Rom. Mehr als 2000 junge Leute randalieren am Gardasee und greifen Touristen an. Die Politik ist besorgt, – weitere Vorfälle könnten folgen.

  • Von wegen Dolce Vita: In Italien sorgen teils gewaltbereite Jugendgruppen für Probleme
  • Besonders in einer bei Deutschen Urlaubern beliebten Region werden die sogenannten "Baby Gangs" zum Problem
  • Nun beschäftigt sich die Politik mit den Vorkommnissen, bei denen sogar Touristen angegriffen wurden

Tausende Jugendliche reisen in einen Ferienort am Gardasee. Doch statt dort Urlaub zu machen, randalieren sie, greifen Touristen an und belästigen Frauen. Italien debattiert über heftige Ausschreitungen in der Stadt Peschiera – und fürchtet weitere Randale an öffentlichen Plätzen. Kann es erneut soweit kommen, dass teils betrunkene Jugendliche aufeinander losgehen, auf Autodächer springen und später in einem Zug auch Frauen sexuell belästigt? Was genau ist in der bei Deutschen so beliebten Urlaubsregion passiert?

Zu den Ausschreitungen gekommen sein soll es am 2. Juni, dem italienischen Nationalfeiertag. An diesem Tag hatten sich Berichten zufolge etwa 2000 junge Leute aus mehreren Städten Norditaliens in Peschiera a bei Touristen beliebten Gardasee zu einem Flashmob verabredet. Doch aus dem vermeintlich friedlichen Tanz-Event wurden Ausschreitungen und Situation eskalierte: Es kam zu Schlägereien mit Verletzten und Diebstählen – Touristen wurden belästigt, Autos und Schaufenster demoliert.

Italien: Flashmob belästigt Frauen am Gardasee

Darüber hinaus soll es zu sexuellen Übergriffen gekommen sein. Einige minderjährige Frauen wurden eigenen Angaben zufolge in einem völlig überfüllten Regionalzug von jungen Männern bedrängt und sexuell belästigt. Sie konnten die Bahn vorzeitig verlassen. Fünf 16-jährige Mädchen erstatteten mittlerweile Anzeige. Die Staatsanwaltschaft von Verona ermittelt nun gegen mögliche Tatverdächtige. In einem zweiten Ermittlungsstrang geht es um die vorherigen Vorfälle in Peschiera.

Da es sich bei den Jugendlichen, die am Gardasee randaliert haben sollen, großteils um Migranten aus Nordafrika handelte, diskutieren das Land und vor allem rechte Politiker wieder intensiv über das Thema Integration. Einige Randalierer, die von der Polizei und den Medien in Italien häufig „Baby Gangs“ genannt werden, kündigten über die sozialen Netzwerke bereits weitere Zusammenkünfte an. Unter anderem sei der Adriaort Riccione bei Rimini als Treffpunkt auserkoren. In Peschiera skandierten die Täter laut Zeugen „Das hier ist Afrika“ und äußerten sich beleidigend über „weiße Frauen“.

Lesen Sie hier: Polizei registriert 10.000 Geflüchtete an Flughäfen in 2021

Am Mittwoch sagte Innenministerin Luciana Lamorgese im Parlament in Rom, dass sie die Lage besser überwachen wolle – und das bereits bei der Anreise möglicher Krawallmacher zum Gardasee. Kritiker vor allem der rechten Parteien warfen ihr danach vor, ein nationales Problem zu einem lokalen zu degradieren.

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.