Berlin. Keine vierte Corona-Impfung für gesunde Menschen unter 70 Jahren: Diese Haltung vertritt die Chefin der Gesellschaft für Immunologie.

  • Auch wenn die meisten Corona-Regeln in Deutschland aufgehoben wurden, ist die Pandemie noch nicht vorüber
  • Dass den Krankenhäusern aktuell keine Überlastung droht, liegt auch an dem Erfolg der Corona-Impfung
  • Eine Expertin lässt nun mit einer Ansage zur vierten Impfung aufhorchen

Führende Immunologen in Deutschland gehen derzeit nicht davon aus, dass dem Coronavirus in absehbarer Zeit eine so nachhaltige Immunflucht gelingen wird, dass eine komplett neue Impfkampagne notwendig wird. Eine vierte Impfung für gesunde Menschen unter 70 halten sie nicht für nötig.

„Große Teile des Spike-Proteins von Sars-CoV-2 sind auch heute noch identisch mit der Urvariante“, sagte die Präsidentin der Gesellschaft für Immunologie, Christina Falk. Da die in Deutschland eingesetzten Impfstoffe gegen das gesamte Protein entwickelt worden seien, müsste sich das Virus dafür grundlegender verändern als bisher. Dies sei nicht unmöglich, aber unwahrscheinlich, sagte Falk, die auch im Expertenrat der Bundesregierung sitzt.

Omikron: Anpassung des Impfstoffs würde Infektionen wohl nicht verhindern

Unterscheiden muss man der Immunologin zufolge dabei zwischen einer Corona-Infektion und einem schweren Verlauf. Falk geht nicht davon aus, dass sich das Ansteckungsrisiko mit einer vierten, fünften oder gar sechsten Auffrischung des Impfschutzes langanhaltend senken lässt. Auch ein an die Omikron-Variante angepasstes Vakzin dürfte hier wenig Besserung bringen.

Gleichwohl rief Falk Menschen über 70 und Immungeschwächte dazu auf, das Risiko für schwere Verläufe mit einer vierten Impfdosis zu senken. Bei jüngeren, immungesunden Personen sei eine vierte Impfung aus immunologischer Sicht derzeit nicht nötig.

Empfohlener externer Inhalt
An dieser Stelle befindet sich ein externer Inhalt von einem externen Anbieter, der von unserer Redaktion empfohlen wird. Er ergänzt den Artikel und kann mit einem Klick angezeigt und wieder ausgeblendet werden.
Externer Inhalt
Ich bin damit einverstanden, dass mir dieser externe Inhalt angezeigt wird. Es können dabei personenbezogene Daten an den Anbieter des Inhalts und Drittdienste übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung

Immunflucht des Coronavirus: „Es gibt Anlass zu Optimismus“

Auch Andreas Radebruch, Wissenschaftlicher Direktor des Deutschen Rheuma-Forschungszentrum in Berlin, sieht keine Anzeichen für eine nachhaltige Immunflucht von Sars-CoV-2. „Es gibt Anlass zu Optimismus. Das Virus kommt bisher nicht aus der Umklammerung des menschlichen Immunsystems heraus“, sagte der Immunologe. Radebruch geht sogar davon aus, dass der Schutz vor schweren Erkrankungen nach drei Impfungen länger als zehn Jahre anhalten könnte.

Von weitere Auffrischungsimpfungen immungesunder Menschen rät Radebruch ab. Diese würden den Schutz vor schweren Verläufen nicht verbessern und könnten auch den sekundären Schutz, also den vor Ansteckung und Verbreitung des Virus, kaum noch erhöhen. „Das haben die Studien aus Israel gezeigt. Und ich gehe davon aus, dass eine fünfte oder gar sechste Impfung sogar noch weniger bewirken würde“, so der Immunologe.

Dieser Artikel erschien zuerst auf www.morgenpost.de