Rom. Italien zählt zu den EU-Ländern mit den strengsten Rauchverboten. Jetzt will die Regierung die Regelungen noch zusätzlich verschärfen.

Italien will sich für eine "nikotinfreie Generation" einsetzen. Dieses Ziel schreibt sich die Rechtsregierung um Premierministerin Giorgia Meloni auf die Fahne. Zwar zählt Italien bereits zu den EU-Ländern mit den strengsten Rauchverboten, nun sollen die Regeln zusätzlich verschärft werden.

Geplant wird, dass auch im Freien ein Rauchverbot gelten soll, wenn Minderjährige und schwangere Frauen in der Nähe sind. Die Maßnahme betrifft auch elektronische Zigaretten.

Italien: Das ist gegen das Rauchen geplant

Die Regierung will das seit 20 Jahren geltende Gesetz novellieren, mit dem Erfolge im Kampf gegen die Nikotinsucht erreicht wurden. In Lokalen und Restaurants sollen laut den Plänen des Ministers separate Raucherräume abgeschafft werden. Werbung für Nikotin-Produkte und E-Zigaretten soll verboten werden. Lesen Sie auch: Neuseeland verbietet jungen Menschen die Zigarette

Auch das Rauchen von E-Zigaretten soll in Italien weiter eingeschränkt werden.
Auch das Rauchen von E-Zigaretten soll in Italien weiter eingeschränkt werden. © Shutterstock / Oleggg | Oleggg

"Angesichts der besorgniserregenden Ausbreitung ungesunder Lebensstile möchte ich den Kampf gegen das Rauchen wieder aufnehmen, das immer noch die Hauptursache für vermeidbare Krankheiten in Italien ist", sagte Gesundheitsminister Orazio Schillaci, der selbst auch Arzt ist. Er bezieht sich dabei auf den europäischen Plan zur Krebsbekämpfung 2021, der eine "tabakfreie Generation" bis 2040 zum Ziel hat.

Gesundheitsschutz soll über anderen Interessen stehen

Das neue Gesetz, an dem der Minister arbeitet, wolle die zunehmende Verbreitung neuer Produkte, wie z. B. elektronische Zigaretten und rauchfreie Tabakprodukte, sowie die zunehmenden Hinweise auf mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen berücksichtigen, so Schillaci.

"Rauchen wird nicht nur für Lungenkrebs verantwortlich gemacht, sondern ist auch der Hauptrisikofaktor für Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen", erklärte der Minister. Er wolle vermeiden, dass "die vielfältigen Interessen im Zusammenhang mit Tabakerzeugnissen über den Gesundheitsschutz gestellt werden".

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Rauchverbot in Italien: In diesen Fällen drohen Geldstrafen

Per Gesetz ist in Italien seit 2003 das Rauchen in allen öffentlichen Gebäuden, Büros, Bars, Restaurants, Diskotheken und Hotels verboten, falls es keine dort völlig getrennten Raucherzimmer und ein funktionierendes Belüftungssystem gibt.

Die Übergangsfrist lief bis 2005, seit damals besteht nun das strikte Rauchverbot. Wer in öffentlichen Bereichen trotzdem zur Zigarette greift, muss mit Geldstrafen von mindestens 27 Euro rechnen.

Falls vor Kindern oder Schwangeren geraucht wird, drohen bis zu 600 Euro Strafe. Nach einem konstanten Rückgang bei den Raucherzahlen in den vergangenen Jahren wächst die Zahl der Italiener wieder, die zur Zigarette greifen.

Jeder vierte Italiener raucht

Laut dem Obersten Gesundheitsinstitut raucht fast jeder vierte Italiener – circa 12 Millionen Menschen – davon sind 20 Prozent starke Raucher. Fast 3 Millionen Menschen rauchen 20 oder mehr Zigaretten pro Tag.

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"Zigarettenrauchen ist eine Sucht, die als Krankheit behandelt werden muss. Verbote, auch das Rauchen im Freien, sind daher zu begrüßen, wenn sie aber eingeführt werden, muss klar sein, wie sie mit Kontrollen und Sanktionen durchgesetzt werden können. Ein weiterer Punkt, den es zu bedenken gilt, ist die Frage, was mit starken Rauchern geschehen soll, die nicht imstande sind, mit dem Rauchen aufzuhören", kommentierte Fabio Beatrice, Direktor und Gründer des Anti-Raucher-Zentrums des Krankenhauses "San Giovanni Bosco" in Turin.

Verbote zur Bekämpfung des Rauchens seien zu begrüßen, aber nur, wenn sie mit einer Strategie einhergehen, die denjenigen helfen, die mit dem Rauchen nicht aufhören können, meinte der Experte.

Hartes Rauchverbot: Diese Stadt in Italien ist Vorreiter

Vorreiter im Kampf gegen die Zigaretten ist in Italien die Stadt Modena. Hier tritt bereits am 21. März ein Verbot in Kraft, im Freien unweit von Spielplätzen, Schulen, Universitäten, öffentlichen Büros und Bushaltestellen zu rauchen. Wer sich nicht daran hält, muss mit saftigen Strafen rechnen, die zwischen 25 und 500 Euro rangieren.

Inzwischen versuchen Raucher, die hohen Kosten für Zigaretten zu umgehen. Die Polizei ermittelte 59 Websites und 138 Webanzeigen, auf denen illegal Tabak, Zigarren, Zigaretten und Inhalationsflüssigkeiten für elektronische Zigaretten und Filter zum Kauf angeboten werden. Dabei besteht in Italien ein Verbot des Online-Verkaufs von Raucherprodukten und Zubehör. Diese dürfen nur von zugelassenen Einzelhändlern verkauft werden.

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