Berlin. Bei Johnson & Johnson lässt der Impfschutz nach einer Dosis schnell nach. Eine Studie zeigt, wie dringend nachgeimpft werden sollte.

  • Eine Studie liefert neue Erkenntnisse zum Corona-Impfstoff von Johnson und Johnson
  • Experten warnen Geimpfte nun eindringlich
  • Das gilt besonders, wenn die Impfung schon einige Zeit zurückliegt

Der Impfstoff des Herstellers Johnson & Johnson weckte große Hoffnung, als er im März 2021 in der EU zugelassen wurde. Eine Dosis sollte ausreichen, um den vollen Impfschutz zu gewährleisten. Doch bald stand fest, dass der Impfschutz schnell nachlässt. Eine neue Studie aus den USA kommt nun sogar zu dem Ergebnis: Sechs Monate, nachdem der volle Impfschutz erreicht wurde, schützt das Vakzin nur noch zu etwa 13 Prozent vor einer Ansteckung.

Der Epidemiologe Timo Ulrichs riet vor diesem Hintergrund Menschen, die sich nur einmal mit Johnson & Johnson haben impfen lassen, sich so zu verhalten, als wären sie nicht geimpft. Das sagte Ulrichs im ARD-Politikmagazin "Report Mainz" .

Biontech und Moderna: Auch bei mRNA-Impfstoffen sinkt der Impfschutz

Die aktuelle US-Studie, die jüngst im Wissenschaftsmagazin "Science" veröffentlicht wurde, untersuchte die Wirksamkeit der beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna sowie des Vektor-Impfstoffs von Johnson & Johnson hinsichtlich Schutz vor Ansteckung und Schutz vor Tod unter US-Veteranen.

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    Ein Ergebnis: Seit in den USA die Delta-Variante des Coronavirus dominiert, büßten alle drei Impfstoffe an Schutzwirkung ein – und zwar zwischen 35 und 85 Prozent. Die Forscher stützen ihre Ergebnisse dabei auf Daten, die ihnen die US-Gesundheitsbehörde Veterans Health Administration zur Verfügung stellte.

    Am auffälligsten zeigte sich die verminderte Schutzwirkung bei dem Vakzin von Johnson & Johnson: Von März bis September 2021 sank die Schutzwirkung vor Ansteckung bei diesem Vektor-Impfstoff von ursprünglich 86 Prozent auf nur noch 13 Prozent.

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    Zum Vergleich: Beim mRNA-Impfstoff von Moderna verringerte sich die Schutzwirkung vor Ansteckung im gleichen Zeitraum von 89 auf 58 Prozent. Beim Biontech/Pfizer-Vakzin sank die Effektivität von 87 auf 45 Prozent.

    Zwar steigt mit einem Impfdurchbruch auch Risiko einer schweren Erkrankung und damit auch das Sterberisiko. Dennoch kommt die Studie zu dem Ergebnis, dass alle Impfstoffe infizierten Personen dennoch einen Schutz vor dem Tod boten, wenngleich auch diese Schutzwirkung bei Johnson & Johnson geringer ausfiel als bei den beiden mRNA-Vakzinen.

    Bei Veteranen, die 65 Jahre und älter waren und nur eine Dosis des Vakzins von Johnson & Johnson erhalten hatten, war die Wahrscheinlichkeit, nach einer Durchbruchinfektion zu sterben, um 52 Prozent geringer als bei gleichaltrigen Ungeimpften. Bei den Veteranen, die jünger als 65 Jahre waren und mit Moderna oder Biontech geimpft wurden, lag das Sterberisiko bei Durchbruchsinfektionen um 73 Prozent niedriger als bei ihren ungeimpften Altersgenossen.

    Johnson & Johnson: Stiko empfiehlt Kreuzimpfung

    Bereits zuvor hatten Studien gezeigt, dass die Schutzwirkung von Johnson & Johnson relativ schnell nachlässt. Die Ständige Impfkommission (Stiko) rät daher zu einer "Optimierung der Grundimmunisierung" mit einem mRNA-Impfstoff von Biontech oder Moderna. Diese sogenannte Kreuzimpfung sollte der Stiko zufolge bereits vier Wochen nach der Einfach-Dosis mit Johnson & Johnson erfolgen. (jkali)