Madrid. Skandalkönig Juan Carlos I. wird 85 Jahre alt. Seinen Geburtstag feiert er im im Exil in Abu Dhabi. Wer heute noch zu ihm hält.

Keine offiziellen Glückwünsche, keine landesweiten Jubelfeiern. Stattdessen herrscht weitgehend Grabesstille. Juan Carlos I., Spaniens Altkönig im Ruhestand, wird an diesem Donnerstag (5. Januar) 85 Jahre alt – im Exil in Abu Dhabi. In seinem Heimatland, in dem Juan Carlos in Ungnade fiel, ziehen es Regierung und Königspalast vor, den Geburtstag totzuschweigen.

Eine bittere Enttäuschung für Juan Carlos, der in besseren Zeiten die beliebteste Persönlichkeit Spaniens war. Allerdings nur bis bekannt wurde, dass er auf Auslandskonten Millionengelder zweifelhafter Herkunft hortete. Dass er jahrelang Steuern hinterzog. Und dass er sich einem luxuriösen Leben hingab, während er sein Volk dazu aufforderte, den Gürtel enger zu schnallen.

Skandalkönig: Geburtstag im goldenen Wüsten-Exil

Juan Carlos, der im Sommer 2020 Spanien verließ, muss jetzt schon zum dritten Mal in der Ferne Geburtstag feiern. Dort geht es ihm aber nicht schlecht. Der alte König wohnt in einer Luxusvilla in Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate. Behütet von Dienern und Bodyguards, die der spanische Staat bezahlt – und als Gast des dortigen Herrschers, des reichen Scheich Mohammed bin Zayed.

In seinem goldenen Exil lebt der alte König wie im Schlaraffenland. Einsam ist er auch nicht. Zumal er regelmäßig Besuch erhält. Etwa von seinen beiden Töchtern, den Prinzessinnen Elena und Cristina, die ihrem Vater die Treue halten. Auch enge Freunde, so hört man, schauen öfter vorbei.

Lesen Sie auch: König Charles, Margrethe & Co – So wird das royale Jahr 2023

Es ist aber kein Geheimnis, dass Juan Carlos die Wüste am liebsten sofort wieder verlassen möchte. „Er hat Sehnsucht nach der Heimat“, wird aus seiner Umgebung berichtet.

Doch sein Sohn Felipe VI., der 2014 den Thron erbte und seitdem im Palast das Sagen hat, lehnt die Rückkehr ab. Er hat mit seinem Vater, der zu einer schweren Belastung für Ansehen und Zukunft der Monarchie geworden ist, gebrochen.

Auch mit seiner angetrauten Ehefrau, Königin Sofía, hat Juan Carlos nicht mehr viel Kontakt. Die beiden leben, wegen der unzähligen außerehelichen Liebesaffären des Königs, seit vielen Jahren getrennt. Deswegen wundert es nicht, dass die 84 Jahre alte Sofía wenig Lust hat, ihren untreuen Ehemann im Exil zu besuchen.

Spaniens Altkönig Juan Carlos I. wird 85 Jahre alt.
Spaniens Altkönig Juan Carlos I. wird 85 Jahre alt. © PATRICIA DE MELO MOREIRA / AFP

Skandalkönig: Auf Reisen mit deutscher Geliebter

Der spanischen Öffentlichkeit wurde spätestens nach einer Jagdaffäre im Jahr 2012 klar, dass Juan Carlos nicht der vorbildliche Ehemann und König ist, den er bis dahin gespielt hatte.

Damals brach er sich bei einer fürstlichen Elefantenjagd im afrikanischen Botswana die Hüfte. Während Ihre Majestät die großen Rüsseltiere jagte, deren Elfenbeinstoßzähne begehrte Trophäen sind, machte die spanische Bevölkerung gerade eine schwere Wirtschaftskrise durch.

Nebenbei kam heraus, dass Juan Carlos bei dieser Safari nicht von Sofía begleitet wurde. Sondern von einer langjährigen Geliebten – der deutschen Geschäftsfrau Corinna zu Sayn-Wittgenstein. Diese will ebenfalls nichts mehr von ihrem Ex wissen. Sayn-Wittgenstein fühlt sich inzwischen von diesem belästigt und verfolgt. Sie hat ihn deswegen vor einem Londoner Zivilgericht auf Schadenersatz verklagt.

Der Ruf des alten Königs, der früher einmal als Volksheld gefeiert wurde, ist ruiniert. Auch wenn ihm die älteren Spanier nicht vergessen, dass er das Land nach dem Tod des Diktators Francisco Franco im Jahr 1975 in die Demokratie führte. Und dass er sich 1981 einem Militärputsch entgegenstellte.

Spanisches Könighaus: Sohn versucht Ansehen aufzupolieren

Immerhin muss er wegen seiner Finanzmachenschaften in Spanien keine Anklage mehr fürchten. Spaniens Staatsanwaltschaft stellte alle Ermittlungen gegen Juan Carlos ein.

Dabei half dem Altkönig, dass er freiwillig mehr als fünf Millionen Euro Steuern nachzahlte. Auch schützte ihn der Umstand, dass er bis zu seiner Abdankung in 2014 laut spanischem Grundgesetz strafrechtliche Immunität genoss. Hinzu kam, dass ihm die Annahme von Schmiergeldern nicht bewiesen werden konnte.

Der spanische König Felipe VI. (l) und sein Vater, der frühere König Juan Carlos.
Der spanische König Felipe VI. (l) und sein Vater, der frühere König Juan Carlos. © Paco Campos/EFE/EPA/dpa

Der Verdacht gegen ihn ist aber nicht ausgeräumt. Entsprechend war die Empörung in Spanien groß, als Juan Carlos im Mai 2022 für ein paar Tage zu Besuch in die Heimat kam und sich dort, wie in alten Zeiten, von Anhängern feiern ließ. Ohne irgendein Anzeichen von Reue. Auch für eine öffentliche Entschuldigung, wie sie Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez gefordert hatte, sah er keinen Anlass.

Wohl auch wegen der mangelnden Einsicht seines Vaters, der ziemlich offensichtlich schon länger den Kontakt zur Wirklichkeit verlor, gibt sich Felipe nun eisern. Seit Jahren versuchen Felipe und seine königliche Ehefrau Letizia, das Ansehen der Krone wieder aufzupolieren. Ein schwieriges Unterfangen, das regelmäßig durch Enthüllungen über Juan Carlos torpediert wird.

Vor allem die Aussagen von Corinna zu Sayn-Wittgenstein bescheren dem Königshaus immer neue Turbulenzen. Gerade erst legte Sayn-Wittgenstein in einer Podcast-Serie Munition nach und beschrieb Juan Carlos als einen König, der ein Doppelleben führte – mit Schwarzgeldkonten im Ausland, Reisetaschen voller Geld und unzähligen Seitensprüngen.