Berlin. Frei verkäufliche Melatonin-Produkte stehen hoch im Kurs im Kampf gegen Schlafstörungen. Experten warnen nun vor den Nebenwirkungen.

Ob als Kapsel, Tinktur, Weichgummi oder Spray: Frei verkäufliche Melatonin-Produkte erleben nach Angaben der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin (DGSM) aktuell eine große Nachfrage im Kampf gegen Schlafstörungen. Die Experten aber warnen vor der Einnahme.

Melatonin ist ein körpereigener Botenstoff, der das Einschlafen erleichtern soll. Der Wirkstoff wird von einer Drüse des Zwischenhirns produziert. Produktion und Freisetzung werden durch Dunkelheit angeregt. Fällt Tageslicht in die Augen, wird das Hormon nicht mehr ausgeschüttet. Auf diese Weise übermittelt Melatonin dem Körper die Botschaft, wann Tag und wann Nacht ist.

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Melatonin: Placeboeffekt ist nicht auszuschließen

Mittels frei verkäuflicher Präparate verabreicht, soll Melatonin das Einschlafen verbessern. So versprechen es die Hersteller. „Man kann nicht ausschließen, dass es durch die Einnahme zu einem Placeboeffekt kommt, es gibt aber keinerlei wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit“, sagt Hans-Günter Weeß, Leiter des Interdisziplinären Schlafzentrums am Pfalzklinikum Klingenmünster und DGSM-Vorstandsmitglied.

Obwohl Melatonin ein körpereigener Stoff sei, könne dieser bei längerer Einnahme Nebenwirkungen aufweisen. „Frei verkäufliche Melatonin-Produkte haben vielleicht ein geringeres Potenzial für Nebenwirkungen, aber ich sehe das trotzdem sehr kritisch. Vor diesem Hintergrund möchte ich vor der Einnahme warnen“, sagt Weeß.

Fachgesellschaft berichtet von Nebenwirkungen

Laut der DGSM berichten Menschen nach der Einnahme mitunter von Schläfrigkeit, Stimmungsschwankungen, von Benommenheit, Reizbarkeit und Unruhe, Magen-Darm-Beschwerden, Mundtrockenheit und Kopfschmerzen. Auch von Albträumen und dem Anstieg der Leberwerte werde berichtet, so die Fachgesellschaft.

Weeß zufolge gibt es darüber hinaus Anzeichen dafür, dass die Einnahme von zusätzlichem Melatonin jene Rezeptoren im Körper verändern könnten, die Melatonin binden. „Hier gibt es zumindest Nachweise bei Studien mit Tieren“, so Weeß. Zwar sei unklar, ob diese auf den Menschen übertragbar seien, das Risiko aber bestehe.