Wien. Die Corona-Lage in Österreich ist dramatisch, die Infektionszahlen und Inzidenzen explodieren. Kommt nun ein landesweiter Lockdown?
Es war ein zähes Ringen, aber nun ist es fix: Zumindest in den österreichischen Corona-Hochinzidenzgebieten Salzburg und Oberösterreich gilt ab Anfang kommender Woche ein Lockdown.
Angesichts explodierender Infektionszahlen und ausgelasteter Intensivstationen ist allerdings zu erwarten, dass bald ein österreichweiter Lockdown beschlossen wird. Darüber soll am Freitag im Rahmen einer Konferenz aller Landeshauptleute unter Beisein von Kanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) entschieden werden.
Dabei legt die pandemische Lage eigentlich keine andere Maßnahme mehr nahe: In Salzburg wurde bereits ein Triage-Team bestehend aus fünf Medizinern und einer Juristin gebildet. Die Belegung der Intensivbetten ist am Limit oder bereits darüber. Der Geschäftsführer des Salzburger Krankenanstalten-Verbundes hatte zuletzt auch das Ausland indirekt um Hilfe ersucht. Man habe in vorangegangenen Pandemie-Wellen Patienten aus anderen Staaten versorgt, weil man Kapazitäten gehabt habe, und hoffe jetzt auf ebensolche Solidarität.
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Oberösterreich: Leichen werden in Gängen von Krankenhäusern gelagert
Ganz ähnlich wie in Salzburg sieht es in Oberösterreich aus: „Wir haben nicht mehr viel Spielraum - um nicht zu sagen, wir haben sehr, sehr wenig Spielraum“ - sagte Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) am Donnerstag, als er den Lockdown für sein Bundesland verkündete. Aus Oberösterreich gab es zuletzt Berichte über überfüllte Intensivstationen und Leichen, die wegen voller Pathologien in den Gängen von Spitälern zwischengelagert würden. Lesen Sie auch: Corona-Winter: Was das Triage-System in Kliniken bedeutet
Auf Nachfrage schildert eine Vertreterin des oberösterreichischen Krankenanstalten-Verbundes am Donnerstag, dass in und um Linz und im Salzkammergut die Intensivstationen an der Grenze seien. Die Lage sei bereits weitaus brisanter als im Herbst vor einem Jahr, in dem Oberösterreich auch schwer betroffen war. Aber auch in anderen Regionen werden Operationen oder aufwändige Behandlungen bereits verschoben.
Bisher noch unklar ist, wie die lokalen - und der wahrscheinliche bundesweite Lockdown - umgesetzt werden, etwa in Bezug auf Schulen.
Hinzu kommt die Möglichkeit zusätzlicher lokaler Maßnahmen. So schloss Wiens Bürgermeister einen Lockdown im Alleingang ausdrücklich nicht aus. Ab Freitag gilt in Wien zudem eine Verschärfung der 2G-Regel Zutritt ist dann nur noch mit einem zusätzlichem PCR-Test möglich.
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Österreich: Kommt die generelle Impfpflicht?
Allerdings könnte die Regel-Verschärfung bereits bestehende Probleme noch verschärfen, denn die Test-Infrastruktur ist in vielen Regionen praktisch zusammengebrochen. Grund dafür ist unter anderem die 3G-Regel am Arbeitsplatz.
In den Mittelpunkt der politischen Debatte ist indes wieder die Impfpflicht gerückt. Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein lässt derzeit eine solche - zunächst für Gesundheitspersonal angedachte - Maßnahme rechtlich vorbereiten. Geprüft werden soll dabei ausdrücklich auch, ob eine generelle Impfpflicht rechtlich möglich wäre.
Dahingehende Rufe werden zwar bereits laut - doch unklar ist, wie sich der große Koalitionspartner ÖVP nun verhalten wird. Bis zuletzt hatte sich die Kanzlerpartei vehement gegen einen allgemeinen Lockdown gestemmt und die Linie des zurückgetretenen Kanzlers Sebastian Kurz weiter vertreten: Die Pandemie sei für Geimpfte vorüber.
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