Washington. Das US-Unternehmen Moderna will in den USA seinen Impfstoff für Kinder zwischen sechs Monaten und fünf Jahren auf den Markt bringen.

Mehrheitlich milde Krankheitsverläufe und grundsätzliche Vorbehalte auch von Kinderärzten sind dafür verantwortlich: Bei Kindern zwischen fünf und elf Jahren sind in Amerika bislang nur 28 Prozent komplett gegen das Coronavirus geimpft. Jetzt will die Biotechnologiefirma Moderna die Allerjüngsten mit einem Vakzin versorgen und damit Neuland betreten.

In den USA hat das Unternehmen bei der Arzneimittelbehörde FDA die Zulassung seines Impfstoffs mRNA-1273 (Spikevax) für die Altersklasse sechs Monate bis fünf Jahre beantragt. Wann die FDA zu einem Ergebnis kommt, ist zur Stunde unklar. Vor Juni/Juli, so Insider, wird nicht mit einer Entscheidung gerechnet, von der potenziell 18 Millionen junge Amerikanerinnen und Amerikaner betroffen sind.

Moderna-Impfung: Leichte Nebenwirkungen bei Kindern

Stéphane Bancel hält sein Produkt für solide und rät Eltern zur Verabreichung. Der Moderna-Chef verweist auf bereits Ende März veröffentlichte Studien. Dabei wurden in Amerika und Kanada 2500 Kindern zwischen sechs Monaten und zwei Jahren sowie rund 4200 Kindern zwischen zwei und sechs Jahren ein Viertel der Erwachsenen-Dosis (gleich: zwei Mal 25 Mikrogramm) gespritzt.

Beide Altersgruppen hätten den Impfstoff ähnlich gut vertragen wie ältere Kinder (sechs bis zwölf Jahre), Teenager (zwölf bis 17 Jahre) und Erwachsene, erklärte Moderna. Unerwünschte Begleiterscheinungen wie Fieber fielen leicht oder mäßig aus. Schwere Erkrankungen, Krankenhausaufenthalte oder Todesfälle hat es laut Moderna in der Studie nicht gegeben.

Corona-Impfung bei Kindern: Relativ geringer Schutz

Das Unternehmen räumte allerdings ein, dass der Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus relativ gering ausfiel. Bei Kindern unter zwei Jahren lag die Wirksamkeit bei 51 Prozent, bei Kindern zwischen zwei und fünf Jahren nur bei 37 Prozent. Moderna verwies darauf, dass die Testreihen zu Hochzeiten der hochansteckenden Omikron-Variante gefahren wurden, als die Wirksamkeit des Vakzins auch bei Erwachsenen nicht so hoch gewesen sei wie vor Omikron.

Experten im US-Gesundheitsbereich erkennen in der begrenzten Wirksamkeit ein "potenzielles Zulassungshindernis". Sie betonen, dass bei Kindern unter fünf Jahren schwere Erkrankungsrisiken bei Corona höchst selten seien. Seit Ausbruch der Pandemie vor rund 27 Monaten gab es in den Vereinigten Staaten, wo die Opferzahl bald die Grenze von einer Million überschreiten wird, nach Behördenangaben bis heute in dieser Altersgruppe rund 480 Sterbefälle.

Arzneimittelbehörde FDA könnte im Sommer über Zulassung entscheiden

Neben Moderna bemüht sich auch der Wettbewerber Pfizer/Biontech um einen Impfstoff für die Allerkleinsten. Das Unternehmen hat bereits ein Vakzin für die Altersklasse fünf Jahre und aufwärts auf dem Markt. Bei den Jüngeren gab es in den Testreihen Unzufriedenheit mit dem Wirkungsgrad. Darum plant Pifzer/Biontech – anders als Moderna – eine dritte Dosis. Die Ergebnisse dazu sollen in diesen Wochen vorgelegt werden.

Dr. Anthony Fauci, der führende Corona-Experte der Regierung von Präsident Joe Biden, erwartet, dass die Arzneimittelbehörde FDA bis zum Sommer in einem Aufwasch über die Anträge von Moderna wie Pfizer/Biontech entscheiden wird.

Dieser Artikel ist zuerst auf morgenpost.de erschienen