Berlin. Günther Jauch ist Berufsnormalo, aber kein Star zum Anfassen. Jetzt wird der Rateshow-Routinier von „Wer wird Millionär?“ 65 Jahre alt.

Er gehört zu Deutschland wie Angela Merkel, die „Tagesschau“ oder der Mallorca-Urlaub: Günther Jauch war gefühlt schon immer da. Jetzt feiert der Fernsehmoderator seinen 65. Geburtstag. Wirklich gealtert scheint der gebürtige Münsteraner nicht. Vielleicht auch deshalb, weil er nie wirklich jung wirkte.

Welches Ansehen der Moderator mit den beneidenswerten Beliebtheitswerten genießt, zeigt sich daran, dass bereits Tage vorher Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke gratulierte. Schließlich hat Jauch sich schon vor Jahrzehnten in der Landeshauptstadt Potsdam niedergelassen und Millionen für den Wiederaufbau des Stadtschlosses gespendet. „Was auch Ihr Erfolgsgeheimnis ist: Sie überzeugen die Menschen“, schrieb der SPD-Politiker.

Günther Jauch: Kein Typ für Fan-Selfies

Jauch überzeugt vor allem darin, nahbar und unnahbar zugleich zu sein. Zunächst einmal ist er der Berufsnormalo und damit der Gegenpol zu seinem Busenfreund und früheren Mentor Thomas Gottschalk und dessen sattem Lebemann-Glamour. Jauchs Humor ist spröde, niemals anzüglich. Manchmal kommt er oberlehrerhaft daher, aber nur selten wirklich moralisierend.

Dann aber ist er auch der Grandseigneur: Für Fan-Selfies ist er nicht der Typ. Das joviale Geduze der Medienbranche ist mit ihm nicht zu machen. „Ich kenne niemanden, der ihn duzt, außer Thomas Gottschalk. Herr Jauch ist eine echte Institution in Deutschland“, sagt Barbara Schöneberger. Er gibt kaum Interviews. Sein Privatleben verteidigt er mithilfe von Anwälten. Mit seiner Frau Thea ist der leidenschaftliche Winzer seit mindestens 30 Jahren ein Paar, sie haben vier Kinder. 2006 heiratete er die Physiotherapeutin – gegen die Berichterstattung darüber kämpfte er sogar vor dem Europäischen Gerichtshof.

Seit 1999 moderiert er bei RTL „Wer wird Millionär?“. Der Rateshow-Routinier kann auch anders, aber wem will er noch was beweisen? Und Preise fristen bei ihm ein „dunkles Dasein in der Garage“, sagte er dem Deutschlandfunk.

Nervös ist Günther Jauch selten

2011 übernahm er den Polittalk sonntags nach dem „Tatort“ und verdrängte damit Anne Will bis 2015 vom Premiumsendeplatz. Damit käme die ARD angesichts der heutigen Sensibilität in Geschlechterfragen wohl nicht mehr durch. Zuvor war er 20 Jahre lang das Gesicht von „stern TV“ und damit ein Pionier des Infotainments. In den 90er-Jahren moderierte er parallel das „Sportstudio“ und kommentierte Spiele. Legendär, wie wüstentrocken er 1998 auf ein umgestürztes Tor vor dem Champions-League-Halbfinale reagierte: „Das erste Tor ist schon gefallen.“

Nervös sei er im Fernsehen selten: „Ich bin da relativ dicht bei mir.“ Allerdings sagt er auch: „Ich möchte mir das Ergebnis nicht gerne ansehen.“ Er habe sich noch nie im Fernsehen angeschaut.

Inzwischen halten ihn die meisten für noch glaubwürdiger als die Stiftung Warentest. Das machte ihn zum idealen „Impfluencer“. Für eine Corona-Impfkampagne tat er dann allerdings nur so, als hätte er sich gerade spritzen lassen. In Wirklichkeit war er noch gar nicht dran. Das flog auf, als er wenig später an Corona erkrankte. Auf einmal erhielt er „massenhaft Drohbriefe“.

Erstmals in 31 Jahren meldete er sich krank. Wie er sich dann doch per Video in seine Show zuschalten ließ, das war staatstragend wie eine Neujahrsansprache. „Günther Jauch kann den Bundespräsidenten ersetzen“, witzelte da Thomas Gottschalk. „Aber der Bundespräsident kann den Jauch nicht ersetzen.“

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