Berlin. Die Honigbiene ist überlebenswichtig für Umwelt und Natur. Woher sie urspünglich kommt, galt lange Zeit als gesichert – bis jetzt.

Ohne die Honigbiene geht gar nichts. In der Landwirtschaft ist sie unentbehrlich. Umweltverbände warnen regelmäßig vor einer ökologischen Katastrophe, sollte das Bienensterben weitergehen. Zudem ist ihr Honig einer der wichtigsten natürlichen Zuckerprodukte. Schon vor 7.000 Jahren soll es erste Bienenzüchter in Zentralanatolien gegeben haben. Entsprechend hielt die Wissenschaft lange Afrika und Asien für den ursprünglichen Lebensraum der tierischen Wohltäter. Doch eine neue Studie stellt diese Gewissheit nun auf den Kopf.

Neue DNA-Analysen deuten daraufhin, dass die Honigbiene aus dem Norden Europas stammt. Dort habe sie sich vor 780.000 Jahren entwickelt, bevor sie sich vor 660.000 Jahren nach Ostafrika und Arabien ausbreitete. Schließlich expandierte die Honigbiene vor 192.000 Jahren in das subsaharische Afrika. Die Ergebnisse der Studie wurden jüngst im Wissenschaftsmagazin "Scientific Reports" veröffentlicht.

Um den Ursprung der Bienen nachzuvollziehen, analysierten die Forscher die DNA von 78 Bienen aus 22 verschiedenen Honigbienenarten. Indem sie das Genmaterial der verschiedenen Arten auf Übereinstimmungen verglichen, konnten sie die Ausbreitung der Honigbiene rekonstruieren. Demnach veränderte sich die Honigbiene auf ihrem Weg in den Süden genetisch.

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Honigbienen-Studie: Herkunft ist relevant für die Biene als Nutztier

Den Autoren zufolge sei die Studie im Vergleich belastbarer als frühere Untersuchungen, die sich mit dem Ursprung der Honigbiene beschäftigten. Die umfassende Analyse des Genmaterials würde präzise Rückschlüsse auf die Herkunft zulassen, heißt es. Trotzdem zweifeln einige Fachkollegen an der Studie.

So sei es zwar gut, möglichst viele Arten zu analysieren, sagte Kathleen Dogantzis, Expertin für Genetik der Honigbiene an der York Universität in Kanada, der Website "Live Science". Trotzdem würden die Ergebnisse denen früherer Studien ähneln. Wobei die anderen Studien den Ursprung in Afrika oder Asien und eben nicht in Nordeuropa bestimmten.

Warum das Wissen um den Ursprung der Biene überhaupt wichtig ist, erklärt der Autor der Studie, Steven Carr, mit der hohen Bedeutung der Honigbiene für die Menschen. "Menschen könnten davon profitieren, zu verstehen, wie sich Bienen entwickelt haben." So würden verschiedene Unterarten besseren Honig herstellen oder weniger schmerzhaft stechen als andere Arten. "Wenn wir also verstehen, wie Honigbienen miteinander verwandt sind, kann uns das helfen, die richtigen Bienen für die richtige Aufgabe zu wählen. (os)

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