Berlin. Zwischen der ersten und der zweiten mRNA-Impfung sollen künftig sechs Wochen liegen, vielleicht mehr. Warum? Und welche Folgen hat das?
- Der Abstand zwischen mRNA-Impfstoffen wie Biontech soll verlängert werden
- Das hat die Ständige Impfkommission (Stiko) empfohlen. Karl Lauterbach fordert einen noch längeren Zeitraum
- Lesen Sie hier, warum der Abstand verlängert werden soll
Die Ständige Impfkommission (Stiko) am Robert Koch-Institut empfiehlt, den Impfabstand bei mRNA-Impfstoffe auszureizen und die Zweitimpfung künftig immer erst nach sechs Wochen zu spritzen. Das geht aus ihrer neuen Covid-19-Impfempfehlung hervor. Diese hat das unabhängige Expertengremium nun zum vierten Mal aktualisiert und einen entsprechenden Entwurf vorgelegt.
Darin heißt es: „Unter Berücksichtigung der Zulassungen und der vorliegenden Wirksamkeitsdaten empfiehlt die Stiko für die mRNA-Impfstoffe einen Abstand zwischen den beiden Impfungen von 6 Wochen“. Der Grund: Dadurch sei sowohl eine sehr gute individuelle Schutzwirkung als auch ein größerer Effekt der Impfung auf Bevölkerungsebene zu erzielen. Im Klartext: Dehnt man den Abstand zwischen den Impfungen aus, können mit den zur Verfügung stehenden Dosen kurzfristig mehr Menschen geimpft und schon mit der ersten Spritze effektiv vor Ansteckung sowie vor schweren Corona-Verläufen geschützt werden.
- Kampf gegen Pandemie: Alle wichtigen Fragen und Antworten zur Corona-Impfung
Corona: Bislang zwei mRNA-Impfstoffe ín Deutschland zugelassen
In Deutschland sind bislang zwei mRNA-Impfstoffe zugelassen – die Mittel von Biontech und Moderna. Bislang wurde die zweite Dosis des Impfstoffs Comirnaty von Biontech/Pfizer in einem Zeitfenster von drei bis sechs Wochen nach der ersten Dosis gespritzt, beim Impfstoff Covid-19 Vaccine Moderna waren es vier bis sechs Wochen. Die Stiko passt ihre Empfehlung jedoch an, sobald dies wegen neuer Erkenntnisse aus ihrer Sicht sinnvoll erscheint.
Coronavirus – Die wichtigsten News im Überblick
- Alle News im Überblick: Aktuelle Nachrichten zum Coronavirus im News-Ticker
- Aktuelle Zahlen: Aktuelle RKI-Corona-Fallzahlen, Inzidenz und R-Werte
- Bund-Länder-Konferenz gestrichen: Corona-Gipfel fällt aus - Konferenz wird nicht nachgeholt
- Wo sinken die Zahlen? Alle Corona-Zahlen in Deutschland, Europa und der Welt auf einer interaktiven Karte
Dies gilt auch bezüglich neuer Impfstoffe und Indikationsgruppen. So rücken in der angepassten vierten COVID-19-Impfempfehlung des Expertengremiums dialysepflichtige chronisch Nierenkranke in der Impfpriorisierung eine Stufe vor. Auch der neue Vektorimpfstoff Janssen von Johnson und Johnson wurde in die Liste der empfohlenen Impfstoffe mit aufgenommen, die Empfehlungen zu Astrazeneca angepasst. Lesen Sie dazu: Alle wichtigen Informationen zur Astrazeneca-Impfung
Lauterbach: Kurswechsel brächte 60 Millionen Erstgeimpfte bis Juli
Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach forderte indes sogar einen Kurswechsel in der Corona-Impfstrategie hin zu möglichst vielen kurzfristigen Erstimpfungen. Er empfiehlt den Abstand zur Zweitimpfung bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna nicht nur auf sechs Wochen zu dehnen, sondern auf zwölf Wochen zu verlängern.
Durch diese Verlängerung könnten bis Juli über 60 Millionen Menschen in Deutschland erstgeimpft und so gegen schwere Krankheitsverläufe geschützt sein, sagte er der „Augsburger Allgemeinen“ am Dienstag. „Wenn wir jetzt unsere Strategie wechseln und auf möglichst viele Erstimpfungen ausrichten, wird kein vierter Lockdown mehr nötig sein.“ Lesen Sie hier:Corona-Impfung beim Hausarzt starten - Alles zu Anmeldung und Reihenfolge
Lauterbach verwies auf Erfahrungen aus Großbritannien sowie Modellrechnungen unter seiner Beteiligung, wonach so „weit über 10.000“ Todesfälle verhindert werden könnten. „Studienergebnisse aus Australien weisen darauf hin, dass der Schutz der mRNA-Impfstoffe auch zwischen der sechsten und der zwölften Woche nach der Impfung so stark ausgeprägt ist, dass bei einer Corona-Infektion das Risiko schwerer Verläufe mit Klinikaufenthalten oder tödlichem Ausgang extrem gering ist.“ Lesen Sie hier: Biontech, Moderna, Astrazeneca: Die Impfstoffe im Vergleich
Corona-Schutz: Watzl fordert, keine Dosen für Zweitimpfung zurückzulegen
Der Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, Carsten Watzl, stützte den Vorschlag und forderte, keine Dosen für Zweitimpfungen mehr zurückzulegen. „Wir haben derzeit über 1,2 Millionen Dosen Biontech und eine halbe Million von Moderna auf Lager in den Gefrierschränken liegen“, sagte Watzl der Augsburger Allgemeinen.
Corona - Mehr Infos zum Thema
- Wichtige Hintergründe: Erste Anzeichen & Symptome - Wann muss ich zum Arzt? Alles Wichtige zu Corona
- Nicht nur im Internet: Gibt es Corona-Schnelltests in der Apotheke zu kaufen?
- Was muss man wissen? So funktioniert der Corona-Selbsttest für Laien
- Wo gibt es die Selbsttests? Aldi, Lidl, dm & Rossmann - Wo kann ich Selbsttests im Discounter kaufen?
- Fragen zum Test: Wie lange dauert ein Corona-Test?
„Wir müssen jetzt aber pragmatisch sein und alles verimpfen, was geliefert wird.“, so Watzl. Möglich sei, dass der Schutz zwischen Woche sechs und zwölf etwas nachlasse. Doch: „Selbst wenn der Impfabstand etwas länger als sechs Wochen ist, retten wir dadurch möglicherweise mehr Menschenleben als wir schwere Erkrankungen riskieren.“
Die Stiko schließt sich der Forderung Lauterbachs, den Impfabstand weiter zu strecken, bewusst nicht an. Auf Anfrage des Tagesspiegels hat sich das das Expertengremium klar positioniert. Die Stiko beziehe sich „explizit“ auf die von der Zulassung der Impfstoffe abgedeckten Zeiträume, so eine RKI-Sprecherin.
Mehr zum Thema Impfstoffe: Curevac-Gründer: „Wir produzieren 300 Millionen Dosen“
(aknv/dpa)