Berlin. Seit Tagen treiben Tausende tote Fische auf der Oder. Wasserverschmutzungen der Industrie könnten das Fischsterben verursacht haben.

Nach dem möglicherweise durch Quecksilberbelastung ausgelösten Fischsterben in der Oder im Osten Brandenburgs gehen Naturschützer von weitreichenden Folgen für den Nationalpark Unteres Odertal aus.

„Die Auswirkungen sind einfach furchtbar“, sagte der stellvertretende Nationalparkleiter Michael Tautenhahn am Freitagmorgen der Deutschen Presse-Agentur. „Für den Nationalpark ist das schlichtweg eine Katastrophe.“

Das Fischsterben in der Oder beunruhigt seit Tagen die Menschen, die in Polen und Deutschland an dem Fluss leben. An dessen Ufern wurden Tausende tote Fische entdeckt, ein Teil davon auf Höhe der Stadt Frankfurt (Oder) und umliegender Orte. Lesen Sie auch:Hitze & Dürre: Welche Folgen hat die Krise für unser Essen?

Oder: Weitere Tiere könnten das Gift der toten Fische aufnehmen

„Die Vergiftungswelle ist komplett durch die Oder gegangen“, sagte Tautenhahn. Über die gesamte Strombreite habe man tote Fische treiben sehen – darunter Zander, Welse, Gründlinge und Steinbeißer. Seeadler und andere Vögel könnten Gift durch die toten Fische aufnehmen.

Betroffen sei auch die touristische Entwicklung der Region. Tautenhahn rechnet mit einem Imageschaden für den Nationalpark. „Es ist ein vergiftetes Katastrophengebiet.“ Er befürchte, dass viele Menschen nun einen Bogen um den Nationalpark machen würden. Der Nationalpark Unteres Odertal ganz im Osten Brandenburgs zählt zu den artenreichsten Lebensräumen in Deutschland.

Fischsterben in der Oder: Abfälle der Industrie vermutlich die Ursache

Wasserproben nach dem Fischsterben haben nach Angaben der Umweltverwaltung im Kreis Märkisch-Oderland Hinweise auf eine erhebliche Quecksilberbelastung des Flusses ergeben. Dessen Herkunft und der genaue Zusammenhang mit dem Fischsterben gelten noch als ungeklärt. Nach Angaben der polnischen Umweltschutzbehörde haben Wasserverschmutzungen der Industrie zum Fischsterben geführt.

Diese Vermutung unterstreicht auch Polens Ministerpräsident Mateusz Morawiecki. „Es ist wahrscheinlich, dass eine riesige Menge an chemischen Abfällen in den Fluss gekippt wurde, und das in voller Kenntnis der Risiken und Folgen“, sagte Morawiecki in einer auf Facebook veröffentlichten Videobotschaft. Die Staatsanwaltschaft Breslau hat die Ermittlungen wegen eines möglichen Umweltdelikts aufgenommen.