Berlin. Nach der Flutkatastrophe versammeln sich vielerorts Gaffer. Schaulustige versperren Straßen und behindern dadurch Aufräumarbeiten.

In den Hochwassergebieten von Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz herrscht Chaos: Noch immer werden nach dem heftigen Unwetter durch Tief "Bernd" Menschen vermisst, die Aufräumarbeiten dauern an. Helferinnen und Helfer haben alle Hände voll zu tun. Und als wäre dies nicht genug, werden sie an einigen Orten auch noch von Schaulustigen gestört.

Mehrere Städte in NRW haben dazu aufgerufen, die betroffenen Einsatzorte zu umfahren. "Bitte keinen Sensationstourismus!", hieß es am Sonntag auf der Homepage von Erftstadt. Das Stadtgebiet solle nicht zum Ausflugziel gemacht werden, um die Aufräumarbeiten nicht zu behindern oder sich selbst zu gefährden - egal ob per Auto, Fahrrad oder zu Fuß.

Hochwasser: Gaffer filmen Betroffene beim Ausräumen der Häuser

Die Städteregion Aachen beklagte ebenfalls "Gaffer und Katastrophentouristen". Es gebe eine überwältigende Hilfsbereitschaft in der Bevölkerung. Problematisch seien aber diejenigen, die aus anderen Orten kämen, um sich die Lage anzuschauen, möglichst spektakuläre Fotos aufzunehmen und Videos zu drehen.

"Wir bekommen etliche Rückmeldungen aus der Bevölkerung und von professionellen Hilfskräften, dass die sogenannten Gaffer massiv die Aufräum- und Rettungsarbeiten stören", hieß es weiter.

Schaulustige blockierten Straßendurchfahren für schwere Fahrzeuge von Feuerwehren, DRK, THW und Müllentsorgern, die dabei sind, die Keller abzupumpen und Sperrgut abzuholen. Sie missachteten zudem Absperrungen und Anweisungen von Ordnungskräften, um Betroffene beim Ausräumen ihrer Häuser zu filmen. "Das macht mich fassungslos", sagt Städteregionsrat Tim Grüttemeier. Polizei und Ordnungskräfte würden noch einmal deutlich verstärkt.

Passanten fotografieren das Hochwasser an der Ruhr.
Passanten fotografieren das Hochwasser an der Ruhr. © imago images/Jochen Tack

Verkehr in Ahrweiler kam durch Schaulustige teils zum Erliegen

Auch die Stadt Leverkusen fordert Schaulustige auf, sich von den Einsatzorten fernzuhalten. Zudem gab es die Ansage, keinen Sperrmüll auf Straßen und Wege zu Häusern zu stellen, um mögliche Rettungseinsätze nicht zu behindern.

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Im stark betroffenen Ahrweiler blockierten Schaulustige ebenfalls die Straßen, wie die Polizei Koblenz auf Twitter mitteilte. "Der Verkehr kommt dadurch zeitweise zum Erliegen", heißt es in dem Tweet. "Was die Hilfskräfte an den vielen Einsatzstellen nicht gebrauchen können, sind Gaffer!"

Gaffer im Bergischen Land brachten sich Kaffee und Kuchen mit

In Leichlingen im Bergischen Land spielten sich dreiste Szenen ab, wie der "Spiegel" berichtet: Vor dem Ort, wo das Wasser fast zwei Meter in den Straßen stand, hätten sich zwischenzeitlich mehrere Hundert Meter lange Staus mit den Autos von Schaulustigen gebildet. Eine Gruppe von Gaffenden habe sogar "Kaffee und Kuchen mitgebracht, sich vorne an die Brücke gesetzt und zugeschaut, wie die Leute hier arbeiten", schilderte eine freiwillige Helferin gegenüber dem Magazin.

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(raer/mit dpa)