Jena. Erna und Eugen Kastner feiern nach 65 Ehejahren die eiserne Hochzeit. Seit 1995 leben beide in ihrer Wohnung in Lobeda-Altstadt.

„Bei Kastners ist es immer schön“, antworten die Feiergäste auf die Frage, was das Tolle an den Jubilaren sei. Und das glaube ich gern, schließlich erschienen an diesem Mittwoch zahlreiche Gratulanten. Familie, Freunde, ehemalige Arbeitskollegen, Mitmieter, Vertreter vom Ortsteilrat: Alle überbrachten Präsente und Glückwünsche anlässlich eines besonderen Ehrentages.

Am 15. Mai 1954 gaben sich Erna und ­Eugen Kastner in Jena das ­Ja-Wort. Erst standesamtlich, dann kirchlich – das war den gläubigen Eheleuten wichtig. Nicht verwunderlich also, dass sich beide während der Arbeit in der christlichen Luisenklinik kennenlernten. Die heute 89-Jährige war als Reinigungskraft angestellt, ­Eugen verdiente als Installateur sein Geld. So richtig gefunkt habe es auf dem täglichen Arbeitsweg mit der Straßenbahn. „Unsere Blicke fanden sich. Dass dies nach über 65 Jahren heute immer noch so ist, davon hätten wir ­damals nicht zu träumen gewagt“, sagt die leidenschaftliche Hausfrau, die in Schlesien geboren wurde und durch Flucht 1952 nach Jena-Lobeda gelangte.

Ihr 87-jähriger Mann, ein echtes Urgestein im Ort, war als Handwerker und Techniker aktiv und ist seit 70 Jahren bei der ortsansässigen Feuerwehr, davon 35 Jahre aktiv im Brand- und Unfallschutz. „22 Jahre war ich Wehrleiter, heute bin ich stolz auf meine Ehrenmitgliedschaft“, sagt der Hobbygärtner, der auch an der Ortschronik mitwirkte.

Neben der Hausgemeinschaft wisse er stets seine Erna hinter sich, die für ihn, den Haushalt sowie zwei Töchter, fünf Enkel und vier Urenkel da sei. Ihr Liebesrezept wollte ich wissen. „Toleranz, Zusammenhalt und viele nette Menschen um sich herum. Bei uns ist immer Leben“, sagt Erna Kastner. Da passt es gut, dass nach einem Polterabend und der gestrigen Feier das nächste Familienfest am Freitag nicht lange auf sich warten lässt.