Nöbdenitz. Ostereiausstellung und Orchideenschau im Pfarrhof zum kleinen Ostern

„Der Fußbodenkleber der DDR ist unübertroffen“, sagt Peter Rehfeld aus Rositz, der viele spannende Geschichten auf Lager hat. Er bastelt ausschließlich mit Naturmaterial, nur beim Kleber macht er eine Ausnahme. Der Rentner bildet mit den in seiner Freizeit gebastelten Ostereiern das Herzstück der Ausstellung. Viele Dutzend Eier hat er mitgebracht. Hühner-, Gänse- und Straußeneier, die er in sechzehn verschiedenen Techniken bunt gestaltet hat. Die hat er sich alle selbst beigebracht, wie er erzählt: „Als die Kinder klein waren, brauchten die ja Beschäftigung.“

Die Kirchgemeinde Nöbdenitz veranstaltete die dritte Ostereiausstellung in der Kultur- und Bildungswerkstatt. Foto: Andreas Bayer
Die Kirchgemeinde Nöbdenitz veranstaltete die dritte Ostereiausstellung in der Kultur- und Bildungswerkstatt. Foto: Andreas Bayer © zgt

Mit winzigen Teilchen aus Strohhalmen, die er der Länge nach aufschneidet, mit dem Bügeleisen glättet und dann in Form schneidet, sind viele der Eier geschmückt. „Aber nur die matte Seite klebt“, warnt Rehfeld. Auch mit Binsenmark, wie im Gothaer Raum verbreitet, hat er beachtliche Erfolge erzielt und die Technik sogar erweitert, indem er auch Holundermark verwendet. „Ich bin wahrscheinlich der Einzige, der das macht“, vermutet er.

Auch die Samenkapseln von Klatschmohn finden sich auf manchen Eiern wieder. Die Wachsauftragetechnik aus der Lausitz, Kratztechniken, Ätztechnik, Stoffbespannung, Bemalung mit Stecknadeln oder Faserstiften, Rehfeld hat eigentlich alles ausprobiert in den letzten fünf Jahrzehnten. „Ich habe viele Hobbys, mache auch Fensterbilder, Weihnachtssterne aus Sägespänen und male Aquarelle“, bekennt der 78-Jährige.

Eigentlich habe er Maurer gelernt, zuletzt aber als Kokszieher im Teerverarbeitungswerk in Rositz gearbeitet. „Ich bin der letzte Überlebende“, sagt Rehfeld, der erleben musste, dass viele seiner ehemaligen Arbeitskollegen nicht das Rentenalter erreichten. In seinen Hobbys fand er Ausgleich, auch nachdem die Kinder ausgezogen waren. „Wir können nicht alles vom Boden holen, was ich im Lauf der Jahre angefertigt habe.“

Zum dritten Mal lud die Kirchgemeinde Nöbdenitz anlässlich von „Lätare“ zur Osterei-Ausstellung in die Kultur- und Bildungswerkstatt. Lätare ist nach christlichem Brauch der vierte Sonntag der siebenwöchigen Fastenzeit. An diesem ist eine Unterbrechung des Fastens erlaubt, darum wird dieser Tag auch als „kleines Ostern“ bezeichnet.

Bereits zum zweiten Mal war die Ostereiausstellung mit einer Orchideenschau verbunden, auf der Gottfried Dinter seine Gewächse präsentierte. Blühende Orchideen in sämtlichen Spek­tren der Farbenpalette hat der Langenbernsdorfer mit­gebracht. Züchtungen aus Afrika, Taiwan und Nepal sind darunter, aber auch einheimische Arten. „Viele brauchen es kühl und trocken im Winter, um wieder zu blühen“, sagt Dinter. Nicht aber die Sorten, die in subtropischen Gefilden wachsen. Importe benötigen zudem meist das erste Jahr, um sich an ­unseren Jahreszeitenwechsel an­zupassen.

Dass Orchideen Schmarotzer sind, lässt Dinter nicht gelten. „Manche Arten sitzen zwar auf dem Holz von Bäumen, entziehen ihnen aber keine Nährstoffe wie Misteln“, sagt er. An sich seien Orchideen relativ anspruchslos. Sie mögen viel Licht, aber keine direkte Sonne, bevorzugen mittlere Tagestemperaturen um die 23 Grad Celsius, in der Nacht eine Absenkung auf um die 15 Grad und gedeihen bestens, wenn man sie zwischendurch auch mal ein paar Tage auf dem Trockenen lässt. Über den Zuspruch der Besucher ist Dinter sichtlich erfreut: „Eigentlich sind alle begeistert, weil es im Winter so trist war, jetzt blüht langsam wieder alles.“