Berlin. Schaut Lauterbach nach Portugal, werden die Befürchtungen vor einem Corona-Herbst bestätigt. Vier Gründe, warum es kein Alarmismus ist.

Seit Wochen warnt Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor einem Corona-Herbst. Die Frage war nur, auf welche Variante des Virus sich Deutschland einstellen müsste. Auf eine neue Mutation, auf einen weiteren Subtyp von Omikron? Jetzt hat Lauterbach einen begründeten Verdacht – und eine Spur.

Sie führt nicht in die USA, wo die Infektionszahlen steigen, sondern – viel näher – nach Portugal. Im kleinen Urlaubsland auf der iberischen Halbinsel breitet sich der Omikron-Subtyp BA.5 gerade rasant aus.

Corona-Ausbruch? BA.5 ist hochansteckend

Die Sieben-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen hat sich seit Mitte April auf 1800 vervierfacht. Zu 87 Prozent entfallen sie auf diese Variante. Lesen Sie auch: Portugal: Corona-Zahlen steigen rasant an – Neue Variante

Es gibt mindestens vier Gründe, Lauterbachs Befürchtung ernst zu nehmen:

  • Der Subtyp ist nach seinen Angaben "ansteckender und gefährlicher" als die ursprüngliche Omikron-Variante BA1.
  • Wie in Portugal mit seiner hohen Impfquote von 87 Prozent dürfte auch in Deutschland der Impfschutz nachlassen.
  • In der Urlaubssaison nimmt die Mobilität zu und damit das Ansteckungsrisiko. Portugal ist zwar kein Hauptzielland der Deutschen. Aber immerhin machten dort 2021 rund 1,25 Millionen Bundesbürger Urlaub. Zudem kann sich BA.5 leicht im benachbarten Spanien ausbreiten, ein klassisches Ferienland der Deutschen.
  • Die Variante ist ohnehin längst in Deutschland. Laut Robert-Koch-Institut (RKI) spielt sie eine wachsende Rolle. In Deutschland wird bei stichprobenartigen Untersuchungen seit etwa Ende April eine ungefähre Verdopplung des Anteils von Woche zu Woche erfasst. Dies spiele sich auf noch niedrigem Niveau ab: Nach den aktuellsten RKI-Daten sind es nun 5,2 Prozent BA.5.

Deshalb ahnt Lauterbach mit Blick auf Portugal, möglicherweise werde man in Deutschland "später ähnliche Probleme" haben. Im ZDF präzisierte er, BA.5 könne "im Herbst die Variante sein, mit der wir kämpfen müssen". Auch die Virologin Sandra Ciesek geht davon aus, dass sich die Variante in Deutschland durchsetzen wird.

Es seien Impfstoffe bestellt worden, die gegen unterschiedliche Variante wirkten. Die Impfzentren würden auch weiter finanziert. "Die Vorbereitung läuft auf Hochtouren", versicherte Lauterbach. Restzweifel bleiben.

Corona-Ausbruch – Lauterbach hofft auf neue Impfstoffe

Denn: Die Entwicklung von angepassten Vakzinen verzögert sich nach Lauterbachs Angaben. Die Hersteller hätten Probleme, die Daten zu generieren, die notwendig seien.

In Deutschland dominiert bislang noch die Omikon-Variante BA.2 – mehr als 90 Prozent der Fälle. Zuvor grassierte BA.1. Die Varianten BA.4 und BA.5 gelten als ansteckender, aber nicht als gefährlicher: Die Krankheitsverläufe ähneln sich.

Montgomery sieht Portugal als Warnung

Zuletzt hatte der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery, vor einer Ausbreitung der Omikron-Subvariante gewarnt. In einem Interview mahnte er, Corona sei noch nicht vorbei, das belege der "heftige Ausbruch" in Portugal.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.