Berlin. Wie wird man magersüchtig? Lea Gericke berichtet schonungslos, wie sich alles nur noch um ihr Gewicht drehte und ihr Hass wuchs.

Dieses Wort, es klang einfach nur brutal in ihren Ohren. „Ausziehen!“ Es waren die Worte der behandelnden Ärztin. Ihre Mutter hatte nicht locker gelassen. Hatte darauf bestanden, dass die Tochter endlich zur Ärztin geht. Und dann dieses Wort. „Ausziehen“. Sie schaut nach unten, Blick auf den Boden, ist den Tränen nah. Halbnackt steht sie da, inmitten des Raumes und schämt sich.

Sie hat keine entwickelten Brüste, alles an ihr ist knochig, eckig, spitz. Sie ist dünn. So wollte sie immer sein. Denn einen Leitspruch gab es in ihrem Leben: „Dünner gleich glücklich.“ Es war der Irrtum, der sie fast das Leben gekostet hat.

Lea Gericke: „Die Magersucht war mein größter Fehler“

Am Tiefpunkt ihrer Krankheit hatten die Ärzte Lea Gericke aufgegeben. Austherapiert – so lautete die niederschmetternde Bilanz nach zwölf Jahren Magersucht, nach unzähligen Klinikaufenthalten und Therapiestunden. „Die Magersucht war mein größter Fehler. Sie hat mein Leben diktiert und mich entmündigt“, sagt Lea Gericke (31).