Berlin. Die Booster-Impfkampagne in Deutschland beginnt. Brauchen auch Covid-Genesene jetzt eine zweite Impfdosis um immun zu bleiben?

Die Infektion mit dem Coronavirus hat wahrscheinlich nur eine positive Eigenschaft: Wer sich einmal mit dem Virus infiziert hat, bildet zumindest vorübergehend einen gewissen Schutz gegen die Erkrankung aus. Doch die so erworbene Immunität hat im Gegensatz zur Corona-Impfung oft einen hohen gesundheitlichen Preis. Zudem muss sie unterstützt werden: Durch eine einmalige Auffrischimpfung kommt es meist zu einer sehr guten Immunantwort.

Doch diese kann wohl – ähnlich wie bei Menschen, die durch eine vollständige Impfserie gegen Sars-Cov-2 immunisiert wurden – mit der Zeit abnehmen. Genesenen, die bereits eine vollständige Impfserie mit einem Vektor-Impfstoff erhalten haben, wird deshalb nun ebenfalls das Angebot einer – in diesem Fall zweiten – Booster-Impfung gemacht.

Studie: Zweite Impfung verstärkt Immunantwort auch bei Genesenen

Dies bestätigen auch aktuelle Studien: So zeigt eine Untersuchung aus Birmingham, dass die zweite Dosis eines mRNA-Impfstoffs die Antikörperantwort von Genesenen weiter verstärkt und die Schutzwirkung auch gegen die Varianten, insbesondere Beta und Gamma, verbessert. Die in Science Translational Medicine veröffentlichten Ergebnisse unterstützen die aktuelle Linie der Bundesregierung, dass Genesene sich auch „boostern“ lassen sollten.

Die Ergebnisse entstammen der sogenannten PANTHER-Studie („PANdemic Tracking of Healthcare woRkers“), die seit April des vergangenen Jahres 45 Angestellte aus zwei Kliniken in Birmingham, die wegen ihrer Patientenkontakte ein erhöhtes Risiko hatten, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, begleitete.

Booster-Impfung auch nach Corona-Infektion sinnvoll

Die Krankenhausmitarbeiter und -mitarbeiterinnen gehörten mit zu den ersten, die gegen das Virus geimpft wurden. 20 von ihnen waren bereits vor der Impfung an Covid-19 erkrankt, die anderen 25 nicht. Alle erhielten beide Dosen des mRNA-Impfstoffs. Bei den Teilnehmern mit früherer Infektion war die zweite Dosis also bereits der dritte Kontakt mit den Antigenen des Virus – analog zur aktuell diskutierten Booster-Impfung.

Die bereits im August vorgestellten Forschungsergebnisse in Zusammenarbeit mit der Universität Nottingham zeigen, dass die Immunantwort der Genesenen nach der zweiten Impfdosis noch einmal wesentlich verstärkt wird. Dies könnte besonders wichtig sein, da sich mittlerweile nicht mehr der Wildtypus des Coronavirus verbreitet – mit dem sich zu Beginn viele Menschen infizierten – sondern neue Mutationen wie die Delta-Variante.

Die Studie lässt zumindest diesen Schluss zu, da die Antikörperantwort gegen Beta und Gamma genauer unter die Lupe genommen wurde. Diese fiel nach der ersten Impfdosis bei Covid-Genesenen nur schwach aus. Die zweite Dosis verstärkte dann die Reaktion deutlich. Der Immunschutz erreichte ein Antikörper-Niveau wie gegen den ursprünglichen SARS-CoV-2-Typ. Auch ein Impfstoff, der gegen den Wildtyp entwickelt wurde, könnte nach dieser Studie in der Lage sein, vor einer Infektion mit den neuen Varianten zu schützen – insbesondere auch diejenigen, die bereits eine Corona-Infektion durchgemacht haben.

Jens Spahn erhielt auch schon seine Booster-Impfung

Übrigens: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU), der selbst Covid-Genesener ist, hat seine Erstimpfung bereits Ende Oktober auffrischen lassen. Das teilte der Politiker damals via Twitter mit.

Spahn hatte im Mai seine erste Impfdosis nach der durchgemachten Infektion erhalten. Zuletzt hatte der geschäftsführende Minister immer wieder für die Auffrischimpfungen geworben: Boostern solle in Zukunft für alle Geimpften die Regel und nicht die Ausnahme sein, so Spahn. (bml)