaaten, aus Großbritannien, für EU-Staaten wie Bulgarien und Rumänien, die nicht alle Schengen-Regeln vollumfänglich anwenden, sowie für Staaten wie Österreich, "zu denen Binnengrenzkontrollen vorübergehend wieder eingeführt worden sind". Wie mit Saisonkräften aus Polen und Tschechien verfahren werden soll, ist noch nicht abschließend geklärt. Allerdings hätten diese wegen der Einschränkungen im eigenen Land ohnehin Schwierigkeiten, nach Deutschland zu kommen, hieß es. Die Beschränkungen seien "zwingend erforderlich, um Infektionsketten zu unterbrechen", fügte der Sprecher hinzu.

Bauernpräsident Joachim Rukwied sagte, das Einreiseverbot treffe die Betriebe in der jetzigen Phase sehr hart. Der Stopp müsse so kurz wie möglich gehalten werden. Die Betriebe seien bereit, jegliche Maßnahmen zum Infektionsschutz umzusetzen. Insbesondere Obst-, Gemüse- und Weinbaubetriebe bräuchten dringend Arbeitskräfte. Auch Agrarministerin Julia Klöckner räumte ein, der Einreisestopp treffe die Landwirte "enorm hart". Die Regelung werde aber nach zwei Monaten überprüft. Mit Innenminister Horst Seehofer (CSU) sei sie darüber im Gespräch, Asylbewerbern ohne Arbeitserlaubnis in Deutschland die Möglichkeit zu geben, in der Landwirtschaft zu arbeiten.

In der Landwirtschaft sind jährlich knapp 300.000 Saisonarbeitskräfte beschäftigt, die vor allem aus Osteuropa kommen. Vielen Betrieben fehlen derzeit Arbeitskräfte für Ernte und Aussaat. Verbände und das Bundeslandwirtschaftsministerium haben Internet-Plattformen aufgesetzt, um Betriebe und Freiwillige, die auf den Feldern arbeiten könnten, in Kontakt zu bringen. Klöckner sagte, dass es bereits über 16.000 Bewerbungen von "helfenden Händen" gebe.