London. Akshata Murthy (42), die Ehefrau des neuen britischen Premiers Rishi Sunak, kommt aus reichem Haus – und gibt sich dennoch bescheiden.

Es war Mitte der 80er-Jahre, als ein kleines Mädchen in der indischen Millionenmetropole Bangalore aufgeregt zu Hause erzählte, es sei ausgewählt worden, um an einer Schulaufführung teilzunehmen. Doch das Kleid sollten die Eltern stellen.

Die Mutter musste ihrer Tochter erklären, dass sie sich das nicht leisten können: „Uns ist klar, dass es für ein Kind hart ist, auf ein wichtiges Ereignis in der Schule zu verzichten. Aber wir wissen, dass du etwas Wichtiges dadurch gelernt hast – die Bedeutung von Bescheidenheit.“

Das Mädchen von früher ist heute eine der reichsten Frauen Großbritanniens: Akshata Murthy (42), Unternehmerin, Modedesignerin und Ehefrau des neuen Premierministers Rishi Sunak (42). Das Wirtschaftsmagazin „Forbes“ schätzt ihr Vermögen auf 715 Millionen Dollar. Damit wäre sie reicher als König Charles III., dessen Privatvermögen 500 Millionen Dollar betragen soll.

Rishi Sunak und das Vermögen seines Schwiegervaters

Ihren Reichtum hat die 42-Jährige ihrem Anteil von 0,93 Prozent an dem IT-Unternehmen Infosys zu verdanken, das ihr Vaters N. R. Narayana Murthy mitgegründet hat. Der Selfmademilliardär gilt als indischer Bill Gates und ist der sechstreichste Mann seines Landes.

10 Downing Street lautet nun also die neue Adresse von Rushi Sunak und Akshata Murthy, die 2009 in einer zweitägigen Zeremonie in Bangalore heirateten und zwei Töchter haben. Traditionell steht ihnen damit auch der Landsitz Chequers aus dem 16. Jahrhundert in Buckinghamshire zur Verfügung.

Premierminister Rishi Sunak und seine Frau Akshata Murthy sind seit 2009 miteinander verheiratet.
Premierminister Rishi Sunak und seine Frau Akshata Murthy sind seit 2009 miteinander verheiratet. © EPA-EFE | Vickie Flores

Doch das Paar besitzt bereits seinen eigenen Landsitz in Yorkshire, den sie 2015 für 2,3 Millionen Dollar erwarben. Obwohl das Anwesen denkmalgeschützt ist, konnten sie es für 450.000 Dollar umbauen – es hat nun alle Annehmlichkeiten eines Wellnesshotels wie Tennisplätze, Swimmingpool und Fitnessstudio.

Ihr Hauptwohnsitz ist jedoch ein Stadthaus im Londoner Nobelstadtteil Kensington mit Dachterrasse, das sie 2010 erwarben. Eine kluge Investition war es, dass der ehemalige Finanzminister ebenfalls in Kensington ein Apartment für 300.000 Dollar kaufte. Heute beherbergt das Paar dort seine Gäste.

Akshata Murthy: Ihre Leidenschaft ist die Mode

Und man ist gerne Gast bei dem „Power Couple“. Einladungen zu den Soirees auf dem Landsitz der beiden gelten als begehrt, nicht nur wegen des Champagners und der Kanapees. Doch Geschichten über ausschweifende Feiern sucht man vergebens. Es gibt keine Bilder des diskreten Paares von Promipartys oder royalen Hochzeiten, keine Selfies mit den üblichen Verdächtigen der britischen High Society wie den Beckhams oder den McCartneys, keinen Platz in der ersten Reihe bei Modeschauen.

Dabei ist Mode Murthys große Leidenschaft. 2010 sah das Mädchen, dem die Eltern einst kein Kleid kaufen konnten, ihren Namen erstmals auf den Etiketten ihrer eigenen Kollektion.

Vermögendes Ehepaar mit Familiensinn: Das „Power Couple“ hat zwei gemeinsame Töchter.
Vermögendes Ehepaar mit Familiensinn: Das „Power Couple“ hat zwei gemeinsame Töchter. © Reuters | PETER NICHOLLS

Ihr Stil schlägt eine Brücke zwischen dem Westen und Indien. Oftmals orientiert sich ihre Mode an den Saris, den indischen Wickelkleidern. „Handwerk, Authentizität und ein kulturelles Erbe“ seien ihr wichtig, erklärte sie 2011 in der „Vogue“. „Warum nicht einen hippen Gehrock mit Mustern, der von indischer Malerei inspiriert ist, mit einem Marc-Jacobs-Schal kombinieren?“

Viele ihrer Kleidungsstücke seien wunderliche Funde aus den Straßen von Los Angeles und Mumbai, gelegentlich kombiniert mit einem Entwurf ihres Lieblingsdesigners Alexander Wang. Der in Southampton geborene Rishi Sunak ist der erste Premierminister mit Migrationshintergrund, und auch Murthys Mission ist es, eine Brücke zwischen den Kulturen zu schlagen. Geschätzt 7,5 Prozent der britischen Bevölkerung haben Wurzeln in Südasien. „Ich bin stolz, hier zu sein“, sagt sie über ihre Wahlheimat. „Rishi hat immer die Tatsache respektiert, dass ich so stolz auf mein Land bin wie er auf seines.“

Das erklärte sie als Reaktion auf die Kritik, dass sie in Großbritannien kaum Steuern zahle. Murthy besaß den „Non Dom“-Status, der in Großbritannien Menschen gewährt wird, die vorhaben, in ihre Heimat zurückzukehren. Außerhalb Großbritanniens erwirtschaftete Einkünfte müssen dann nicht versteuert werden. Inzwischen zahlt sie die Steuern freiwillig. Geld für ein neues Kleid hat sie trotzdem.

Dieser Text erschien zuerst auf morgenpost.de.