Berlin. Noch zwei Monate gilt in Deutschland das 9-Euro-Ticket. Sozialverband und die Linke wollen, dass es im Nahverkehr günstig weiter geht.

Seit Anfang Juni gilt in Deutschland das 9-Euro-Ticket, mit dem der Nah- und Regionalverkehr für nur 9 Euro im Monat genutzt werden kann. Das Angebot ist allerdings bis Ende August befristet. Immer mehr Stimmen fordern nun jedoch dauerhaft günstigere Angebote im ÖPNV.

So spricht sich unter anderem die Linke für eine Nachfolgeregelung für die Zeit nach dem Ende des 9-Euro-Tickets aus. "Ein Auslaufen ohne Anschlussmodell wäre fatal", sagte der Fraktionsvorsitzende der Linken im Bundestag, Dietmar Bartsch dieser Redaktion. Der Politiker betonte: "Das 9-Euro-Ticket ist bei allen Problemen eine erfolgreiche Maßnahme. Sie entlastet effektiv einen Großteil der Bürgerinnen und Bürger."

Bartsch schlug vor, das 9-Euro-Ticket dauerhaft durch ein 1-Euro-Ticket zu ersetzen. "Ein Euro pro Tag oder 365 Euro im Jahr – mehr sollte der Nahverkehr für Bürgerinnen und Bürger nicht kosten", führte der Fraktionschef aus. Er nannte eine solche Nachfolgeregelung ein Instrument gegen die Auswirkungen der Inflation sowie für sozialen Zusammenhalt und Klimaschutz.

9-Euro-Ticket: Bauer wünscht "365-Euro-Jahresticket"

Auch der Sozialverband Deutschland forderte über den Sommer hinaus günstige Angebote im Nah- und Regionalverkehr. "Die Politik muss jetzt die Chance nutzen und langfristige Weichen für nachhaltige und bezahlbare Mobilität stellen, indem ÖPNV und Nahverkehr verbessert und für jeden bezahlbar werden", sagt Verbandspräsident Adolf Bauer unserer Redaktion.

Bauer erklärte, die Nachfrage nach dem 9-Euro-Ticket habe gezeigt, wie groß das Nutzungspotenzial im öffentlichen Personennahverkehr sei. "Diese Dynamik muss unbedingt genutzt werden, um ein dauerhaft vergünstigtes Angebot für ÖPNV-Tickets zu entwickeln", so der Verbanspräsident. Er schlug ein "365-Euro-Jahresticket" vor.

Fahrgastverband fordert deutlichen Ausbau des Angebots

Der Fahrgastverbands Pro Bahn forderte zunächst, dass das Angebot deutlich erweitert werden müsse. "Tickets im Nah- und Fernverkehr sollten grundsätzlich nicht kostenlos sein, sondern immer etwas kosten", sagte der Ehrenvorsitzende des Verbands, Karl-Peter Naumann. "Wer jedoch günstigen Nahverkehr anbieten mag, sollte vorher erst das Schienennetz und den Bahnverkehr durch eine Qualitäts- und Kapazitätsoffensive auf eine stärkere Nachfrage ausbauen und vorbereiten."

Zudem müsse der Autoverkehr etwa über höhere Parkgebühren deutlich verteuert werden. "Nur über diesen Weg kann eine Verkehrswende und die Verlagerung von der Straße auf die Schiene gelingen", sagte Naumann.

Als vorbildliches Beispiel nannte Naumann die österreichische Hauptstadt Wien: Die Stadt hat für den öffentlichen Nahverkehr ein 365-Euro-Jahresticket eingeführt. "Zuvor wurde über viele Jahre der gesamte Öffentliche Verkehr – wie die U-Bahn - erst ausgebaut, das Parken für Autos deutlich verteuert. Und erst zuletzt wurde das günstige Ticket eingeführt", sagte Naumann. "Wer jedoch den dritten Schritt vor dem ersten macht, muss sich nicht wundern, wenn das System zum Chaos führt."