Wien. Ungeimpfte werden seit Montag so gut wie ausgeschlossen. Die Impfgegner mobilisieren sich und erhalten dabei Rückendeckung von der FPÖ.

Ungeimpfte wird man in Österreich wohl bald an der Frisur erkennen können. Seit Montag ist ein Besuch beim Friseur nur von Genesenen und Geimpften erlaubt. Die wegen der extrem hohen Inzidenzen eingeführte 2G-Regel sperrt ungeimpfte Personen in Österreich vom öffentlichen Leben praktisch aus.

Zutritt haben sie nur noch in Geschäften, öffentlichem Verkehr sowie Behörden. Gastronomie, Kulturbereich, Freizeitbereich, körpernahe Dienstleistungen sowie Veranstaltungen ab einer Teilnehmerzahl von 25 Personen bleiben ihnen verwehrt. Ebenso der Besuch in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen. Gelten werden diese Corona-Regelungen vermutlich bis ins neue Jahr hinein.

Harte Corona-Maßnahmen spalten das Land

Es sind harte Maßnahmen, die das Land spalten. Denn ein Drittel der Bevölkerung ist nicht oder noch nicht vollständig geimpft – eine im westeuropäischen Vergleich sehr niedrige Quote. Dabei steigt die Zahl der täglichen Neuinfektionen rapide und lag zuletzt um die 600. Die Belegung in den Krankenhäusern erreicht zumindest in einigen Regionen bereits einen kritischen Level.

Doch der Druck zeigte auch Wirkung. Bereits seit einer Woche verzeichnen Impfstraßen vermehrt Andrang. Das liegt einerseits an den Booster-Impfungen, die Nachfrage ist groß.

2G-Regeln sorgen bereits für Nachfrage nach Impfungen

Aber auch bei den Erstimpfungen gab es Zuwächse - ein Drittel der in der vergangenen Woche verabreichten Dosen sollen Erstimpfungen gewesen sein. Der Grund für die neue Impfbereitschaft ist vor allem die 3G-Regelung am Arbeitsplatz. Wer nicht geimpft oder genesen ist, darf nur getestet zur Arbeit. Das ist aufwendig, wenn auch kostenlos.

Aber auch bei den Erstimpfungen gab es Zuwächse. Die Rede ist davon, dass rund ein Drittel der in der Vorwoche verabreichten Dosen Erstimpfungen waren. Die Gründe dafür sind allerdings vielfältig. Der Auslöser dürfte vor allem eine neue Regelung am Arbeitsplatz sein. Denn seit Anfang November gilt ebenfalls: An den Arbeitsplatz darf nur, wer geimpft, genesen oder getestet ist. Die Ausnahmen dafür sind an einer Hand abzuzählen.

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3G-Regel am Arbeitsplatz

Ab Mitte November sollen zudem nur noch PCR-Tests anerkannt werden. Das PCR-Testangebot wiederum ist keinesfalls flächendeckend und mancherorts noch im Aufbau befindlich. Zudem gab es zuletzt auch in Wien, wo ein etabliertes PCR-Angebot besteht, wegen des vermehrten Andrangs Probleme bei der Logistik. Das aber wird zu einem ernsten Problem, wenn man termingerecht ein Testresultat für den Zutritt zum Arbeitsplatz braucht.

Dabei könnten die jetzt beschlossenen Einschränkungen nur der Anfang sein: Der Fünf-Stufen-Plan der österreichischen Regierung sieht in der letzten Stufe auch Ausgangsbeschränkungen für Ungeimpfte vor. Aktuell gilt bereits Stufe vier.

Regionale Lockdowns nicht ausgeschlossen

Eine ausgesprochene Impfpflicht schloss die Bundesregierung allerdings klar aus, lokale Lockdowns allerdings nicht. Solche wollte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne) in einem TV-Interview am Sonntag nicht ausschließen. „Regionale Lockdowns sind allerdings nur die allerletzte Konsequenz“, sagte er. Zugleich betonte er, dass jeder ein „Scharlatan“ sei, der behaupte, die Zukunft „hundertprozentig“ prognostizieren zu können.

Und das war eine Breitseite gegen die rechtsnationale FPÖ. Deren Chef Herbert Kickl hatte sich zuletzt als einzige bundesweit agierende politische Kraft offen gegen die Impfung positioniert. Kickl sprach jetzt von Maßnahmen, die an „sozialer Eiseskälte nicht zu überbieten“ seien. Er sprach sogar von einer Pandemie der Geimpften und empfahl ein Entwurmungsmittel sowie Bitterstoffe gegen die Pandemie.

„Gesundheitspolitische Geisterfahrerei“ nannte das Werner Kogler. Und weiter: „Das ist gemeingefährlich, was da verzapft wird vom Parteiobmann abwärts.“ Derweil mobilisieren sich die Impfgegner im Internet. Dort werden bereits Mahnwachen und Demos angekündigt. Die Stimmung bleibt gereizt.

Aus dem Milieu von Querdenkern, Neonazis, Esoterikern und Verschwörungstheoretikern hatte es zuletzt vermehrt Drohungen gegen Mediziner, Politiker und Journalisten gegeben.