Berlin. Viele Geräte versprechen schnellen Strom ohne Kosten. Was taugen die Gadgets und kann man sich damit unabhängig vom Stromnetz machen?

Die Zeit günstiger Energiepreise ist vorbei. Das bekommen viele Haushalte aktuell zu spüren: Die Strom- und Gasrechnungen fallen entsprechend hoch aus. Kein Wunder also, dass Verbraucherinnen und Verbraucher nach Wegen suchen, sich vom Stromnetz unabhängig zu machen – und Unternehmen versuchen davon zu profitieren.

Schon im vergangenen Jahr gab es einen Run auf Wärmepumpen. Und auch Photovolaikanlagen auf dem Dach werden dieses Jahr wieder stark vom Staat gefördert. Allerdings gibt es weitaus günstigere Hilfsmittel, für die man kein Eigenheim haben muss, die aber Einsparungen bei den Stromkosten versprechen.

Mobile Solar-Gadgets versprechen kostenlosen Strom "to go"

So lassen sich im Internet zahlreiche Solar-Gadgets finden. Zu diesen Geräten gehören zum Beispiel:

  • Solar-Generatoren
  • Handkurbeln zum Aufladen von Smartphones
  • Faltbare Solar-Module
  • Solar-Rucksäcke

Doch was bringen die kleinen Geräte und lohnt sich eine Anschaffung bei den aktuellen Strompreisen überhaupt?

Bei der Verbraucherzentrale Brandenburg ist man da eher skeptisch: "Verbraucher:innen sollten sich vor dem Kauf überlegen, wo und wie das Gerät eingesetzt werden soll und wieviel an Stromkosten sie dadurch sparen könnten", meint Energieexperte Joshua Jahn.

"Das tägliche Aufladen des Smartphones durch eine Powerbank mit Solarmodul spart zum Beispiel bei den aktuellen Strompreisen etwa 2 Euro pro Jahr. Der Kauf einer solchen Powerbank hat sich unter diesen Bedingungen also erst nach sehr vielen Jahren rentiert", sagt Jahn. Da ist es oft günstiger, sich das Geld für das Gerät zu sparen und stattdessen auf den Strom aus der Steckdose zu setzen.

Strompreise: Smartphone mit Muskelkraft aufladen

Deutlich wird das zum Beispiel bei einem Handkurbelgenerator, der derzeit für rund 150 Euro zu haben ist. Eine Smartphoneladung an der Steckdose kostet selbst bei hohen Strompreisen nicht mehr als zwei Cent. Um die 150 Euro Einkaufswert auszugleichen, müsste man sein Smartphone also schon 7500 mal per Hand vollkurbeln.

Energieexperte Jahn meint: "Pauschal ist für den privaten Gebrauch zu Hause von solchen Geräten abzuraten, da die Anschaffungskosten meistens höher sind, als die dadurch erzielten Einsparungen bei den Stromkosten. Strom aus der Steckdose ist in der Regel langfristig günstiger und bei einem richtigem Ökostromanbieter auch klimafreundlich." Mobile solar- oder handbetriebene Ladegeräte lohnen sich also allenfalls für unterwegs. Sie können die Laufzeit von Geräten, etwa beim Wandern oder einem längeren Campingtrip, verlängern. Dann sind sie allerdings eine zusätzliche Anschaffung und kein Mittel, um Kosten zu sparen.

Strom selbst erzeugen mit Balkonkraftwerken

Eine Möglichkeit selbst günstigen Strom zu produzieren gibt es jedoch. Die Verbraucherzentrale empfiehlt dafür Solar-Balkonkraftwerke. Das sind Solarpanele, die auf dem Balkon, der Terrasse oder an der Hauswand angebracht und einfach an die Steckdose angeschlossen werden.

Scheint die Sonne, fließt der damit gewonnene Strom direkt vom Balkon in den Stromkreislauf der Wohnung. "Diese Geräte sind sehr empfehlenswert und haben eine Amortisationszeit von 5-10 Jahren und damit eine sehr gute Wirtschaftlichkeit", sagt Jahn.

Balkonkraftwerke sollten nach Süden ausgerichtet werden.
Balkonkraftwerke sollten nach Süden ausgerichtet werden. © Maryana Serdynska/istock

Solarmodule: Das müssen Sie vor dem Anbringen beachten

Das Balkonkraftwerk kann in der Regel selbst aufgestellt werden. Nur wenn Sie es an der Hauswand oder der Balkonbrüstung anbringen wollen, brauchen Sie vorab eine Genehmigung vom Vermieter oder der Eigentumsgemeinschaft. Außerdem sollte das Gerät beim Netzanbieter und der Bundesnetzagentur angemeldet werden. Dafür reicht ein einfaches Formular, häufig helfen auch die Hersteller der Balkonkraftwerke beim Ausfüllen.

Sobald das Minikraftwerk steht und die Sonne scheint, wird also Strom vom Versorger eingespart. Zumindest im Sommer können Verbraucher sich so unabhängiger vom Stromnetz machen.