Erfurt/Jena/Sondershausen. Der Deutsche Wetterdienst warnt am Mittwoch vor ergiebigem Dauerregen in Thüringen. Rund um den Stausee Kelbra sollen Soldaten beim Hochwasserschutz helfen.

Vor ergiebigem Dauerregen in Thüringen hat der Deutsche Wetterdienst (DWD) am Mittwoch gewarnt. Demnach kann es zu Hochwasser in Bächen und kleineren Flüssen kommen. Zudem sind überflutete Straßen möglich. Die Warnung gilt für folgende Gebiete:

  • Kreis Nordhausen: gültig bis Donnerstag (4. Januar .2024 um 6 Uhr),
  • Ilm-Kreis,
  • Kreis Hildburghausen,
  • Kreis Saalfeld-Rudolstadt,
  • Kreis Schmalkalden-Meiningen,
  • Kreis Sonneberg,
  • Stadt Suhl: jeweils gültig bis Donnerstag (4. Januar .2024 um 17 Uhr)

Pegelstände in Thüringen wieder gestiegen

Nach Regenfällen sind die Pegelstände an Thüringer Flüssen in der Nacht zum Mittwoch wieder gestiegen. Der Anstieg sei allerdings etwas niedriger ausgefallen als erwartet, teilte das Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) in Jena am Mittwoch mit. 14 Pegel unter anderem an Werra, Saale, Bere und Zorge hatten demnach die Vorwarnstufe (Meldebeginn) überschritten. Die erste Meldestufe galt für den Werra-Pegel in Ebenhards und den Unstrut-Pegel in Oldisleben. Im Laufe des Mittwochs wird laut Landesamt wegen Niederschlägen ein weiterer moderater Anstieg der Wasserstände erwartet, bevor diese ab Donnerstagmittag wieder langsam zurückgehen sollen.

Das alte Wehr der Leina kurz vor dem gleichnamigen Ort im Landkreis Gotha.
Das alte Wehr der Leina kurz vor dem gleichnamigen Ort im Landkreis Gotha. © Ralf Ehrlich | Ralf Ehrlich

Leina tritt über die Ufer

Der Fluss Leina im gleichnamigen Ort im Landkreis Gotha ist über die Ufer getreten. Die Leitstelle der Feuerwehr Gotha gab am frühen Mittwochmorgen eine Warnung vor Überschwemmung durch den anhaltenden Starkregen heraus. Betroffen war ein Straßenzug mit etwa 25 Gebäuden. Anwohner wurden gebeten, das Gebiet weiträumig zu umfahren. Die Feuerwehr teilte mit, sie habe die Lage, die sich derzeit nicht verschlechtere, im Griff.

Bundeswehr bereitet sich auf Einsatz an Helme vor

Die Bundeswehr bereitet sich derweil auf einen Einsatz im Hochwassergebiet im Landkreis Mansfeld-Südharz vor. Wie eine Bundeswehrsprecherin der Deutschen Presse-Agentur am Mittwochabend sagte, werden „jegliche Vorbereitungsmaßnahmen getroffen“. Wegen des hohen Wasserstands des Flusses Helme hatte der Landkreis einen Amtshilfeantrag gestellt. Demnach sollen 150 Soldaten ab Montag (8.1.) eine Woche lang beim Befüllen und Verteilen von Sandsäcken helfen. Eine Bewilligung des Antrages steht noch aus. Laut der Sprecherin soll eine Entscheidung zeitnah getroffen werden.

Betroffen vom Hochwasser sind unter anderem die Orte Berga, Kelbra, Bennungen sowie der Sangerhäuser Stadtteil Oberröblingen. Dorthin sowie in einer Sandsackbefüllungsanlage in Berga wollen am Donnerstag auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) kommen, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Der Landkreis hatte am 30. Dezember den Katastrophenfall ausgerufen. Seitdem liegt die zentrale Organisation beim Landkreis.

Besonders betroffen ist der Ort Thürungen. Dort hatte der Landkreis eine Evakuierungsempfehlung ausgesprochen. Die Helme fließt von Thüringen in die Talsperre Kelbra, anschließend weiter durch Mansfeld-Südharz und bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth dann wieder nach Thüringen in den Kyffhäuserkreis.

DWD warnt vor ergiebigen Dauerregen in Thüringen

Nach Angaben des Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz (TLUBN) in Jena ist im Tagesverlauf und vor allem in der Nacht zum Mittwoch damit zu rechnen, dass einige Pegel in Thüringen wieder den Meldebeginn erreichen. Vereinzelt sei auch ein Anstieg in den Bereich der Meldestufen zu erwarten, hieß es vom Landesamt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hat vor ergiebigem Dauerregen bis Freitag in Teilen Thüringens gewarnt, dies gilt vor allem für den südwestlichen Thüringer Wald und für den Südharz.

Die Werra war am Dienstag aufgrund von Niederschlägen wieder angestiegen. In Nordthüringen werden deutliche Anstiege der Wasserstände an Zorge und Bere sowie an der Unstrut erwartet. Am Dienstag hatten zunächst vier Pegel in Thüringen den Meldebeginn wieder überschritten. Dies galt für die Nahe in Hinternah, die Unstrut in Oldisleben, die Saale in Saalfeld-Remschütz und die Bere im nordthüringischen Ilfeld.

Am Dienstag musste die Bahnstrecke zwischen Sangerhausen und Artern gesperrt werden. (Symbolfoto)
Am Dienstag musste die Bahnstrecke zwischen Sangerhausen und Artern gesperrt werden. (Symbolfoto) © DPA Images | Hauke-Christian Dittrich

Störung im Bahnverkehr

Die Bahnstrecke zwischen Sangerhausen und Artern ist wegen Hochwasser in der Helme gesperrt worden. Der Landkreis Mansfeld-Südharz teilte mit, Grund sei der Einsatz eines Baggers zur Deichsicherung am Bahndamm nahe Oberröblingen, berichtet MDR Thüringen am Dienstagmorgen. Demnach kann nur über die Bahnstrecke Technik und Helfer zum Einsatzort gebracht werden. Für den entsprechenden Abschnitt hat die Bahn Schienenersatzverkehr eingerichtet.

Hochwassergefahr an Bächen und kleineren Flüssen

In Teilen Thüringens werden von Dienstag an ergiebige Niederschläge erwartet, die die Hochwassergefahr vor allem an Werra, Saale, Unstrut und Zorge wieder steigen lassen. Im Südharz und Thüringer Wald könnten innerhalb von 48 Stunden 40 bis 60 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, in Staulagen bis zu 80 Liter. Oberhalb von 600 Metern sei Schneefall möglich, teilte das Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz in Jena mit.

An der Helme im Kyffhäuserkreis soll am Dienstag entschieden werden, ob ein Deichdurchbruch bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth nochmals vertieft wird, um Hochwasser auf Felder abzuleiten. Der Deich war am vergangenen Donnerstag kontrolliert auf einem Teilstück von Baggern geöffnet worden, um eine Überflutung des 300-Einwohner-Ortes zu verhindern.

Ergiebige Regenfälle könnte es bis Donnerstag in den Kreisen Hildburghausen, Nordhausen, Saalfeld-Rudolstadt, Schmalkalden-Meiningen, Sonneberg, im Ilm-Kreis und in Suhl geben, prognostizierte der Deutsche Wetterdienst (DWD).

Nach einer leichten Entspannung der Hochwasserlage an der Helme im Kyffhäuserkreis am Neujahrstag werde in den nächsten Tagen wieder mit einer stärkeren Belastung gerechnet, sagte ein Sprecher des Landratsamtes der dpa. «Sorgen haben wir schon.»

Regen und Böen in Thüringen – Sturm in Kammlagen

Neben viel Regen müssen sich die Menschen in Thüringen auch auf Windböen und Sturm einstellen. Es ist windig und teils böig bei bis zu zehn Grad, wie der Deutsche Wetterdienst am Dienstagmorgen mitteilte. Am Vormittag fällt Schnee im Bergland, der im Tagesverlauf zu Regen übergeht. In Kammlagen gibt es durchweg stürmische Böen und ab dem Nachmittag Sturmböen.

Die Nacht auf Mittwoch ist bedeckt und zeitweise regnerisch, bei bis zu zehn Grad. Im Bergland hält der Regen an. Es weht ein teils stürmischer Wind. Der Mittwoch bleibt stark bewölkt, mit Regenschauern. Die Temperaturen steigen auf bis zu zwölf, im Bergland bis zu neun Grad. Es weht ein teils frischer Wind mit Wind- und Sturmböen.

Fallende Tendenz hält nur bis Dienstagmittag

Um die Talsperre Kelbra in Sachsen-Anhalt zu entlasten und Stauraum für die angekündigten Regenfälle zu schaffen, werde mehr Wasser in die Helme abgelassen. Es geht um fünf Kubikmeter Wasser mehr pro Sekunde. Deshalb gebe es Überlegungen, den in den vergangenen Tagen auf 45 Metern Breite vergrößerten Deichdurchbruch bei der Ortschaft Mönchpfiffel-Nikolausrieth im Kyffhäuserkreis ein zweites Mal zu vertiefen. Zuvor solle aber am Dienstag geprüft werden, ob die Überschwemmungsflächen nahe der Ortschaft noch mehr Wasser aufnehmen könnten.

Laut Thüringer Landesamt für Umwelt, Bergbau und Naturschutz in Jena hatte am Neujahrstag der Wasserstand an allen Hochwassermeldepegeln den Richtwert für den Meldebeginn unterschritten. Eine Ausnahme war der Pegel der Hinternah in Hildburghausen. Die fallende Tendenz werde nach den Wetterprognosen jedoch nur bis Dienstagmittag anhalten, hieß es.

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