Berlin. Vier von fünf an einem Tag versendeten Briefen, müssen laut Gesetz am Folgetag beim Empfänger sein. Die Post fordert eine Änderung.

Verbraucher könnten bald länger auf Briefe warten müssen. Grund dafür ist ein Gesetz, das zumindest nach Ansicht der Deutschen Post geändert werden soll. Denn derzeit ist die Post verpflichtet, 80 Prozent der an einem Tag abgeschickten Briefe schon am Folgetag auszuliefern.

Die Deutsche Post hofft, dass dieser Zeitdruck bei der Beförderung von Briefen bald abgeschafft wird. „Muss tatsächlich jeder Brief – oder mehr als 80 Prozent – am nächsten Tag zugestellt werden?“, fragte Konzernchef Frank Appel am Dienstag in Bonn bei der Vorstellung der Quartalszahlen der Post.

Appel hält die Beförderungsvorgaben nicht mehr für angemessen. Vor allem im Digitalzeitalter, in dem der Gebrauch von Briefen laut dem Konzernchef sinke. „Die Politik muss verstehen, wir brauchen irgendwo eine Kostenentlastung“, so Appel.

Deutsche Post: Ampel-Regierung will Briefgesetz überarbeiten

Die Ampel-Koalition will das Postgesetz in der aktuellen Legislaturperiode ändern und modernisieren. Schon im kommenden Jahr könnte von der Regierung ein Gesetzesentwurf vorgelegt werden. Mit Blick auf diese für den Konzern wichtige Reform sagte der Konzernchef: „Wir brauchen eine andere Regulierung: Wir können nicht so tun, als wäre die Welt wie vor 20 Jahren.“ Heute befördere man viel mehr Pakete und viel weniger Briefe als früher. Lesen Sie auch: Ukraine - So verschicken Sie kostenlos Hilfspakete mit DHL

Zurzeit würden der Deutschen Post zufolge 83 bis 84 Prozent der eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag beim Empfänger ankommen. Sonntage und Feiertage sind ausgenommen. Bei einer Senkung der 80-Prozent-Vorgabe, könnte sich der Konzern mehr Zeit für die Briefzustellung lassen. Damit würden auch Kosten sinken.

Auf wie viel Prozent die Vorgabe seiner Vorstellung nach sinken sollte, sagte Appel nicht. Fest steht: Mit einer Senkung müssten sich Verbraucher auf längere Wartezeiten einstellen. Allerdings stellt sich die Frage, wie gravierend das im Zeitalter der Digitalisierung wirklich ist.

Deutsche Post: Zustellung an sechs Werktagen

Zusätzlich ist die Post dazu verpflichtet an jedem Werktag Briefe zuzustellen. Im EU-Regelwerk sind jedoch nur mindestens fünf Zustellungstage vorgesehen. Bei Anwendung auf Deutschland, würde damit der zustellungsschwache Montag wegfallen.

Das wurde bereits vor einigen Jahren in der Postbranche diskutiert. Konzernchef Appel, hält von so einer Gesetzesänderung nichts. „Wir wollen weiter jeden Tag zustellen“, sagte er. Grund dafür sei unter anderem, dass die Post mittlerweile die Zustellung vieler Zeitungen von den Verlagen übernommen habe.

Dabei hat die Deutsche Post derzeit mit großem Personalmangel zu kämpfen. An manchen Orten fehlte in den vergangenen Monaten bis zu 30 Prozent des Personals, wegen unbesetzten Stellen und Krankeitsfällen. Dem Unternehmen zufolge sei das aber ein lokales Problem. Auch interessant: Steuern und Co. - Das ändert sich 2023 für Verbraucher

Deutsche Post: Zahlen für drittes Quartal dennoch gut

Am Dienstag stellten Appel und Finanzchefin Melanie Kreis die Zahlen für das dritte Quartal vor. Vor allem mit dem Frachtgut machte die Post einige Gewinne. Insgesamt stieg der Gewinn im Frachtbereich um 38 Prozent. Im Vergleich zu 2021 stieg der Konzernumsatz um ganze 20 Prozent, 24 Milliarden Euro.

Das Stammgeschäft der Post – der Brief- und Paketversand im Inland – schwächelte hingegen. Hier stagnierte der Umsatz bei 3,9 Milliarden Euro. Tatsächlich ist der Brief- und Paketmarkt in Deutschland eher ein Sorgenkind für die Deutsche Post. Während das Management die Jahresprognose für den Konzern insgesamt anhob, senkte es das Ziel für den Bereich Post & Paket Deutschland etwas ab. (ari/dpa)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.