Berlin. Der Sänger Gil Ofarim sagt, er sei in Leipzig angefeindet worden. Die Behörden sehen das nun anders – und ermitteln wegen Verleumdung.

Die Staatsanwaltschaft Leipzig klagt Musiker Gil Ofarim wegen des Vorwurfs der falschen Verdächtigung und Verleumdung an. Das berichten übereinstimmend "Zeit Online" und "Spiegel". Der 39-Jährige könnte sich nun vor Gericht veranworten müssen. Vergangenes Jahr hatte Ofarim einen Mitarbeiter eines Leipziger Hotels beschuldigt, ihn antisemitisch beleidigt zu haben.

Gegen den Mann wurde erfolglos ermittelt. "Umfangreiche Ermittlungen" hätten zu dem Ergebnis geführt, dass das vom Musiker geschilderte Geschehen sich "tatsächlich so nicht ereignet hat", zitiert etwa der "Spiegel" eine Mitteilung der Staatsanwaltschaft.

Gil Ofarim erstatte Anzeige

Gil Ofarim hatte im Oktober 2021 berichtet, ein Mitarbeiter eines Hotels in Leipzig habe ihn aufgefordert, seine Kette mit Davidstern abzunehmen. Nur dann lasse er ihn in das Hotel einchecken. Der Beschuldigte wies die Darstellung zurück, war aber zunächst freigestellt worden.

Ofarim hatte Anzeige erstattet, viele Menschen zeigten sich solidarisch mit dem Musiker. Hunderte hatten vor dem Hotel protestiert, auch internationale Medien berichteten über den angeblichen Vorfall.

Zweifel an der Geschichte

Wenig später waren aber Zweifel an der Geschichte aufgekommen. Auf Videos von Überwachungskameras war zu sehen, dass Ofarim keine Kette mit Davidstern um den Hals getragen hatte. Laut "Spiegel"-Informationen gebe es auch keine Zeugen, die die Darstellung Ofarim unterstützen. Der wiederum war stets bei seiner Geschichte geblieben, hatte seine Vorwürfe mehrfach wiederholt. Der beschuldigte Hotelmitarbeiter hatte selbst Anzeige erstattet.

Das Hotel selbst hatte eine Wirtschaftskanzlei damit beauftragt, Ofarims Vorwürfe zu prüfen. Laut "Spiegel" aber waren die Prüfenden zum selben Ergebnis gekommen, wie nun die Leipziger Ermittler. (fmg)