Berlin. Wegen hoher Heizkosten bleiben viele Wohnungen vergleichsweise kühl. Das bringt oft Schimmel und damit ein ernstes Gesundheitsrisiko.

Dunkle Flecken in Zimmerecken, an Fensterbänken und an Türrähmen treten in der Bundesrepublik in vielen Haushalten diesen Winter wohl öfter auf, als gewöhnlich. Denn aufgrund der hohen Energiekosten wird weniger geheizt und gelüftet. Die Folge: Schimmelflecken in der Wohnung. Unbeheizte Räume mit hoher Luftfeuchtigkeit bietet den perfekten Nährboden für Schimmelpilze.

Was viele unterschätzen ist das Gesundheitsrisiko, das sich dahinter verbirgt. Ein paar schwarze Flecken an den Fugen werden schon nicht gefährlich sein, ist bei vielen die Einstellung. Dabei können sich Schimmelpilze in Wände fressen, hinter Tapeten gedeihen und in Hohlräumen wuchern. Doch wie kann man dem Pilzbefall beikommen?

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Was tun bei ersten Schimmelflecken?

Oberflächen reinigen. Auf glatten Flächen wie Glas, Metall, Lack, Keramik und Kunststoffen reicht dafür meist schon ein Tuch mit etwas Haushaltsreiniger, so die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Danach ist das Tuch aber kontaminiert und muss entsorgt werden.

Noch besser bekämpft man den Schimmelpilz mit einem Tipp von Stefan Betz, der dem Bundesverband Schimmelpilzsanierung vorsteht: "Man kann auch mit einem Desinfektionsmittel auf Alkoholbasis, also mit hochprozentigem Alkohol von 70, 80 Prozent, die Oberfläche abreiben." Erneuert werden sollten Fugen und Tapeten, die befallen wurden. Die Verbraucherzentrale empfiehlt, die Wand nach dem Ablösen ebenfalls mit hochprozentigem Alkohol abzuwischen.

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Unerlässlich bei der Reinigung sind Maßnahmen, die vor den gesundheitsschädlichen Sporen schützen. Atemschutzmasken, wie aus dem Corona-Alltag sowie Einweghandschuhe sind dabei das Mittel der Wahl. Bei Flecken weiter oben ist auch eine Schutzbrille sinnvoll, die verhindert, dass schädliche Partikel in die Augen geraten.

Um das Gesundheitsrisiko zu minimieren, empfiehlt Stefan Betz: "Wenn man eine Tapete entfernt, sollte man diese vorher immer befeuchten oder eben erst mal mit einer Alkohollösung abtupfen. Dann wird beim Entfernen nicht viel Schimmel freigesetzt." Um dem Schimmel keine Möglichkeit zur Weiterverbreitung zu geben, sollte danach gut durchgelüftet werden.

Wann hilft nur noch eine professionelle Schimmelbehandlung?

Allgemein wird geraten, Schimmel in Eigenregie nur dort anzugreifen, wo er sich weniger als einen halben Quadratmeter ausdehnt. Das muss kein zusammenhängender Fleck sein, sagt Stefan Betz. Auch wenn mehrere kleine Schimmelstellen in einem insgesamt 50 Quadratzentimeter umfassenden Bereich liegen, sollte man Fachleute konsultieren.

Genauso sollte mit einem optisch sehr auffallenden Befall umgegangen werden, beispielsweise wenn sich Flaum auf den Flecken gebildet hat. Wie der Sachverständige für Schimmelpilze in Innenräumen erklärt, ist die Ursache für Schimmel in der Wohnung nicht immer offensichtlich: "Ein Befall muss nicht zwangsläufig auf einen Lüftungsfehler oder eine zu niedrige Raumtemperatur zurückzuführen sein. Er kann ja auch entstehen, weil es etwa irgendwo einen verdeckten Wasserschaden gibt."

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Wo ist durch falsches Heizen und Lüften Schimmelbefall zu rechnen?

"In der Regel sind dann die kalten Außenbauteile betroffen: Die Außenwände sowie die Ecken, wo zwei Außenwände zueinanderkommen, oder der Bereich um die Fenster, wenn diese schlecht isoliert sind oder dort Undichtigkeiten bestehen", klärt Stefan Betz auf.

"Zeigt sich dagegen der Schimmelbefall an einer Innenwand, dann ist es eher wahrscheinlich, dass es dafür andere Ursachen gibt", so der Schimmel-Sachverständige. Etwa undichte Rohrleitungen in den Wänden. Wenn Schimmelbefall an Innenwänden auf das Lüften und Heizen zurückgeht, liegt das etwa an Wärmebrücken oder daran, dass der Raum gar nicht beheizt wird.

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Welche Risiken bringen Schimmelpilze mit sich?

Schimmelpilze können allergische Reaktionen auslösen und Erkrankungen, zuvorderst im Bereich der Atemwege, verstärken. Wie die Verbraucherzentrale NRW mitteilt, sind besonders gesundheitlich vorbelastete und immungeschwächte Menschen von schimmelbelasteten Räumen bedroht.

Außerdem schwächt Schimmel die Bausubstanz eines Gebäudes. Im schlimmsten Fall kann das dazu führen, dass Pilze tragende Holzbalken oder den Dachstuhl eines Hauses zerstören - und das Gebäude unbewohnbar wird.

Warum treten Flecken nach dem Entfernen wieder an derselben Stelle auf?

Oft reicht es nicht, die Flecken oberflächlich zu entfernen.Wiederkehrende Schimmelflecken sind ein Hinweis, dass der Befall schon in tiefere Schichten eingedrungen ist und dort weiterhin gedeiht. "Wenn ich mein Verhalten nicht anpasse, dann verhält sich der Schimmel wie Unkraut im Garten", sagt Stefan Betz. "Wenn ich den Löwenzahn nur oberflächlich entferne, können seinen Wurzeln wieder austreiben."

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Das kann etwa auch der Fall sein, wenn die Tapete oberflächlich nur ein paar schwarze Pünktchen zeigt. Aber hat sie sich vom Untergrund gelöst, ist das laut Stefan Betz ein Zeichen dafür, dass Feuchtigkeit auch schon die Kleisterreste aufgelöst hat, und somit für weiteren Handlungsbedarf.

Findet man hinter einer Tapete sogar schlimmeren Befall als an ihrer Vorderseite, "dann ist da auch mehr in der Tiefe vorhanden", so der Experte. "Dann muss man nicht nur die Tapete entfernen, vielleicht sogar Teil des Putzes."

Bedeutet der Frühlingsbeginn das Ende des Schimmelwachstums?

Ja, vorerst. "Sobald die Feuchtigkeit nicht mehr einwirkt, kann der Schimmel nicht weiter wachsen", erklärt Experte Stefan Betz. Das gilt auch für einen Befall in tieferen Schichten. "Also wird sich das Problem natürlich mit zunehmender Temperatur im Laufe des Jahres verringern oder ganz aufheben. Aber das, was bis dahin entstanden ist, ist nicht weg, sondern das schlummert und wartet darauf, bis irgendwann wieder Feuchtigkeit einwirkt. Ähnlich wie mit einem Samenkorn."

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Das heißt also: Wenn man nicht konsequent handelt, kommt das Problem im nächsten Winter nicht nur wieder. Ein noch bestehender Schimmelbefall wird dann sogar größer. (dpa/sek)