Berlin. Über viele Jahre musste Camilla Anfeindungen erdulden. Mittlerweile ist die Queen Consort bei den Briten aber beliebt. Wie kam es dazu?

Wenn Camilla, 75, am 6. Mai zusammen mit ihrem Ehemann Charles III., 74, gekrönt wird, schlägt sie nicht nur ein neues Kapitel in ihrem Leben auf. Es ist zugleich der „Höhepunkt einer bemerkenswerten Reise von einer der umstrittensten Frauen Englands ins Zentrum der weichen Macht“, schreibt die britische Zeitung „The Independent“. Sie kürte die künftige Königin deswegen zur „einflussreichsten Frau 2023“. Mit „weicher Macht“ ist die Fähigkeit gemeint, die Geschicke hinter den Kulissen sanft zu lenken.

Wieso ist Camilla so beliebt?

„Sie leitete Charles unter anderem in seinen Überlegungen, wie man die Monarchie verschlankt und auf die Breitseiten von Harry und Meghan reagiert“, konstatiert die Zeitung. „Mit 75 beweist Camilla, dass man Frauen ab einem gewissen Alter niemals abschreiben sollte. Ihre geschäftigsten Jahre stehen erst noch bevor!“ Camillas heutige Beliebtheit fußt auf vielen Faktoren, die zum einen mit ihr selbst zu tun haben, aber auch mit den Menschen, die ihr zur Seite stehen.

Die 75-Jährige zeichnet sich durch hohe Disziplin, Verlässlichkeit und großes Pflichtbewusstsein aus – Tugenden, die Queen Elizabeth II. mit ihr teilte und Camilla den verdienten Respekt und das Vertrauen ihrer Schwiegermutter bescherten. Ihre Erscheinung wirkt elegant, aber niemals verschwenderisch: Camillas Lieblingsschuhe des Londoner Labels „Sole Bliss“ lässt sie laut „Page Six“ lieber reparieren statt sich ein neues Paar zuzulegen.

So gut kommt sie ihren royalen Pflichten nach

Schon lange zählt Camilla zu den fleißigsten und engagiertesten Mitgliedern des Königshauses. Dafür zollen ihr auch viele Briten Anerkennung. Das Arbeitspensum hat sich seit dem Tod der Queen weiter erhöht – noch im März stehen die ersten Staatsbesuche in Frankreich und Deutschland an. Camilla ist auf nationalem und internationalem Parkett eine geschätzte Gesprächspartnerin. „Sie ist bescheiden, bodenständig und kommt ganz ohne Tamtam aus“, sagt die britische Journalistin Petronella Wyatt, die mit ihr seit vielen Jahren eng befreundet ist.

Bei Auftritten fällt zugleich auf, dass Camilla ihrem Ehemann immer den Vortritt gewährt. Mit antiquiertem Verhalten habe das aber nichts zu tun, sagt Camilla-Biografin Angela Levin. Es sei vielmehr „ein Zeichen des Respekts“ gegenüber dem König. „Das bedeutet aber nicht, dass sie weniger von sich hält“, betont Levin. Camilla sei willensstark, verstehe aber, sich zurückzunehmen, wenn es der Situation angemessen ist. Diese Loyalität und Liebe, in der ein Partner dem anderen das Rampenlicht vergönnt und nicht streitig macht, schätzt nicht nur Charles, sondern auch die breite Öffentlichkeit. „Wer das alles mitmacht, muss die andere Person wirklich lieben“, heißt es im Podcast „Royally Us“ der Amerikanerinnen Christine Ross und Christina Garibaldi.

Sie bewundern Camilla auch dafür, gegen alle Widerstände an ihrer Liebe zu Charles immer festgehalten zu haben – auch nach den jüngsten Attacken von Prinz Harry, 38, der sie als „Schurkin“ bezeichnete: „Es zeigt, was für eine starke Frau sie ist.“ Es bedarf aber nicht nur einer versierten, klugen und feinsinnigen Persönlichkeit, um das Standing innerhalb der Öffentlichkeit so zu wandeln, wie es Camilla gelungen ist.

Camilla steht zu Charles und ihrer Liebe - diese Loyalität beeindruckt viele.
Camilla steht zu Charles und ihrer Liebe - diese Loyalität beeindruckt viele. © picture alliance/dpa

Das sind die Verbündeten der Königsgemahlin

Eine entscheidende Rolle spielen dabei auch die Menschen, die ihr zur Seite stehen und sie immer wieder erden und stärken. Neben ihren zwei Kindern Laura, 45, und Tom, 48 (aus erster Ehe) ist das vor allem ihre jüngere Schwester Annabel Elliot, 74, die Camillas Beziehung mit dem Thronfolger und heutigem König immer unterstützte. Sie und Ehemann Simon waren von Beginn an eng mit Charles und Camilla verbunden und besuchten sie 2005 sogar in ihren Flitterwochen.

Umso größer wiegt jetzt sicher Camillas Trauer über den Tod ihres Schwagers, der gerade im Alter von 82 Jahren verstarb. Es sind Zeiten, in denen die Familie noch enger zusammenrückt – und die eigene Sterblichkeit bewusst wird. „Natürlich würde ich manchmal gerne die Uhr zurückstellen“, gestand Camilla vor Kurzem. „Aber das Leben geht nun einmal immer weiter.“