Jena. Regina und Klaus Hermes feiern den 60. Hochzeitstag. Die Kunst führte sie einst zusammen.

Schon beim Betreten der Wohnung im Stadtteil Winzerla lassen Einrichtung und klassische Klaviermusik im Hintergrund keinen Zweifel: Bei Familie Hermes spielen Kunst und Kultur eine wesentliche Rolle.

Seit zwölf Jahren wohnt das Ehepaar, das gestern die diamantene Hochzeit beging, in ihrer Mietwohnung, fühle sich in der dortigen Hausgemeinschaft sehr wohl. Doch ihre gemeinsame Geschichte begann einst im Norden Deutschlands.

„Regina und ich lernten uns 1954 während des Kunststudiums in Heiligendamm kennen. Zunächst waren wir nur Kommilitonen, mehr nicht“, sagt der heute 87-Jährige. Seine drei Jahre jüngere Frau zog es anschließend nach Gera. Dort arbeitete die gebürtig aus dem Raum Zeitz Stammende als Grafikerin und Designerin bei der Deutschen Werbeagentur ­(Dewag). 1957 kam auch der in Güstrow geborene Klaus beruflich in die Stadt an der Weißen Elster – als Farbgestalter von Fassaden und Wandbildern bei der damaligen Bau Union.

Vom morbiden Charme des Hauses begeistert

Bei einem Sonntagsspaziergang trafen sich beide wieder, gingen ein Eis essen und sind heute nach 60 Jahren Ehe immer noch glücklich miteinander. „Am 16. Mai 1959 heirateten wir, da war unsere erste Tochter bereits geboren. Nachdem wir vorher nur in kleinen Zimmern wohnten, konnten wir aber nun eine erste gemeinsame Wohnung samt ­Küche mit Badewanne beziehen“, sagt die leidenschaftliche Fotografin. Es folgten ein Sohn und eine weitere Tochter. Mittlerweile gehören zudem sechs Enkel und drei ­Urenkel zur Familie. Nach Jena kam die Familie 1968. Bereits seit drei Jahren war Klaus Hermes dort an der heutigen Musik- und Kunstschule beschäftigt.

„Da mal wieder keine Wohnung für uns frei war, musste ich zunächst jeden Tag pendeln. Plötzlich ergab sich aber eine Möglichkeit und wir zogen innerhalb eines Tages in die Villa der Familie Rosenthal ein.“ Auch wenn sie anfänglich vor der Größe und des Zustandes der Wohnung gewarnt wurden, war das Ehepaar vom künstlerischen Ambiente und einem morbiden Charme überzeugt. 38 Jahre fanden die Hermes in der Villa ihre Heimat, ­gestalteten jeden Raum sowie ein großes Atelier nach künstlerischen Vorstellungen und pflegten die Parkanlage mit Herzblut. Das von Regina Hermes gestaltete Fotobuch „4 Jahreszeiten“ erinnert an diese Zeit, in der sie selbst zum Wohle ihrer Kinder oft zurücksteckten.

Mit zunehmendem ­Alter und einer Verschlechterung des Gesundheitszustandes von Klaus Hermes entschied sich das Paar für einen Alterssitz in Winzerla, was auch Ortsteilbürgermeister Friedrich-Wilhelm Gebhardt (SPD) sehr begrüßt: „Bei Familie Hermes spürt man auch heute noch, dass Zufriedenheit im Leben die Basis für eine lange, glückliche Partnerschaft ist.“