Wellington. Neuseelands Premierministerin Ardern nannte Oppositionspolitiker Seymour einen „arroganten Pimmel“. Beide reagierten ungewöhnlich.

Es war ein ungewöhnlicher Eklat im neuseeländischen Parlament: Premierministerin Jacinda Ardern (42) bezeichnete David Seymour, den Vorsitzenden der rechtsliberalen ACT-Partei, vergangene Woche während einer Debatte als „arrogant prick“. Blöd war nur, dass alle im Parlament Arderns Aussage hörten, weil ihr Mikrofon noch an war. Selbst das Protokoll der Debatte hielt die Beleidigung fest. „Prick“ ist wahlweise als Pimmel oder Arsch zu übersetzen.

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Was danach passierte, ist hingegen großartig: Ardern und Seymour versteigern einen von beiden unterschriebenen Ausdruck aus dem Sitzungsprotokoll und erzielen damit umgerechnet knapp 60.000 Euro. Die Auktion lockte im Internet 282 Bieter an.

„Pimmel“-Eklat unterstützt Prostatakrebs-Stiftung

Das Geld spenden die beiden Politiker der neuseeländischen Prostatakrebs-Stiftung. Laut Seymour kommt das Geld also „Pimmeln überall“ zugute. Zuvor hatte sich die Regierungschefin beim Chef der ACT-Partei entschuldigt.

Der Vorsitzende der Stiftung, Danny Bedingfield, sagte, die Aktion mache einen gewaltigen Unterschied für Männer und ihre Familien, die mit der Krankheit lebten.

David Seymour und Jacinda Ardern posieren mit einem unterzeichneten Ausdruck des Hansard (offizielles Parlamentsprotokoll), in dem Ardern Seymour als „arroganten Pimmel“ bezeichnet.
David Seymour und Jacinda Ardern posieren mit einem unterzeichneten Ausdruck des Hansard (offizielles Parlamentsprotokoll), in dem Ardern Seymour als „arroganten Pimmel“ bezeichnet. © ACT Party/dpa

Wie kam es überhaupt zur Beleidigung? Ardern beantwortete im Parlament Fragen, unter anderem des Abgeordneten Seymour. Zum Abschluss forderte er Ardern auf, einen Fehler zu benennen, der ihr in ihrer Amtszeit unterlaufen sei und den sie anschließend korrigiert habe.

„Pimmel“-Ausrutscher nach Fragerunde im Parlament

In ihrer Antwort räumte die Premierministerin ein, dass die kontrollierte Isolierung – ein wichtiger, aber umstrittener Schritt der neuseeländischen Corona-Maßnahmen – für die Öffentlichkeit schwierig gewesen sei. Sie fügte jedoch hinzu, dass sie hinter der Arbeit stehe, die ihre Regierung geleistet habe.

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Doch nach der Fragerunde raunte Ardern ihrem Stellvertreter Grant Robertson den im Nachhinein gar nicht so verhängnisvollen Satz zu: „Er ist so ein arroganter Pimmel.“ Eine Beleidigung, die letztlich Gutes bewirkte. (dw/dpa/AP)