Berlin. Viele fragen sich, ob Weihnachten auch dieses Jahr von Corona geprägt sein könnte. Und ob eine weitere Impfung sinnvoll ist.

Weihnachtsfeier, Familienfest, Adventskonzert im voll besetzten Saal: Auch im dritten Coronajahr fragen sich viele Menschen, ob das Fest sicher ist. Oder ob sie sich davor noch impfen lassen sollten. Die Ansicht von Medizinern und Wissenschaftlerinnen hat sich dazu in den vergangenen Wochen kaum verändert: Eine Entscheidung hänge von den individuellen Umständen ab.

Das Immunsystem ist im Detail sehr individuell. Jeder Mensch reagiert etwas unterschiedlich auf eine Impfung. „Das bedeutet aber auch, dass es inzwischen sehr schwierig ist, generelle Aussagen zu machen“, sagte Prof. Christine Falk, Präsidentin der Gesellschaft für Immunologie (DGfI) im Juli. Lesen Sie auch: Was die Stiko für Kinder ab 5 empfiehlt

Die Ständige Impfkommission (Stiko) und weitere medizinische Fachgesellschaften empfehlen eine vierte Impfung allen Menschen über 60 sowie Vorerkrankten, Menschen mit geschwächtem Immunsystem etwa nach einer Krebstherapie, Heimbewohnern sowie Frauen und Männern, die im Gesundheits- oder Pflegesystem arbeiten.

Vierte Impfung: Über 60-Jährige sollten im Fall der Fälle schnell handeln

Wer diese Voraussetzungen erfüllt, noch keine zweite Auffrischung bekommen hat und in den letzten sechs Monaten nicht mit Sars-CoV-2 infiziert war, sollte sich schnell einen Termin holen. Geimpft werden soll dann laut Stiko mit einem an die Omikron-Variante angepassten Impfstoff.

Das Bundesgesundheitsministerium, aber auch einzelne Mediziner wie Prof. Andreas Thiel, Leiter der Regenerativen Immunologie der Berliner Charité, gehen hier deutlich weiter: Allen Erwachsenen mit nur drei Impfungen und ohne Infektion sei nach einem ärztlichen Beratungsgespräch eine vierte Impfung empfohlen. Der Schutz vor einer Infektion werde dadurch kurzfristig verbessert.

Wer dreifach geimpft ist und sich dann mit Sars-CoV-2 infiziert hat, der hat laut DGfI und Stiko einen sehr stabilen Schutz. „Wir konnten, wie mehrere Studien auch, nachweisen, dass eine Infektion nach drei Impfungen zusätzliche Antikörper gegen die Omikron-spezifischen Strukturen im Spike-Protein und gegen andere Virusproteine auslöst“, sagte Christine Falk.

4. Impfung auch nach Corona-Infektion?

Durch den Vorsprung der Impfung könne das Virus diese zusätzliche Immunität auch nicht unterlaufen. Mit einer kleinen Einschränkung: Zwischen der dritten Impfung und der nachfolgenden Corona-Erkrankung müssen mindestens drei Monate Abstand sein, sonst gilt die Erkrankung nicht als „immunologisches Ereignis“. Auch interessant: Corona: Reinfektion soll Risiko für Langzeitschäden erhöhen

Wer sich für eine vierte Impfung interessiert, sollte auf einen deutlichen Abstand zur dritten Impfung oder zur Infektion achten: „Auffrischimpfungen sollten in einem Mindestabstand von sechs Monaten zur vorangegangenen Impfung oder Infektion gegeben werden. In begründeten Fällen kann der Abstand auf vier Monate verkürzt werden“, erklärt die Stiko.

Bei besonders gefährdeten Personen – beispielsweise Hochbetagten oder Menschen mit Immunschwäche – kann es aus ihrer Sicht darüber hinaus sinnvoll sein, nach dem vierten immunologischen Ereignis, etwa der zweiten Auffrischimpfung, noch eine weitere, also fünfte Impfstoffdosis, zu verabreichen. „Auch hierfür gilt der Abstand von sechs Monaten zur letzten Impfung oder Infektion.“ Die Entscheidung sollte nach individueller ärztlicher Beratung getroffen werden, so die Kommission.

Zu viele Impfungen: Effekt aufs Immunsystem ungeklärt

Trotzdem ist es auch als junger und gesunder Mensch erlaubt, sich ein viertes oder fünftes Mal gegen Corona impfen zu lassen. Ob sich das auf die eigene Gesundheit negativ auswirken kann, ist umstritten. Nach Ansicht von Immunologe Andreas Thiel gibt es bezüglich mehrerer Corona-Booster keine Studien, die „negative Effekte auf Immunitäten“ aufzeigen, sagte er im Juli.

Marco Cavaleri von der Europäischen Gesundheitsbehörde EMA warnte hingegen Anfang des Jahres vor zu vielen Corona-Boostern. Es könne dazu führen, dass diese das Immunsystem bei der Ausbildung von Abwehrzellen störe.

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de.