Berlin. Die Corona-Inzidenzen erreichen immer neue Rekorde - Deutschland lockert. Eine Zahl macht Hoffnung. Welche Werte jetzt wichtig sind.

  • Rekorde bei Inzidenzen und Hospitalisierungen
  • Corona-Fallsterblichkeit unter einen Prozent
  • Lage auf Intensivstationen stabil, Restrisiko bleibt

Mit dem Frühlingsbeginn hat Deutschland die Corona-Maßnahmen gelockert, und zugleich steigt die Zahl der Neuinfektionen auf immer neue Rekorde: Mit einer Inzidenz von mehr als 1700 pro 100.000 Einwohner stecken sich so viele Menschen wie nie zuvor an. Doch was sagen die Corona-Zahlen jetzt noch aus?

Lange galt: Steigen die Infektionszahlen stark, dann schnellen auch die Todeszahlen in die Höhe. Doch diese starre Regel ist seit Omikron außer Kraft: Die sogenannte Fallsterblichkeit macht Hoffnung auf ein Ende Pandemie. Der Wert sagt zu einem konkreten Zeitpunkt aus, welchen Anteil an Menschen bei einer Infektion versterben. Dieser Wert sinkt seit dem Sommer 2021 kontinuierlich - nach dem Höhepunkt der Impfkampagne.

Seitdem die Omikron-Variante dominant ist, hat sich der Wert bei der Fallsterblichkeit bis Anfang März halbiert - auf ein Rekordtief. Corona hat seinen tödlichen Schrecken verloren. Bislang gibt es keine Anzeichen, dass sich das mit dem mittlerweile dominanten Omikron-Subtyp BA.2 ändert. Die Zahlen spiegeln die Verbreitung noch nicht wider. Denn es dauert laut dem Robert Koch-Institut (RKI) im Mittel 18 Tage, bis eine Person nach den ersten Symptomen an Covid-19 verstirbt. Die Fallsterblichkeit hängt deshalb immer etwas hinterher.

Corona-Todesfälle hängen nicht allein von Infektionszahlen ab

Diese Zahl schwankt stark über die Pandemie, da sie nicht nur davon abhängt, wie tödlich das Virus ist. In der ersten Welle im Mai 2020 blieb die Inzidenz unter 50. Trotzdem starben daraufhin zeitweise mehr als 1600 Menschen innerhalb einer Woche.

In der zweiten Welle zum Jahreswechsel 2020/2021 überschritt die Inzidenz erstmal 200. Die für diese Zeit hohe Zahl an Infizierten überlastete trotzdem die Krankenhäuser in mehreren Regionen. Alle Erkrankten konnten nicht mehr bestmöglich versorgt werden. Bei zeitweise mehr als 6000 Tote innerhalb einer Woche stieg die Fallsterblichkeit erneut.

Seit dem Frühling 2021 zeigen die Imfpungen ihre Wirkung und schützen immer mehr Menschen vor schweren Erkrankungen oder dem Tod durch Covid-19. Zusätzlich werden Infektionen durch Schnelltests früher erkannt und FFP2-Masken verringern das Risiko sich anzustecken. Und Omikron verursacht schließlich weniger schwere Erkrankungen als die Vorgänger-Varianten.

Seit einigen Monaten koppeln sich die Fallzahlen und Todesfälle immer weiter voneinander ab. Die heutige Inzidenz wäre vor einigen Monaten für ganz Deutschland noch unvorstellbar gewesen. Als sie Ende November 2021 in Sachsen die 1500er-Marke überschritt, war das Gesundheitssystem im Notfallmodus. Die Krankenhäuser mussten Kranke in andere Bundesländer verlegen, Operationen absagen und Regeln für eine Triage vorbereiten.

Bei einer Inzidenz von etwa 1500 sterben derzeit etwa 1000 Menschen innerhalb einer Woche. Deutschlandweit wurde dieser Wert schon bei deutlich niedrigeren Werten erreicht, wie ein Vergleich in der Grafik eingeschränkt zeigt:

Doch der Tod ist nur der extremste Ausgang einer Corona-Infektion. Wer lange auf einer Intensivstation liegt, braucht teilweise Monate um sich zu erholen. Aktuell sind diese Stationen nicht überlastet. Trotz der hohen Inzidenzen ist die Zahl der Personen mit einer Covid19-Erkrankung dort niedriger als bei vorangegangenen Wellen. Von leeren Betten auf den Stationen kann bei mehr als 2000 Erkrankten aber nicht die Rede sein.

Corona-Neuaufnahmen steigen stark

Die Anzahl der Neuaufnahmen im Krankenhaus mit einer Corona-Infektion steigt hingegen und erreicht der Prognose nach neue Rekordwerte. Durch die stark ansteckende Omikron-Variante ist es aber schwieriger zu sagen, warum jemand ins Krankenhaus kommt. Die obligatorische Tests bei Neuaufnahmen entdecken auch zufällig Infektionen.

Das führt zu keinen vollen Intensivstationen, bringt aber andere Probleme mit sich. Für das Krankenhauspersonal ist es aufwendiger, sich um Corona-Positive zu kümmern. Sie müssen sie etwa von anderen Erkrankten isolieren. Das kann zu räumlichen Engpässen und verschobenen Operationen führen. Infizieren sich die Angestellten durch die vielen Corona-Kontakte mangelt es an Personal.

In der aktuellen Phase der Pandemie driften Infektionen und Todesfälle weiter auseinander. Durch Impfungen und Infektionen sind viele Menschen mittlerweile gut geschützt. Medikamente wie Paxlovid und monoklonale Antikörper verringern die Sterblichkeit. Dadurch sind auch die Intensivstationen besser aufgestellt. In diesen Bereichen ist Corona beherrschbarer.

Ob die Fallsterblichkeit auch weiterhin sinkt, hängt unter anderem davon ab, wie sich das Virus entwickelt. Eine Mutation, die leichter übertragen wird mehr schwere Erkrankungen verursacht, könnte den Wert ohne Gegenmaßnahmen wieder erhöhen. Besonders Ungeimpfte wären dann noch mehr gefährdet, als sie jetzt schon sind.

Zudem fehlen Zahlen zu Long-Covid in der Statistik . Auch ohne im Krankenhaus gewesen zu sein, berichtet viele Erkrankte über langanhaltende Beschwerden nach einer Infektion.

Dänemark: Hohe Corona-Inzidenz, viele Todesfälle

Deutschlands Nachbar Dänemark hat bereits seit Februar die Corona-Beschränkungen aufgehoben. Die Infektionen im Land stiegen bereits im letzten Herbst. Trotz Inzidenzen von über 5000 ist das Gesundheitssystem dort nicht zusammengebrochen.

Dafür stieg die Zahl der Toten im Zusammenhang mit Corona stark an – trotz einer etwa fünf Prozent höheren Impfquote als in Deutschland. Die dänischen Nachbarn hatten in der Zeit davor proportional weniger Todesfälle zu beklagen.

Das Beispiel Dänemark zeigt, dass ein Zusammenhang zwischen Infektionen und Toten bleibt. Nur das Verhältnis ist deutlich kleiner. Ab einer gewissen Größe sterben wieder mehr Menschen.

In Deutschland hat sich mittlerweile der Omikron-Subtyp BA.2 durchgesetzt. Er gilt als ansteckender. Die meisten Bundesländer wie Berlin, Thüringen oder Nordrhein-Westfalen verlängern aufgrund der Situation die erweiterte Maskenpflicht bis zum 2. April. Danach gilt sie nur noch in sogenannten Hotspots.