Berlin. Erstmals können auch die Zuschauenden bei den Sing-Offs von “The Voice“ mitbestimmen. Die neuen Regeln kommen nicht bei allen gut an.

Allerhand Modernisierungsmaßnahmen haben ProSieben und Sat.1 den Zuschauenden in der 11. Staffel von "The Voice of Germany" bereits präsentiert. Da ist es nur konsequent, dass die Sender auch in der ersten Folge der Sing-Offs mit einem neuen Regelwerk an den Start gehen. Zum ersten Mal können auch die Zuschauenden vor dem Fernseher mitbestimmen. Doch das "Wie" sorgt für Verwirrung.

Es ist fast schon das Motto der diesjährigen "The Voice"-Staffel: "Das gab es noch nie!", ruft Moderatorin Lena Gercke aufgeregt, als sie gemeinsam mit ihrem Kollegen Thore Schölermann auf die Bühne tritt und die Neuerungen vorträgt. Die Sing-Offs sind diesmal nicht nur live, sondern auch ein recht entspanntes Unterhaltungsprogramm für die vier Coaches: Die müssen nämlich jeweils nur ein Talent aus ihrem Team selbst ins Viertelfinale wählen. Die anderen beiden sucht sich das Publikum zuhause aus.

In der ersten Sing-Off-Folge treten die Teams von Nico Santos und Johannes Oerding an: Zunächst in einer Art Kelly Family-Auftritt mit dem kompletten Team und dem jeweiligen Coach, dann hat jedes Talent einen Einzelauftritt. Die Zuschauenden stimmen über die Sender-Apps für die Kandidatinnen und Kandidatinnen ab und wählen sie auf die beiden "Hot Seats" – zwei große rote Sessel. Wer am Ende die meisten Prozentpunkte im Ranking gesammelt hat, kommt eine Runde weiter.

Allerdings: Das Publikum darf von Showbeginn an für alle Talents abstimmen – auch für jene, die noch gar nicht aufgetreten sind. Das Ranking wird in der Live-Show laufend aktualisiert, die Personen auf den Hot-Seat-Plätzen gegebenenfalls ausgetauscht.

"The Voice": Eine Sängerin von Anfang an auf "Hot Seat”

Welche Effekte ein solch dynamisches Abstimmsystem hat, zeigt sich im Team Johannes: Dort voten die Zuschauenden Kandidatin Ann Sophie Dürmeyer direkt nach dem Gruppenauftritt auf den Hot Seat – lange vor ihrer Einzelperformance. Die 30-Jährige ist vielen bereits durch ihre Teilnahme beim "Eurovision Song Contest" 2015 bekannt. Auch das gehört zum neuen Voting-Konzept: Ob ein Talent bekannter oder beliebter als alle anderen ist, spiegelt sich auf den roten Stühlen in Echtzeit wider.

"The pressure is on", kommentiert die Sängerin ihren Einstieg – der Druck steigt. Am Ende liefert Dürmeyer mit ihrer eigenen Interpretation des Radiohead-Klassikers "Creep" tatsächlich einen der stärksten und variationsreichsten Auftritte der Sendung ab. Das Publikum und die Coaches in der Halle quittieren die letzte Performance des Abends mit Standing Ovations. Aber behält die Kandidatin auch ihren Platz in der unbeständigen Abstimmung der Zuschauenden an den Smartphones?

Neue Regeln bei "The Voice" kommen nicht bei allen gut an

Die beschweren sich derweil an anderer Stelle über das neue Voting-System. Es sei nicht fair, dass Talents bereits vor ihrer Performance in die Hot Seats gewählt werden können, heißt es etwa auf Twitter. Tatsächlich geht der Gesang am heutigen Abend etwas bei den ständigen Updates der Listen unter: Ein Großteil der Sendung besteht darin, dass Gercke und Schölermann auf ein gigantisches Smartphone-Display mit Balken starren oder frenetisch in die Halle rufen, dass sich "jederzeit alles ändern kann".

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Die Prophezeiung bewahrheitet sich: Als Team Nico die erste Hälfte der Show gestaltet, entwickelt sich auf den Hot Seats eine regelrechte Stuhlpolonaise. Nach fast jedem Auftritt steht ein neues Talent am oberen Ende des Rankings. Nach fast jedem Auftritt schickt das Moderations-Duo mitleidig einen Thronsitzer oder eine Thronsitzerin zurück in die Lounge. Dort hockt der Rest des Teams in einer weniger begehrenswerten Sessellandschaft und lächelt bei jedem Schwenk brav in die Kamera.

"Ich frage mich, warum die Coaches die ganzen Jahre hier entschieden haben", ruft Schölermann kurz bevor das Stühlerücken mal wieder in eine neue Runde geht. Die Nerven der Talents, die sich erst eine Runde weiter wägten und dann doch noch im Ranking fielen, können ihm diese Frage vielleicht beantworten.

Ann Sophie Dürmeyer hat es ins Viertelfinale von
Ann Sophie Dürmeyer hat es ins Viertelfinale von "The Voice" geschafft. © ProSiebenSAT.1/Christoph Assmann

"The Voice"-Coach Elif sorgt für große Überraschung

Es dauert fast zwei Stunden, bis an diesem Abend die erste definitive Entscheidung fällt, und dann nochmal rund 80 Minuten bis zur zweiten. Als Gercke und Schölermann die Abstimmungen beenden, hat das Publikum im Team Nico am fleißigsten für die südafrikanische Musical-Sängerin Gugu Zulu und die Würzburger Surferin Kati Lamberts abgestimmt. Santos selbst schickt die 63-jähriger Amerikanerin Jennifer Williams-Braun ins Viertelfinale. Im Team Johannes verteidigt Ann Sophie Dürmeyer auch nach ihrem Auftritt ihren Hot Seat. Mit ihr schaffen es der Oppurger Sebastian Krenz im Publikumsvoting und die Berlinerin Zeynep Avci eine Runde weiter.

Kurz bevor Schölermann dann an das anschließende Promi-Magazin "red!" übergibt, schreitet aus dem Backstage-Bereich überraschend eine Person auf die Bühne, die das Publikum an diesem Abend noch nicht gesehen hat. Es ist Coach Elif, die Talents auf der "Comeback Stage" eine zweite Chance gibt. Sie rettet Lena Belgart und Linda Elsener vor dem Ausschied und sorgt damit für so große Freudensprünge, dass Schölermann nochmal erinnert, dass hier heute auch alle "geimpft und getestet" sind.

"Ich habe hier das letzte Wort, würde ich sagen", kommentiert Elif derweil ihre Entscheidung. Man kann von den neuen Regeln bei "The Voice" halten, was man will: Sie sorgen für Spannung. Und das wortwörtlich bis zum letzten Moment.

"The Voice" – So liefen die bisherigen Sendungen