Berlin. Die ärztliche Behandlung von Hund oder Katze ist deutlich teurer geworden. Warum eine Krankenversicherung nicht immer eine Lösung ist

Ein gebrochenes Bein oder entzündete Ohren – und schon sind die Sorgen um das geliebte Haustier groß – ebenso wie die Angst vor exorbitanten Kosten beim Tierarzt. Am 22. November sind die Gebühren für Tierärzte und Tierärztinnen in Deutschland zum ersten Mal seit mehr als 20 Jahren deutlich gestiegen. Damit kostet ein Tierarztbesuch in Zukunft spürbar mehr als in der Vergangenheit.

Einige Behandlungen sind zwar mit der neuen Gebührenverordnung günstiger geworden, vor allem für Standarduntersuchungen müssen Haustierbesitzer in Zukunft aber tiefer in die Tasche greifen. Im Schnitt sind die Sätze um rund 20 Prozent gestiegen. Für die „allgemeine Untersuchung mit Beratung“ erhöht sich der einfache Satz für die Untersuchung einer Katze um 260 Prozent, für Hunde um 75 Prozent. Sowohl Katzen- als auch Hundebesitzer müssen nun für diese Untersuchung 23,62 Euro zahlen.

Bei einer solchen Kostensteigerung werden sich viele Tierhalter nun die Frage stellen, ob sie nun eine Tierkrankenversicherung abschließen sollten, die sie vor den drohenden hohen Kosten der Tierarztbehandlung schützt. Doch wie der Geldratgeber Finanztip berichtet, sind diese Versicherungen aus mehreren Gründen nicht wirklich geeignet, um die Kosten für beim Tierarzt zu reduzieren.

Das Risiko einer teuren Behandlung ist gering

Auch wenn die Tierarztkosten steigen, ist die finanzielle Belastung durch eine Tierarztrechnung nicht vergleichbar mit dem Verlust des Hauses oder der eigenen Arbeitskraft. Eine Untersuchung nach einfachem Regelsatz kostet unter 25 Euro. Für die Kastration eines Hundes müssen Halter mit etwa 70 Euro rechnen (ohne Voruntersuchung, Medikamente und Nachsorge). Eine solche Behandlung stellt niemanden vor den finanziellen Ruin. Dagegen können Schäden, die Tiere wie Hunde oder Pferde verursachen, schnell sehr teuer werden. Finanztip empfiehlt deshalb bei bestimmten Tieren, eine Tierhalterhaftpflicht-Versicherung abzuschließen. Lesen Sie auch: Autoversicherung: So kommen Sie an ein günstiges Angebot

Generell ist das Risiko einer sehr teuren Behandlung beim Tierarzt eher niedrig. Eine Studie der Uni Göttingen aus dem Jahre 2019 ergab, dass lediglich zwei Prozent der befragten Hundebesitzer im Jahr eine Tierarztbehandlung hatten, die 2000 Euro oder mehr kostete. Auch wenn die Tierarztrechnungen in Zukunft höher ausfallen, sehr teure Behandlungen kommen selten vor.

Hohe Beiträge für die Tierkrankenversicherung

Im Verhältnis zu den Tierarztkosten sind die Beiträge für die Tierkrankenversicherung dagegen sehr hoch. Eine einfache Vollversicherung für einen zweijährigen Dalmatiner kostet im Schnitt etwa 400 Euro im Jahr, für eine Katze die Hälfte. Das ergab eine Finanztip-Untersuchung. Bei diesen mittleren Tarifen übernimmt die Versicherung Operationen sowie ambulante und stationäre Behandlungen für das versicherte Tier bis zu einer jährlichen Höchstgrenze, oft liegt diese bei 3000 Euro.

Meist müssen Versicherte noch eine Selbstbeteiligung von 20 Prozent übernehmen. Eine Premium-Vollversicherung, die höhere Leistungen ohne Selbstbeteiligung bietet, kostet für den selben Hund ab 650 Euro im Jahr. Die Wahrscheinlichkeit, dass die jährlichen Tierarztkosten, diese Beträge übersteigen, ist gering.

Tierkrankenversicherungen übernehmen viele Kosten nicht

Trotz der relativ hohen Beiträge übernehmen Tierkrankenversicherungen bei Weitem nicht alle Behandlungskosten, die für ein Haustier anfallen. So zahlen die meisten Anbieter nicht für Vorsorgeuntersuchungen und Impfungen. Auch Zahnbehandlungen, Sterilisation oder Kastration aus nicht medizinischem Grund, oder die Behandlung genetisch bedingter oder sonstiger chronischen Erkrankungen wie Hüftdysplasie, sind oft von den Leistungen ausgeschlossen.

Leidet ein Tier an einer chronischen Erkrankung oder wird älter und muss deshalb häufiger zum Arzt, steigen natürlich auch die Behandlungskosten. Für ältere oder chronisch kranke Tiere wäre also ein Versicherungsschutz durchaus sinnvoll, nur gibt es diesen faktisch nicht. Viele Versicherer lehnen Kunden dann ab. Und wenn bereits ein Vertrag besteht, haben es sie es leicht, herauszukommen. Denn beide Vertragspartner haben nach einem Schadensfall ein Sonderkündigungsrecht. Und, zum Ende des Vertragsjahres kann ohnehin regulär gekündigt werden. Wird ein Tier also der Versicherung zu teuer, kann sie problemlos kündigen. Auch interessant: Pannenhilfe für Fahrräder und E-Bikes – Alternativen zum ADAC

Es gibt Alternativen

Anstatt jahrelang für eine Versicherung hohe Beiträge zu zahlen, die eventuell nie gebraucht wird, gibt es andere Möglichkeiten: Eine gute Vorsorge und Pflege des Tieres hilft, hohe Tierarztrechnungen zu vermeiden. Genug Bewegung, gute Ernährung und regelmäßige Gesundheitschecks beispielsweise. Um für den unvorhersehbaren Notfall vorzusorgen, kann monatlich etwas Geld zurückgelegt werden. Für eine Katze am besten 20 Euro, bei einem Hund, je nach Größe, 20 bis 40 Euro.

Dieser Beitrag erscheint in Kooperation mit finanztip.de. Der Geld-Ratgeber für Verbraucher ist Teil der Finanztip-Stiftung.