Berlin. Klimaschutz geht auch im Alltag. Wozu die Autoren Christoph Schulz, Carolina Graf und Christian Eigner raten: Zehn praktische Tipps.

Die schlechten Nachrichten zur Klimaerwärmung nehmen kein Ende: Das Grönland-Eis schmilzt, Gletscher verschwinden im Rekordtempo, extreme Hitze lässt Flüsse austrocknen, der Anteil der Klimagase CO2 und Methan in der Erdatmosphäre steigt weiter an. Die Pro­bleme erscheinen übermächtig. Gegensteuern? Zwecklos!

Christoph Schulz, Carolina Graf und Christian Eigner sind anderer Meinung. Die Autoren der Bücher „Nachhaltig Leben“ und „Grüner leben nebenbei“ (Stiftung Warentest) werben dafür, klein anzufangen, Klima und Umwelt im direkten Umfeld zu schützen. „Denn nur, wenn wir uns gemeinsam auf den Weg machen, haben wir eine Chance“, schreiben Schulz und Graf.

1. Nicht zu heiß waschen

Waschmaschinen werden immer größer. 1970 fassten sie im Schnitt noch 4,5 Kilogramm Wäsche, heute sind es sieben. Eine Maschine, die nicht voll ist, verbraucht pro Kilogramm deutlich mehr Wasser und Strom. Ebenfalls Strom sparen kann, wer nicht so heiß wäscht. „Moderne Waschmittel werden schon bei 30 Grad Celsius mit Schmutz fertig“, schreibt Christian Eigner. Weiße Wäsche lasse sich gut bei 40 Grad waschen. Sparpotenzial: bis zu 30 Prozent. Um das Keimwachstum in der Maschine zu stoppen, sollte einmal pro Monat bei 60 Grad gewaschen werden.

2. Wäscheständer statt Wäschetrockner

Ein Wäschetrockner ist praktisch, doch er verbraucht viel Energie. Pro Ladung gehen zwei bis vier Kilowattstunden Strom drauf. Damit könnte man Christoph Schulz und Carolina Graf zufolge zwei bis vier Stunden staubsaugen. Selbst bei Minustemperaturen im Winter kann man Wäsche draußen trocknen, auf der Leine oder an der Wäschespinne, so die Autoren. Zwar gefrieren Kleidung oder Handtücher dort zunächst, dann aber geht das Eis sofort – durch Sublimation – in Gas über.

3. Papier wiederverwenden

Während in Deutschland 1991 etwa 70 Kilogramm Papier pro Kopf verbraucht wurden, waren es 2019 schon über 240 Kilogramm. Der Verbrauch von Papier kostet viel Energie und viele Ressourcen. Es lohnt sich, schöne Papiere aufzubewahren, um in ihnen Geschenke einzupacken. Vielleicht reicht dafür sogar mal ein Zeitungsbogen.

4. Bewusster einkaufen

Konsum passiert oft unbewusst. Wer eine bessere Kontrolle haben möchte, kann eine Woche lang eine Liste führen. Und dann farblich grün markieren, welche Dinge unbedingt notwendig waren einzukaufen. Die nicht grünen Produkte kann man dann einen Monat lang weglassen und sehen, ob die Bewertungen stimmen. Und auch die grünen Produkte sollte man hinterfragen: Kann ich diese ausleihen oder gebraucht kaufen?

Um Fehl- und Spontankäufe zu vermeiden, ist es laut Stiftung Warentest ratsam, mit Schnäppchen nicht sofort zur Kasse zu gehen. Fragt man sich nach ein paar Minuten, ob man die Produkte wirklich braucht, „ist der Zauber oft verflogen“.

5. Sammelbestellungen aufgeben

Der Onlinehandel wächst und ist nicht mehr wegzudenken. Viele Produkte sind nur einen Klick entfernt. „Bestellen Sie möglichst auf einen Rutsch“, rät Stiftung Warentest. Jedes Paket, das einzeln verpackt und versendet wird, erzeuge Emissionen. „Versuchen Sie doch mal, gemeinsam mit Freunden, Bekannten oder der Familie zu bestellen.“

6. Kleidungsstücke leihen oder mieten

95 Kleidungsstücke besitzt bei uns jeder Erwachsene im Schnitt – Frauen 118, Männer 73. Macht über fünf Milliarden. 40 Prozent unserer Kleidungsstücke, so Schulz und Graf, werden selten oder nie getragen. Nachhaltig wäre es, eine Zeit lang auf den Kauf zu verzichten und nur Geliehenes, Secondhand-Ware oder Gemietetes anzuziehen.

Die Wirtschaftswelt hilft hier zwar nicht mehr uneingeschränkt mit, weil mit kilenda.de und Tchibo Share zwei Verleiher von Kinderkleidung ihre Geschäfte eingestellt haben. Trotzdem gibt es noch Anbieter, auch im Netz: die Kleiderei etwa oder WeDress.

Young woman are preparing a package for delivery to clients. Online clothing store
Young woman are preparing a package for delivery to clients. Online clothing store © iStock | istock

7. Müllwanderung mit Freunden

Wie sieht’s denn hier aus: Alles vermüllt, alles verdreckt. „Jetzt ist es an der Zeit, sich nicht mehr zu ärgern, sondern zu handeln“, schreiben Schulz und Graf. Sie schlagen vor: Allein oder auch mit Freunden und Bekannten eine Müllwanderung organisieren. Natürlich ohne Einmalhandschuhe und Müllsack, sondern mit Gartenhandschuhen und Stoffbeutel.

8. Nachhaltig ins Internet

Suchanfragen im Internet verbrauchen Energie. 50 Suchanfragen pro Tag summieren sich laut Stiftung Warentest auf 26 Kilogramm CO2, zehn Fotos auf Instagram und Co. hochzuladen auf ein Kilogramm. Die jährlichen Pro-Kopf-Emissionen für Rechenzentren und Datenleitungen im Internet schätzt das Öko-Institut auf 300 Kilogramm CO2.

Nachhaltig surfen heißt unter anderem innehalten und nachdenken: Muss ich das jetzt wissen oder mit meinen Freunden teilen? Und: Wenig Daten übers Netz verschicken, lieber Downloadlinks. Oder: Lieber streamen als Musik mit Video schauen. Videos in hoher Qualität zu gucken, verursacht 33-mal so viele Emissionen wie das Streamen ohne Bewegtbild.

9. Urlaub mit Bus und Zug

Der Tourismus verursacht etwa acht Prozent der globalen Treibhausgasemissionen. Die meisten davon entstehen bei An- und Abreise. Deshalb gilt das Motto: Je näher, desto besser. „Ziehen Sie mal einen Kreis von etwa 800 Kilometern um Ihren Wohnort und schauen Sie, was es dort an Stränden, Wäldern oder Bergen gibt“, empfiehlt Christian Eigner. Ökologischer als Flugzeug und Auto seien fürs Reisen natürlich Bus und Zug.

10. Milchprodukte in Maßen

Käse, Milch, Butter – der Konsum von Milcherzeugnissen macht ein Drittel der durch Ernährung erzeugten Treibhausgase aus, so Stiftung Warentest. Pro Kilogramm Butter etwa werden neun Kilogramm CO2, Lachgase und Methan ausgestoßen. Nur 2,8 Kilogramm CO2 verursacht laut dem Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung die Herstellung eines Kilos Vollfettmargarine.

Christoph Schulz, Carolina Graf: Nachhaltig leben, Die Challenge, mvg-Verlag, 192 Seiten; Stiftung Warentest (Christian Eigner): Grüner leben nebenbei. Was jeder für Klima und Umwelt tun kann, 215 Seiten.