Palma. Spanien und damit auch die Balearen sind wieder Risikogebiet. Unter den deutschen Touristen auf Mallorca wächst die Verunsicherung.

Eine Sieben-Tage-Inzidenz von 141 auf den Balearen: Auf Mallorca wächst die Angst vor dem abrupten Ende der Urlaubssaison. Am Freitagmittag erklärten Bundesregierung und Robert Koch-Institut die Lieblingsinsel der Deutschen wieder offiziell zum Risikogebiet.

Während spanische Politiker zu beschwichtigen versuchen, wächst bei Einwohnern und Urlaubern die Furcht, dass alles bald wieder dichtgemacht werden könnte. Praktisch hat die Einstufung für deutsche Urlauber erst einmal kaum Folgen: Wer aus Spanien nach Deutschland zurückreist, muss wie bisher einen negativen Test vorweisen, einen vollständigen Impfschutz oder eine Genesung.

Erst wenn das Land zum Hochinzidenzgebiet hochgestuft wird, müssen ungeimpfte oder bisher nie erkrankte Rückkehrer in Quarantäne. Wie schnell das allerdings gehen kann, zeigte sich am Beispiel Zypern, das innerhalb einer Woche vom Risikogebiet zum Hochinzidenzgebiet erklärt wurde.

Hinter Mallorca liegen Monate der eisenharten Disziplin, der Ausgangssperre und Maskenpflicht im Freien. Der Inzidenzwert konnte so auf der Insel monatelang unter 20 gehalten werden. Zur Belohnung kamen die Lockerungen. Doch mit der Rückkehr der Reiselust schießen die Infektionszahlen wieder in die Höhe. Besonders unter Jugendlichen grassiert das Virus. Erst infizierten sich über 1000 spanische Abiturienten bei einer Drei-Tages-Sause auf der Insel. Dann kamen die Briten zurück und mit ihnen eine Feierwütigkeit, die durch den Einzug ins EM-Finale massive Nahrung bekommen hat.

Auch britische Fußballfans haben auf Mallorca dazu beigetragen, dass die Inzidenzen steigen. Nun ist die Insel wieder Risikogebiet.
Auch britische Fußballfans haben auf Mallorca dazu beigetragen, dass die Inzidenzen steigen. Nun ist die Insel wieder Risikogebiet. © picture alliance / ZUMAPRESS.com | Marcin Nowak

Corona-Gerüchte verwirren Urlauber auf Mallorca

Frank Thiel (45) ist Dauerurlauber auf Mallorca. Bisher hat den ungeimpften „Ballermann“ nichts davon abgehalten, zum sechsten Mal in diesem Jahr auf die Insel zu fliegen. Doch seit er am Freitagmorgen miterlebte, wie ein junger Mann in seinem Hotel positiv auf Corona getestet wurde, hat sich etwas verändert. Er macht sich Sorgen, zudem verwirren den Rheinländer die Corona-Gerüchte. „Ich habe gehört, dass mein Flug gecancelt wird, wenn sich die Gesetzeslage ändert.“ Erzählt haben will ihm das eine Urlauberin am Pool. Die Chancen, dass sein Flieger nach Köln geht, sieht er bei 50 zu 50.

Die Situation von Thiel, dessen Test übrigens negativ ausfällt, ist nichts im Vergleich zu der von Niko (22) aus Mainz. Er sitzt mit positivem Ergebnis vor einem Testcenter in Arenal und weiß nicht, was er machen soll. Normalerweise sind die Center verpflichtet, positive Fälle sofort dem Gesundheitsamt zu melden. Die entscheiden dann, wie mit den Patienten verfahren werden soll. Meist kommt ein Arzt und macht einen PCR-Test.

Bei positivem Ergebnis wird der Urlauber ins Corona-Quarantäne-Hotel nach Palma gebracht, wenn er sich selbst nicht isolieren kann. Doch dieses Prozedere ist jetzt außer Kraft gesetzt: „Seit Stunden ist die Nummer beim Amt besetzt“, klagt Niko. „Gibt kein Durchkommen.“

„So geht das seit Tagen“, schimpft der Leiter des Testcenters. „Derzeit herrscht eine absolut chaotische Situation.“ Auch die Nachrichtenlage wird zunehmend verwirrender. So plätschern die Gerüchte und Halbwahrheiten von Liege zu Liege durch die Hotelanlagen der Insel.

Mallorca: Angst vor neuen Schließungen

Raimund (38) aus Niederbayern aber lässt sich nicht verunsichern: Um seine Rückreise macht er sich keine Sorgen, wohl aber um seinen Spaß vor Ort. „Blöd wäre es aber, wenn hier deshalb alles wieder schließen muss“, sagt er.

Francina Armengol, Ministerpräsidentin der Balearen, twitterte: „Wir müssen jetzt lernen, mit dem Virus zu leben. Dieser Sommer unterscheidet sich grundlegend vom letzten.“ Klartext: Dank Impfkampagne gebe es vorerst keine lebensbeschneidenden Maßnahmen. Einzig die Tankstellen und Supermärkte seien angewiesen worden, keinen Alkohol mehr ab 22 Uhr zu verkaufen.