Berlin. Wie der Ukraine helfen? Nato-Jets würden einen Weltkrieg auslösen – doch es gibt eine andere Lösung, glaubt ein Berater Selenskyjs.

Eine indirekte Folge von Putins Krieg in der Ukraine sind die explodierenden Energiepreise. Hierzulande spüren das die Verbraucherinnen und Verbraucher beispielsweise beim Tanken oder beim Heizen. Doch je länger der Krieg dauert, desto stärker seien die "verheerenden Folgen für die Weltwirtschaft", sagt die ARD-Börsenexpertin Anja Kohl. Sie prophezeit bei "Maischberger" die "Inflation als Dauerzustand."

Deshalb sei nicht egal, wer den Krieg gewinne. Es entscheide sich moralisch, politisch und wirtschaftlich, wer die "neue Weltordnung bestimmt", so die Journalistin. Drei Viertel aller russischen Einnahmen kämen gerade aus Öl-Exporten. "Im Gegensatz zu Gas ist Öl ersetzbar", erklärt sie und spricht von Vorräten alleine in Deutschland, die 90 Tage lang ausreichen würden.

"Ich wüsste nicht, wann wir die einsetzen sollten, wenn nicht in einem Krieg", sagt Kohl. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) möchte den Ölvorrat Deutschlands trotz mehrfacher Nachfragen von Maischberger "nicht öffentlich kommentieren". Schärfere Sanktionen gegen Russland würden jeden Tag besprochen, aber man müsse sich als Regierung nicht nur solidarisch mit der Ukraine zeigen, sondern habe auch "eine Verantwortung die soziale Stabilität in der EU zu erhalten", so Lindner.

"Sandra Maischberger": Das waren die Gäste:

  • Christian Lindner, Bundesfinanzminister (FDP)
  • Alexander Rodnyansky, Berater von Ukraines Präsident Wolodymiyr Selenskyj
  • Natascha Sindeewa, russische Journalistin
  • Anja Kohl, ARD-Börsenexpertin
  • Tilo Jung, Journalist
  • Wolfram Weimer, Publizist

"Sandra Maischberger" in der ARD: Sanktionen werden heiß debattiert

"Putins Wirtschaft steuert auf einen Kollaps zu", so hingegen die Einschätzung der Wirtschaftsexpertin Kohl. Sie ist überzeugt: "Putin setzt sich nur an einen Verhandlungstisch, wenn er wirtschaftlich am Ende ist."

Publizist Wolfram Weimer spricht sich im Ukraine-Konflikt gegen weitere Sanktionen gegen Russland aus. "Man muss trotz allem einen kühlen Kopf behalten, damit wir nicht in einen dritten Weltkrieg kommen", sagt er. Er ist davon überzeugt, dass stärkere Sanktionen Wladimir Putin nicht an den Verhandlungstisch bringen. Kohl widerspricht Weimer – wie mehrfach an diesem Abend – in diesem Punkt lautstark und zeigt die wirtschaftlichen Zusammenhänge auf.

Journalistin bei "Sandra Maischberger": "Ukraine könnte zweites Aleppo werden"

Doch es geht an diesem Abend auch um die menschlichen Folgen von Putins Krieg in der Ukraine. "Jetzt ist der Punkt erreicht, an dem der Westen darüber nachdenken muss, ob es ein zweites Aleppo wird", sagt Kohl. Alexander Rodnyansky ist der Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und spricht von einer "schlimmen Lage" und "gravierenden Zerstörungen".

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Ihm zufolge häufen sich die Berichte über Vergewaltigungen und Tötungen von Zivilistinnen und Zivilisten. Dennoch gibt Rodnyansky sich bei "Maischberger" überzeugt davon, dass ein Sieg möglich ist. "Wir glauben alle, dass wir gewinnen können. Die Frage ist, wie lange es dauert". Mehr zum Thema: Ukraine-Konflikt – Kommt jetzt eine große Hungersnot?

Um den Krieg schneller beenden zu können, sei mehr militärische Unterstützung nötig – statt einer Flugverbotszone plädiert er für den "Mittelweg" und nennt hierbei "sehr fortgeschrittene Flugabwehrsysteme". Zudem spricht auch Rodnyansky sich für härtere Sanktionen aus. "Wenn der Krieg immer weiter eskaliert, wird er mittelfristig menschlich und wirtschaftlich viel teurer für Europa", sagt er.

Ukraine-Krieg – Hintergründe und Erklärungen zum Konflikt

Russische Journalistin bei "Maischberger" über Protestaktion im Staatsfernsehen

Der Kreml geht indes hart gegen kritische Journalistinnen vor. Auch "Doschd", einer der letzten unabhängigen TV-Sender des Landes, musste erst kürzlich seinen Betrieb einstellen. Die Gründerin Natascha Sindeewa befindet sich seitdem an einem geheimen Ort. Sie spricht von einem gespaltenen Russland.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von X, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Auf der einen Seite seien die, die der jahrelangen Propaganda glauben würden, die für Putin und für den Krieg seien. Auf der anderen Seite diejenigen, die dagegen seien. Zwar seien die meisten Medien inzwischen zensiert, doch es gebe noch einige wenige, die berichten würden. "Ich weiß nicht, wie die das machen. Das Risiko ist enorm", so Sindeewa. Lesen Sie auch: Fremdenlegion – Deutsche Kämpfer im Krieg gegen Putin

Trotzdem hat die Journalistin Hoffnung. Etwa wegen Fällen wie dem der Journalistin Marina Owsjannikowa, die Anfang der Woche live im russischen Staatsfernsehen protestierte – "Glaubt der Propaganda nicht", stand auf ihrem Schild. Oder weil es noch Internet im Land gebe. "Die Situation ist schwierig, aber vielleicht ist es ein langsames Erwachen, dass nun stattfindet", sagt Sindeewa.

"Maischberger": So liefen vergangene Sendungen:

Dieser Artikel erschien zuerst auf waz.de.