Neunheilingen. Neunheilinger Betrieb setzt zunehmend auf „Bio“: Acht Prozent der Anbaufläche umgestellt

Die Agrargesellschaft Neunheilingen (AGN) baut ihre Bioflächen weiter aus. Nachdem vor zwei Jahren bereits die Schafhaltung und die Grünlandflächen auf den Biobetrieb umgestellt wurden, kommt in diesem Jahr auf etwa 20 Hektar Fläche auch der Anbau von Hanfpflanzen dazu.

Aus den Hanf-Nüssen werde dann Öl gewonnen, erklärt Geschäftsführer Marko Hesse. Die Aussaat habe bereits stattgefunden. Geerntet werden könne Ende August oder Anfang September. Hanföl ist vor allem als wertvolles Speiseöl beliebt.

Das hiesige Landwirtschaftsunternehmen arbeitet dabei mit der „Werra Hanf Genossenschaft“ in Wanfried zusammen, die sich gerade in der Gründung befindet, einem Netzwerk aus Hanfbauern und anderen Partnern, das die Nutzung der Hanfpflanze weiter ausbauen will.

Pro Hektar könnten etwa 1,5 Tonnen Hanf-Nüsse geerntet werden, wenn alles gut läuft, meint Hesse. In Ölmühlen müssten die Früchte dann umgehend verarbeitet werden. Der Gehalt an THC, dem Stoff, der für die Rauschwirkung des Hanfs verantwortlich ist, sei bei den angebauten Hanfpflanzen extrem gering, erklärt der Landwirt. Dennoch müssen sich Hanfbauern strengen Kontrollen unterziehen, vom Saatgut-Nachweis bis zur Ernte.

Der nächste Schritt in Neunheilingen könnte der Anbau von Hanf sein, der sich zur Gewinnung von Fasern eignet. Doch gibt es aktuell in der Region keine Verarbeitungsbetriebe. Und die Pflanzen quer durch Deutschland zu fahren, sei ökologischer und ökonomischer Unsinn, ist Marko Hesse überzeugt.

Verarbeitungslinie für Hanf-Fasern geplant

Mittelfristig wolle die hessische Genossenschaft aber neben der Ölmühle auch eine Verarbeitungslinie für Fasern aufbauen. Der Bedarf sei da.

Aktuell werden von der AGN-Tochter Helag (Heilinger Land Agrar GmbH) 180 Hektar Grünland und 215 Hektar Ackerland zwischen Neunheilingen und Thamsbrück unter dem Bio-Siegel bewirtschaftet. Das entspricht etwa acht Prozent der gesamten Anbaufläche. Zudem stehen 950 Mutterschafe und deren Nachzucht im Stall, ebenfalls mit Biofutter großgezogen.

Doch das ist nicht das einzige Projekt. Auf einem Feld, der sogenannten Lebensraumparzelle, werden zwischen verschiedenen Getreidesorten Blühstreifen frei gehalten, die als Lebensraum für viele Tiere dienen, vor allem Insekten. Das allein reiche aber nicht aus, um die Artenvielfalt zu erhalten, sagt Hesse.

In den letzten Jahren wurden etwa hundert Obstbäume entlang der landwirtschaftlichen Wege gepflanzt, außerdem ist eine Streuobstwiese mit hundert Bäumen entstanden.

Die Jagdgenossenschaft hat das Projekt unterstützt. Allerdings wurden an den Wegen nun ein paar Bäume entdeckt, die wohl vorsätzlich herausgerissen wurden. „Wir haben sie wieder eingepflanzt und nun ein wachsames Auge darauf“, sagt Hesse.

Vor allem, weil entlang von Landstraßen die Auflagen für Alleenbäume so groß seien, dass es dort kaum mehr Obstbäume gebe, müsste es Ausgleichmöglichkeiten dafür geben. Und auch wenn die Menschen heute eher zu Äpfeln, Birnen und Zwetschgen aus dem Supermarkt greifen, seien die Blüten und Früchte doch Nahrung für Insekten und andere Tiere. „Schön wäre natürlich, Kindergärten würden sich der Bäume annehmen und sie ernten, um Saft daraus zu machen“, meint Hesse.

Umstellung auf „Bio“ dauert zwei Jahre

Auch andere Landwirtschaftsbetriebe im Unstrut-Hainich-Kreis nehmen sich der Baumpflanzungen an, wie Hesse als Vorsitzender des Kreisbauernverbandes weiß und damit denen entgegentritt, die Landwirte als „Umweltzerstörer und Artenvernichter“ darstellten. „Bio ist mittlerweile ein großes Betätigungsfeld für die Landwirtschaft geworden“, sagt Hesse, „und wird keine Nische bleiben.“ Zwei Jahre dauerte es, bis Äcker und Schafzucht auf „Bio“ umgestellt waren.

In dieser Übergangszeit gelten die Produkte übrigens als Umstellungsware. Man müsse am Anfang viel experimentieren, meint Hesse, auch die richtige Fruchtfolge werde wieder wichtiger. Für bestimmte Kulturen werde es absehbar keine Pflanzenschutzmittel mehr geben, spielt Hesse auf die Diskussion um die Einschränkung von Glyphosat an. Darauf müssten sich Landwirte einstellen. Die in Neunheilingen haben vorgelegt.