Berlin. Googles Pixel 7 Pro ist teurer als das kleine Pixel 7. Aber auch viel besser? So schlägt sich das Smartphone mit dickem Kamerabalken.

Google will auch in diesem Herbst für mächtig Wirbel auf dem Smartphonemarkt sorgen. Kurz nach der Vorstellung von Apples iPhone-14-Modellen und vor den neuen Samsung-S23-Modellen kommenden Winter hat Google vor kurzem das Pixel 7 und 7 Pro als Nachfolger der Pixel-6-Handys vorgestellt – zusammen mit der ersten hauseigenen Pixel Smartwatch.

Flaggschiff des neuen Duos wird auch in diesem Jahr das Google Pixel 7 Pro. Es kostet wie im Vorjahr ab 899 Euro Gigabyte (GB), 250 Euro mehr als das „normale“ Pixel 6. Wie schlägt sich das neue Pro-Modell in der Praxis, wie überzeugend ist die Dreifach-Kamera und was man vor dem Kauf beachten? Das verrät der Praxistest nach einer Woche Nutzung im Alltag.

Google Pixel 7 Pro: Kaum Änderungen beim Aussehen

Das 7 Pro in glänzendem Schwarz – Google nennt es „Obsidian“ – wurde vom Hersteller für die Dauer des Tests kostenlos zur Verfügung gestellt. Es sieht im ersten Eindruck eleganter und zurückhaltender aus als das auch erhältlichen weiße oder grüngraue Modell. Der dunkelgraue Kamerabalken aus poliertem Aluminium wirkt zusammen mit dem glänzenden, schwarzen Glasrücken äußerst stimmig.

Der Aluminiumrahmen ist minimal abgerundet und im selben Farbton wie der Kamerabalken gehalten. Anders als beim Pixel 7 ist beim Pro der Bildschirm dezent an den Seiten abgerundet, jedoch weniger stark als beim Vorgänger. Optik und Haptik wirken extrem wertig. Der wuchtige Kamerastreifen sorgt für hohen Wiedererkennungswert. Einzig Fingerabdrücke sind auf dem schwarzen Glanzrücken schnell sichtbar. Sie Seitentasten rechts im Rahmen sind etwas nach unten gewandert und besser erreichbar.

Das Google Pixel 7 Pro hat jetzt einen Kamerastreifen aus poliertem, recyceltem Aluminium
Das Google Pixel 7 Pro hat jetzt einen Kamerastreifen aus poliertem, recyceltem Aluminium © PR | Google

Die technischen Daten bei der Pixel-Vorstellung haben es erahnen lassen: Der OLED-Bildschirm in 6,7 Zoll Größe hinterlässt einen hervorragenden Eindruck. Auflösung (QHD+ / 1440 x 3120 Pixel), Farben und Kontraste sind auf höchstem Niveau. Die Spitzenhelligkeit hat Google um 25 Prozent erhöht auf bis zu 1500 Nit. Die Bildwiederholrate von bis zu 120 Hertz sorgt jederzeit für flüssige Darstellung. Aber: Bei statischen Inhalten wie Text regelt das LTPO-Display „nur“ auf 10 Hertz herunter, um Strom zu sparen. Viele Premiumhersteller schaffen hier bis zu 1 Hertz. Dem Auge fällt das nicht auf, dem Akku womöglich schon.

Google Pixel 7 Pro Stärken

  • Toll verarbeitet, stabil und wasserfest
  • Hervorragender Bildschirm, sehr hell bei Sonne
  • Starke Kamera mit 5-fach-Zoom, Makromodus und KI-Unterstützung
  • Videos dank Stativ-Modus stabiler
  • Viele nützliche KI-Funktionen
  • Flüssiges und intuitives Android 13

Google Pixel 7 Pro Schwächen

  • Glatter Glasrücken und Alurahmen anfällig für Fingerabdrücke und leicht rutschig
  • Tensor-Chip im Vergleich keine Spitze
  • Gesichtsentsperrung hakelig bei wenig Licht

Hohes Arbeitstempo, flüssiges Android 13

Bildschirm und Arbeitstempo sind erneut auf Niveau eines Oberklasse-Smartphones und dem Preis angemessen. Wer den Vorgänger besitzt wird hier aber allenfalls minimale Unterschiede sehen. Für das hohe Arbeitstempo, Datensicherheit und die allgegenwärtige Unterstützung durch Künstliche Intelligenz (KI) sorgt unter der Haube der Google Tensor G2, die zweite Generation des hauseigenen Prozessors. Dazu kommen 12 GB RAM.

Lobenswert: Der Chip ist maßgeschneidert für Googles Android 13. Die schicke Oberfläche macht Spaß, bietet extrem viele Möglichkeiten der Personalisierung. Neulinge werden in der App „Pixel Tipps“ auf Wunsch an die Hand genommen. Andererseits: In Leistungstest-Apps hängt der Tensor G2 deutlich hinter dem Qualcomm Snapdragon 8+ Gen 1 vieler Konkurrenz-Handy zurück, erst recht hinter Apples iPhone-Chip. Google schafft es aber, dass Normalnutzer diese Schwäche fast nie bemerken.

Aufnahmen bei Dämmerung gelingen mit der Hauptkamera des Google Pixel 7 Pro meist scharf und stimmungsvoll.
Aufnahmen bei Dämmerung gelingen mit der Hauptkamera des Google Pixel 7 Pro meist scharf und stimmungsvoll. © ZRB | Maik Henschke

Kamera des Pixel 7 Pro verzeiht Wackler und bietet mehr Zoom

Ordentlich Unterstützung bietet der Tensor G2 auch für die Dreifach-Kamera des Pixel 7 Pro. Das Gerät knipst und filmt mit einer starken 50-Megapixel-Hauptkamera, einer Ultraweitwinkel und einer Telezoom-Linse. Kurz gesagt: Mit dem 7 Pro gelingen Bilder sehr zuverlässig in guter bis sehr guter Qualität. Im Automatikmodus verzeiht es die Bildnachbearbeitung des Tensor-Chips extrem, wenn die Hand mal nicht so ruhig gehalten wurde. Heraus kommt fast immer ein scharfes, kontrastreiches, lebendiges Bild ohne Verzerrungen. Bei Tageslicht bekommen Hobby-Fotografen nie Probleme, bei Dämmerung und nachts gehört das Pixel 7 Pro zumindest zur oberen Smartphone-Liga derzeit.

Nachgebessert hat Google beim 48-Megapixel-Zoomobjektiv. Damit lässt sich in der Kamera-App jetzt auch auf 5-fache statt zuvor 4-fache Vergrößerung stellen. Die Ergebnisse sind bei Tag sehr gut und im Dunkeln meist gut. Nachtfotos lösen jetzt schneller aus. Auch mit 10-facher Vergrößerung (hybrider Zoom) sind Bilder noch scharf. Bei 30-fachem Zoom lassen sich zumindest Straßenschilder oder Nummernschilder noch deutlich lesen. Andere Handys liefern hier nur matschige Bilder. Die Ultraweitwinkel-Linse mit Makro-Modus überzeugt bei Nahaufnahmen etwa von Blumenblättern. Die Frontkamera liefert gute, detailreiche Selfies.

Die starke KI erlaubt es auch, im Nachgang noch Objekte aus Bildern zu löschen („Magischer Radierer“) oder verzerrte Fotos wieder schön zu retuschieren, sogar Nicht-Pixel-Fotos. Im Videomodus überzeugt der neue Stativ-Modus, der selbst starke Verwackler oder Bewegungen während des Filmens verzeiht.

Beim Akku verspricht Google rund 24 Stunden Laufzeit bei normaler Nutzung. Im Test hielt die Batterie (bleibt bei 5000 Milliamperestunden) oft sogar noch ein paar Stunden länger durch. Zur Not schalten Nutzer in den Energiesparmodus, dann sind über 70 Stunden drin.

Nutzer des 7 Pro profitieren im Alltag an vielen Ecken von Googles ausgeklügelten KI-Funktionen: Ob Texte diktieren, Sprache und Schriften übersetzen oder die Live-Anzeige am oberen Bildschirmrand. Dort spielt das Pixel Benachrichtigungen der gerade genutzten Apps ein, seien es Wettervorschau, Timer und Stoppuhr, Paketzustellungen oder sogar ein Live-Bild der Türklingel, wenn man das zugehörige Google-Nest-Zubehör am Hauseingang hängen hat. Käufer erhalten fünf Jahre Sicherheitsupdates, von drei großen Android-Upgrades ist derzeit auszugehen, auch ohne Garantie seitens des Herstellers.

Spitzen-Smartphone nicht ohne Schwachstellen

Familien-Mitglieder: Google Pixel 7 Pro arbeitet nahtlos mit der Pixel Watch zusammen.
Familien-Mitglieder: Google Pixel 7 Pro arbeitet nahtlos mit der Pixel Watch zusammen. © ZRB / Funke Zentralredaktion Ber | Maik Henschke

Das insgesamt gelungene Nutzungserlebnis wird aber nach wie vor durch die ein oder andere Schwachstelle getrübt: Das Ladetempo könnte flotter sein. In 30 Minuten am Strom ist der Akku erst zur Hälfte gefüllt. Das ist beim iPhone oder Samsung-Handy nicht besser, aber Hersteller wie Oppo oder Oneplus füllen die Batterie in dieser Zeit komplett. Die Lautsprecher sind solide, können aber nicht mit der hohen Klangqualität eines iPhones mithalten.

Hinzugefügt hat Google neben dem relativ schnellen Fingerabdruck diesmal wieder die Entsperrung mittels Gesichtserkennung. Die entsperrt beim Blick in die Frontkamera zwar meist zuverlässig, schwächelt aber zuweilen bei wenig Umgebungslicht. Zudem ist sie technisch nicht ganz so sicher wie Face-ID bei Apple. Anmelden in sensiblen Apps wie dem Bankkonto sind auf dem Wege nicht möglich.

Fazit: Für wen lohnt sich das Pixel 7 Pro

Das Pixel 7 Pro zeigt sich insgesamt behutsam verbessert. Das Smartphone bietet ein tolles Gesamtpaket für jene, denen ein schönes Design, eine starke Kamera mit gutem Zoom und eine flüssige Bedienoberfläche mit vielen nützlichen KI-Funktionen wichtig ist. Wem das 7 Pro zu groß ist, der erhält mit dem 250 Euro günstigeren Pixel 7 (6,3 Zoll) eine handlichere Alternative ohne Telezoom-Linse, mit der man aber nur an wenigen Stellen Abstriche machen muss.

Im Gegensatz zu anderen Premium-Herstellern in diesem Jahr hat Google die Pixel-Preise nicht erhöht – im Gegenteil: Wer bis zum 17. Oktober ein 7 Pro vorbestellt, erhält die Pixel Watch 7 mit LTE (Wert: 429 Euro) gratis dazu.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.