Berlin. Nach der stundenlangen Live-Berichterstattung zur Queen-Beerdigung rechtfertigen sich ARD und ZDF: So wurde die Entscheidung getroffen.

Einen ganzen Tag lang strahlten ARD und ZDF am 19. September Sondersendungen zur Beerdigung von Queen Elizabeth II. aus. In der Live-Berichterstattung der öffentlich-rechtlichen Sender kamen mehrere Experten und Expertinnen zu Wort, zudem schickten sie jeweils eigene Teams nach Großbritannien. Dafür gab es viel Kritik – unter anderem von Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP). Nun rechtfertigen sich ARD und ZDF gegen den Vorwurf der Gebührenverschwendung.

Am Dienstag lieferten ARD und ZDF eine Erklärung für ihre große Live-Berichterstattung vom Staatsbegräbnis der britischen Queen. Dass sowohl das Erste als auch das Zweite stundenlang aus Großbritannien übertragen haben, sei zwischen den beiden öffentlich-rechtlichen Sendersystemen vor langer Zeit ausgemacht worden, sagte ZDF-Chefredakteur Peter Frey der Deutschen Presse-Agentur. Genauer gesagt: "vor zehn Jahren".

Die üppige Berichterstattung soll dabei auch für die Sender keineswegs normal sein: "Wir verzichten bei royalen Ereignissen auf Doppelübertragungen, mit einer Ausnahme: dem Tod der Queen", so Frey. Dass beide Sender zeitgleich übertrugen, rechtfertigte der ZDF-Chefredakteur auch mit den unterschiedlichen journalistischen Herangehensweisen der jeweiligen Teams.

Bereits im Vorfeld hatten die öffentlich-rechtlichen Sender ihren Personalaufwand für das Großereignis mitgeteilt: 50 Mitarbeitende werde der Rundfunk von Deutschland nach London schicken, hatte das ZDF auf Anfrage der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) mitgeteilt."Neben dem Team des ZDF-Studios in der britischen Hauptstadt kommen circa acht bis zehn Moderatoren, Reporter und Experten an verschiedenen Orten zum Einsatz", so das ZDF. Hinzu kämen weitere 20 bis 30 Mitarbeitende aus Produktion und Technik sowie Kameraleute und Ortskräfte.

Queen-Berichterstattung: Millionen Zuschauende vor dem Fernseher

Für ARD und ZDF scheint sich der Einsatz gelohnt zu haben: Bei der langen Sendezeit über den Tag verteilt habe mal das ZDF, mal die ARD beim Publikum vorne gelegen, so Frey: "Ich schließe daraus: Das Publikum schätzt Vielfalt und die Chance, sich für das Programm zu entscheiden, bei dem man sich am meisten zu Hause fühlt", erklärte er. Der "enorme Publikumszuspruch" habe gezeigt, dass die Entscheidung richtig war.

Tatsächlich hat das Staatsbegräbnis für Königin Elizabeth II. am Montag schon tagsüber so viele Menschen vor den Fernseher gelockt wie sonst eher abends zur besten Sendezeit. "Besonders die öffentlich-rechtlichen Kanäle konnten hier punkten", erläuterte am Dienstag die Vorsitzende der Geschäftsführung der AGF Videoforschung, Kerstin Niederauer-Kopf, gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.

Bei der Live-Strecke "Trauerfeier für die Queen" im Ersten von 9 bis 18.00 Uhr schalteten demnach im Schnitt 2,91 Millionen Zuschauende (28,7 Prozent) ein. Alles in allem hätten 11,54 Millionen Leute zumindest kurzzeitig eingeschaltet und mindestens eine Minute im Ersten zugeguckt. Das mehrteilige "ZDF spezial: Trauer um Queen Elizabeth II." holte eben falls hohe Beteiligungen: Die meisten schauten ab 15.53 Uhr zu, die Zahl der Zuschauenden lag dann bei 3,65 Millionen (24,4 Prozent).

Beerdigung von Queen Elizabeth II.: Das Begräbnis in Bildern

Die Sonne geht über London auf. Im Vordergrund: das Riesenrad London Eye. Dahinter steht der Wolkenkratzer The Shard.
Die Sonne geht über London auf. Im Vordergrund: das Riesenrad London Eye. Dahinter steht der Wolkenkratzer The Shard. © Loic Venance - WPA Pool/Getty
Um 6.30 Uhr Ortszeit ging die öffentliche Aufbahrung von Königin Elizabeth II. zu Ende.
Um 6.30 Uhr Ortszeit ging die öffentliche Aufbahrung von Königin Elizabeth II. zu Ende. © Yui Mok - WPA Pool/Getty Images
Polizeibeamtinnen und -beamte schreiten in London die Straße The Mall entlang.
Polizeibeamtinnen und -beamte schreiten in London die Straße The Mall entlang. © Joe Maher/Getty Images
Die Sicherheitsvorkehrungen für das Staatsbegräbnis in London sind enorm.
Die Sicherheitsvorkehrungen für das Staatsbegräbnis in London sind enorm. © Dan Kitwood/Getty Images
Ein Mönch entzündet in Kathmandu, Nepal, eine Kerze für Queen Elizabeth II.
Ein Mönch entzündet in Kathmandu, Nepal, eine Kerze für Queen Elizabeth II. © Niranjan Shrestha/AP/dpa
Britische Untertanen warten entlang der Prozessionsroute des Sargs der Königin.
Britische Untertanen warten entlang der Prozessionsroute des Sargs der Königin. © Marco BERTORELLO / AFP
Zehntausende Untertanen haben sich in London versammelt, um von der Queen Abschied zu nehmen.
Zehntausende Untertanen haben sich in London versammelt, um von der Queen Abschied zu nehmen.
Britinnen und Briten sitzen im Londoner Hyde Park.
Britinnen und Briten sitzen im Londoner Hyde Park. © JUSTIN TALLIS / AFP
Dudelsackpfeifer Major Steven Dewar spielt ein Klagelied auf dem Deck der Royal Yacht Britannia in Edinburgh.
Dudelsackpfeifer Major Steven Dewar spielt ein Klagelied auf dem Deck der Royal Yacht Britannia in Edinburgh. © Andy Buchanan / AFP
Wachen der Westminster Abbey marschieren in London.
Wachen der Westminster Abbey marschieren in London. © Christopher Furlong/Getty Images
Matrosen der Royal Navy marschieren zu Ehren der Königin.
Matrosen der Royal Navy marschieren zu Ehren der Königin. © Sarah Meyssonnier - WPA Pool/Getty Images
Eine Militärkapelle spielt auf dem Parliament Square in London.
Eine Militärkapelle spielt auf dem Parliament Square in London. © SARAH MEYSSONNIER / POOL / AFP
Der Sarg von Elizabeth II. verlässt Westminister Hall.
Der Sarg von Elizabeth II. verlässt Westminister Hall. © HANNAH MCKAY / POOL / AFP
Die Prinzen William und Harry in der Prozession mit dem Sarg ihrer Großmutter.
Die Prinzen William und Harry in der Prozession mit dem Sarg ihrer Großmutter. © HANNAH MCKAY / POOL / AFP
Die Prinzessin von Wales kommt mit Königsgemahlin Camilla in der Westminster Abbey an.
Die Prinzessin von Wales kommt mit Königsgemahlin Camilla in der Westminster Abbey an. © Tim Goode/PA Wire/dpa
Menschen trauern vor Westminster Abbey um die Queen.
Menschen trauern vor Westminster Abbey um die Queen. © Joe Maher/Getty Images
König Abdulla II und Königin Rania Al-Abdulla von Jordanien bei der Trauerfeier in Westminster Abbey.
König Abdulla II und Königin Rania Al-Abdulla von Jordanien bei der Trauerfeier in Westminster Abbey. © Gareth Fuller / POOL / AFP
Der ehemalige spanische König Juan Carlos (links) kommt zum Staatsakt in der Westminster Abbey.
Der ehemalige spanische König Juan Carlos (links) kommt zum Staatsakt in der Westminster Abbey. © Gareth Fuller/PA Wire/dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender nehmen Abschied von der Queen.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und seine Frau Elke Büdenbender nehmen Abschied von der Queen. © Annabel Moeller/UK Parliament/dpa
Blumen liegen vor der britischen Botschaft in Berlin.
Blumen liegen vor der britischen Botschaft in Berlin. © Carsten Koall/dpa
Prinz George, Urenkel von Königin Elizabeth II.
Prinz George, Urenkel von Königin Elizabeth II. © James Manning/PA Wire/dpa
Prinz William, sein Sohn Prinz George, seine Tochter Prinzessin Charlotte und seine Frau Kate kommen zum Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II.
Prinz William, sein Sohn Prinz George, seine Tochter Prinzessin Charlotte und seine Frau Kate kommen zum Staatsakt vor der Beisetzung von Königin Elizabeth II. © Dominic Lipinski/PA Wire/dpa
Der Sarg von Königin Elizabeth II. bei ihrer Trauerfeier in der Westminster Abbey.
Der Sarg von Königin Elizabeth II. bei ihrer Trauerfeier in der Westminster Abbey. © Dominic Lipinski/PA Wire/dpa
König Charles III. steht beim Staatsakt vor der Beisetzung neben dem Sarg von Königin Elizabeth II.
König Charles III. steht beim Staatsakt vor der Beisetzung neben dem Sarg von Königin Elizabeth II. © Dominic Lipinski/PA Wire/dpa
Die Urenkel der Queen: George und Charlotte
Die Urenkel der Queen: George und Charlotte © HANNAH MCKAY / POOL / AFP
Prinzessin Eugenie (links) und Prinzessin Beatrice nach dem Gottesdienst für ihre verstorbene Großmutter
Prinzessin Eugenie (links) und Prinzessin Beatrice nach dem Gottesdienst für ihre verstorbene Großmutter © Anthony Devlin/Getty Images
Herzogin Meghan nach der Trauerfeier für die verstorbene Queen.
Herzogin Meghan nach der Trauerfeier für die verstorbene Queen. © Sarah Meyssonnier - WPA Pool/Getty Images
Der Trauerzug mit dem Sarg der gestorbenen britischen Königin Elizabeth II. fährt am Buckingham Palace in London vorbei.
Der Trauerzug mit dem Sarg der gestorbenen britischen Königin Elizabeth II. fährt am Buckingham Palace in London vorbei. © Carl Court/Getty Pool/AP/dpa
Ein Soldat fällt bei der Gedenkveranstaltung für die Queen am Wellington Arch hin.
Ein Soldat fällt bei der Gedenkveranstaltung für die Queen am Wellington Arch hin. © Daniel LEAL / POOL / AFP
Der Trauerzug mit dem Sarg der gestorbenen britischen Königin Elizabeth II. fährt nach dem Gottesdienst über die Prachtstraße The Mall.
Der Trauerzug mit dem Sarg der gestorbenen britischen Königin Elizabeth II. fährt nach dem Gottesdienst über die Prachtstraße The Mall. © Zac Goodwin/PA Wire/dpa
Schloss Windsor war zuletzt der Hauptaufenthaltsort von Queen Elizabeth II. Hier wird sie nun auch beerdigt.
Schloss Windsor war zuletzt der Hauptaufenthaltsort von Queen Elizabeth II. Hier wird sie nun auch beerdigt. © AFP | AFP
Die Corgis der Queen warten auf Schloss Windsor auf die verstorbene Königin.
Die Corgis der Queen warten auf Schloss Windsor auf die verstorbene Königin. © Glyn KIRK / POOL / AFP
Gäste der Trauerfeier für die Queen schreiten durch das Blumenmeer vor Schloss Windsor.
Gäste der Trauerfeier für die Queen schreiten durch das Blumenmeer vor Schloss Windsor. © ADRIAN DENNIS / POOL / AFP
Die Sargträger tragen den Sarg der Queen in die St. George's Chapel hinein.
Die Sargträger tragen den Sarg der Queen in die St. George's Chapel hinein. © AFP | AFP
König Charles, Prinz Harry, Prinz Andrew und Prinz William auf dem Weg zum Aussegnungsgottesdienst der Queen.
König Charles, Prinz Harry, Prinz Andrew und Prinz William auf dem Weg zum Aussegnungsgottesdienst der Queen. © WPA Pool/Getty Images | WPA Pool/Getty Images
König Charles und sein ältester Sohn William betrachten den Sarg von Queen Elizabeth II.
König Charles und sein ältester Sohn William betrachten den Sarg von Queen Elizabeth II. © Getty Images | Getty Images
König Charles III. und Mitglieder der königlichen Familie folgen dem Sarg von Königin Elizabeth II., der in die St.-Georges-Kapelle von Schloss Windsor getragen wird, um die Beisetzung vorzunehmen.
König Charles III. und Mitglieder der königlichen Familie folgen dem Sarg von Königin Elizabeth II., der in die St.-Georges-Kapelle von Schloss Windsor getragen wird, um die Beisetzung vorzunehmen. © Ben Birchall/PA Wire/dpa | Ben Birchall/PA Wire/dpa
Die Krone, der Reichsapfel und das Zepter waren die Staatsinstrumente der Queen.
Die Krone, der Reichsapfel und das Zepter waren die Staatsinstrumente der Queen. © Getty Images | Getty Images
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Queen-Beerdigung: Christian Lindner sieht "Einsparpotenzial"

Dennoch gab es auch Menschen, die den Einsatz nicht nachvollziehen konnten: Viele hatten Kritik an der Sendeentscheidung geäußert und Sorge über eine scheinbare Verschwendung von Gebührengeldern ausgedrückt.

Finanzminister Christian Lindner hatte etwa der "Neuen Osnabrücker Zeitung" gesagt: "Dass ARD, ZDF und Phoenix live und parallel vom Begräbnis der Queen aus London senden und mit jeweils eigenem Personal in London sind, belegt anschaulich, dass es erhebliches Einsparpotenzial gibt."

Lindner forderte eine Deckelung der Rundfunkgebühren: Eine Aussetzung der Gebührenerhöhungen würde die Menschen "in einer Zeit rapide steigender Preise" entlasten. Zugleich würde sie als Anreiz für die öffentlich-rechtlichen Sender dienen, sich zu verschlanken und auf ihren Kernauftrag zu konzentrieren, fügte der FDP-Chef hinzu. "Ich bin mir sicher, dass durch Kooperation hohe Summen gespart werden können, ohne dass sich dies am Programm negativ bemerkbar macht."

Bundesfinanzminister Christian Lindner sieht
Bundesfinanzminister Christian Lindner sieht "Einsparpotenziel" bei der Queen-Berichterstattung von ZDF und ARD © Kay Nietfeld/dpa

Queen-Beerdigung: Auch NDR und Phoenix verteidigen sich

Auch auf diese Kritik hin lieferten mehrere Sender eine Rechtfertigung. Der in der ARD-Kette für das Staatsbegräbnis der Queen federführende Norddeutsche Rundfunk (NDR) erläuterte am Dienstag: "Der NDR produzierte seine TV-Sendungen, auch die Sonderstrecke, inklusive Moderation in Hamburg und schaltete zu den jeweiligen Live-Positionen nach London." Der Personalaufwand sei dabei geringer gewesen als bei einer Produktion direkt vor Ort.

Auch der Sender Phoenix stellte klar, dass er kein eigenes Personal in London vor Ort hatte: "Bei Phoenix, dem Ereigniskanal von ARD und ZDF, ist durch die Übertragung der Trauerfeierlichkeiten kein personeller oder finanzieller Mehraufwand entstanden." Über weitere Strecken habe der Sender zudem die Live-Berichte der ARD-Kollegen und -Kolleginnen aus London übernommen und bei sich selbst übertragen. (reba/dpa/afp)

Dieser Artikel erschien zuerst auf morgenpost.de.