Amsterdam. Die EMA prüft bestimmte Symptome nach mRNA-Impfungen. Könnte es sich um neue Nebenwirkungen handeln? Mehrere Aktienkurse stürzten ab.

  • Bei den Corona-Impfstoffen von Biontech und Moderna könnte es neue Nebenwirkungen geben
  • Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) hat eine Überprüfung angekündigt
  • Um was für mögliche seltene Nebenwirkungen handelt es sich?

Die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) prüft Berichte über mögliche weitere seltene Nebenwirkungen bei mRNA-Impfstoffen. Das hat die Behörde in ihrem jüngsten Routinebericht mitgeteilt. Sie gab an, die Symptome genauer zu untersuchen. Demnach wurden für die laufenden Bewertungen weitere Daten bei den Herstellern der beiden Corona-Impfstoffe, Biontech/Pfizer und Moderna, angefordert. Die Bekanntmachung sorgte an den Börsen zeitweise für einen Kurseinbruch der Aktien der Impfstoffhersteller.

Konkret geht es um eine allergische Hautreaktion namens Erythema multiforme, bei der sich auf Haut oder Schleimhaut rote entzündliche Flecken bilden, und zwei Nierenleiden – Glomerulonephritis und das nephrotische Syndrom. Wie viele Personen davon betroffen sind, ist bislang nicht bekannt – konkrete Zahlen nannte die Ema nicht. Im Bericht ist lediglich von „wenigen Fällen“ die Rede. Zudem ist noch nicht geklärt, ob wirklich ein Zusammenhang mit der Impfung besteht und ob die Symptome überhaupt als Nebenwirkungen eingestuft werden.

Biontech und Moderna: Um diese möglichen Nebenwirkungen handelt es sich

Im Fall von Erythema multiforme können sich Haut und Schleimhaut entzünden. Dabei kann es auch zu Schwellungen der Gelenke kommen. Wie die "Pharmazeutische Zeitung" berichtet, sei derzeit noch unklar, ob die Erkrankung durch die mRNA-Impfung ausgelöst werde oder ob sie zufällig im Zeitraum der Corona-Impfung aufgetreten sei. Die EMA habe demnach weitere Infos von Biontech und Moderna angefordert.

Darüber hinaus prüft die EMA eine Nierenerkrankung im Zusammenhang mit der mRNA-Impfung. Dabei geht es darum, zu klären, ob das sogenannte nephrotische Syndrom eine Folge der Impfung sein könnte.

Wer daran erkrankt, kann folgende Symptomen spüren:

  • Blutiger oder schaumiger Urin
  • Wasserablagerungen in den Beinen, Füßen oder Augenlidern.
  • Auch eine starke Müdigkeit könnte eine Folge dieser Erkrankung sein.

Ein Grund zur Beunruhigung sei die Prüfung der EMA jedoch nicht, betont Professor Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie. Vielmehr zeige es, dass das Überwachungssystem funktioniere und möglichen Risikosignalen frühzeitig nachgegangen werde. „Nur so lässt sich feststellen, ob es sich tatsächlich um Nebenwirkungen der Impfung handelt und ob sich diese vielleicht auf bestimmte Personengruppen beschränken“, sagt Watzl. Einen Zusammenhang hält er zumindest theoretisch für plausibel, da die genannten Symptome durch Immunreaktionen des Körpers ausgelöst werden können.

Denkbar ist aber auch, dass es sich um zeitlich zufällig nach der Impfung aufgetretene Reaktionen handelt. Darauf weist auch Pfizer in einer Stellungnahme hin: „Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse, die nicht mit dem Impfstoff in Zusammenhang stehen, treten leider mit einer ähnlichen Häufigkeit auf wie in der Allgemeinbevölkerung.“ Das bestätigt auch Watzl.

Unternehmen nehmen mögliche Nebenwirkungen sehr ernst

Das Unternehmen betonte jedoch, man nehme unerwünschte Symptome, die mit ihrem Covid-19-Impfstoff in Verbindung stehen könnten „sehr ernst“. Dass bei den Impfstoffen überhaupt extrem seltene Nebenwirkungen entdeckt würden, sei ein positiver Effekt der hohen Impfquote, erklärt Watzl.

Auch das bei uns für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) veröffentlicht voraussichtlich kommende Woche einen neuen sogenannten „Sicherheitsbericht zu Verdachtsfällen von Nebenwirkungen und Impfkomplikationen bei den zugelassenen Covid-19-Impfstoffen“, bezogen auf Deutschland. Wie das Institut unserer Redaktion mitteile, werde das PEI in diesem Bericht ebenfalls auf die nun von der Ema genannten Reaktionen eingehen.

Biontech und Moderna: Aktienkurse brechen ein

Die Börse reagierte harsch auf die Ankündigung der Europäischen Arzneimittelbehörde. Direkt nach Bekanntgabe der Prüfung brachen die Aktienkurse von Biontech und Moderna ein, die in den letzten Wochen wegen des anhaltenden Erfolgs der mRNA-Impfungen kräftig zugelegt hatten.

Die Biontech-Aktie verlor zeitweise mehr als 14 Prozent, das Moderna-Wertpapier schoss sogar um 16 Prozentpunkte nach unten. Inzwischen haben sich die Aktienkurse beider Unternehmen wieder leicht erholt. Biontech legte über 3 Prozent zu, Moderna immerhin 1,4 Prozent. Zuletzt konnte Biontech Milliarden-Gewinne verbuchen. (bekö/aknv)